"Leben im Untergrund": Schutz der Grundwasserfauna ist wichtig für gute Trinkwasserqualität

Dass beim Aufdrehen des Wasserhahns sauberes Trinkwasser fließt, ist für Menschen in Industrieländern selbstverständlich. In der Europäischen Union wird mehr als die Hälfte des Trinkwassers aus dem Grundwasser gewonnen. Doch Grundwasser ist mehr als nur eine Quelle für Trink- und Brauchwasser. Es ist einer der größten und ältesten Lebensräume. Über 2.000 Tierarten sind aus dem Grundwasser Europas bekannt, über 500 Arten haben Forscher bislang im deutschen Grundwasser gefunden – Tendenz steigend.

„Es steht außer Zweifel, dass biologische Prozesse entscheidenden Einfluss auf die Reinheit des Grundwassers haben“, erklärt Dr. Hans Jürgen Hahn von der Arbeitsgruppe Grundwasserökologie am Campus Landau der Universität Koblenz-Landau. Die dort lebenden Mikroorganismen und Tiere zersetzen organisches Material, dass von der Oberfläche ins Grundwasser gelangt und tragen so in hohem Maße zu dessen Reinigung und damit zu einer guten Trinkwasserqualität bei. „Wir müssen deshalb die Bedeutung des Grundwassers als Lebensraum einer breiten Öffentlichkeit bewusst machen. Denn nur was man kennt, kann und will man auch schützen.

„Das Grundwasser ist auch ein Fenster in die Vergangenheit“, meint Hahn. Viele der meist nur durchs Mikroskop sichtbaren Einzeller, Würmer und Krebstierchen, die sich im Grundwasser tummeln, stammen von seit Jahrmillionen ausgestorbenen, oberirdischen Arten ab. Obwohl schon eine große Zahl dieser für die Wissenschaft hochinteressanten Grundwassertierarten bekannt sind, betritt die Forschung laut Hahn bezüglich des Lebensraums und der zahlreichen wichtigen ökologischen Funktionen, die diese Tiere im Grundwasser übernehmen, Forschungs-Neuland. Doch gerade das Wissen darüber sei für die nachhaltige Nutzung und den Schutz des Grundwassers unentbehrlich.

Rechtlich allerdings wird das Grundwasser nach wie vor nicht als Lebensraum, sondern nur als Ressource behandelt – eine Situation, die für Wasserversorger, Fachbehörden und Naturschutz gleichermaßen unbefriedigend ist. Deshalb möchte Grundwasserökologe Hahn, gemeinsam mit seinem Münchner Kollegen Dr. Peter Rumm, erstmals Anwender und Fachleute aus der Grundwasser-Branche im südpfälzischen Landau an einen Tisch bringen. Unter dem Motto „Grundwasser – Lebensraum, Ressource, Schutzgut“ findet am 14. und 15. April eine interdisziplinäre Tagung statt, getragen von neun Veranstaltern – vom Umweltbundesamt über die Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. bis hin zur Universität Koblenz-Landau. „Unser Ziel ist es, mit der bundesweit ersten fächerübergreifenden Darstellung und Diskussion des Themas, Perspektiven zum nachhaltigen Umgang mit der Ressource und dem Lebensraum Grundwasser auszuloten“, bekräftigen Hahn und Rumm.

Die Aufgabe der Forschung liegt laut Hahn klar auf der Hand: Die Wissenschaftler müssen die dazu nötigen Daten, Konzepte und Bewertungsansätze liefern. „Wir müssen erreichen, dass das Grundwasser rechtlich genauso wie das Oberflächenwasser behandelt wird – es geht also nicht nur um Qualität und Quantität, sondern vor allem auch um Ökologie.“ Mit dem interdisziplinären Ansatz der Tagung in Landau wollen die Organisatoren den ersten Schritt in diese Richtung unternehmen.

Kontakt:

Universität Koblenz-Landau
Arbeitsgruppe Grundwasser-Ökologie
Dr. Hans Jürgen Hahn
Fortstraße 7, D-76829 Landau
Tel.: 06341-280-211
Fax: 06341-280-367
Email: hjhahn@uni-landau.de

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Bernd Hegen idw

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