Weltweit einzigartiges Klima-Forschungsprojekt gestartet

„Hallo Lufthansa! In der Reihe der Weltfluggesellschaften heißen wir das „neue“ alte Mitglied willkommen.“ Das ist der Wortlaut einer am 1. April 1955 geschalteten Anzeige, mit der Pan American damals die Wiederaufnahme des Flugbetriebs der Lufthansa öffentlich begrüßte. Am 1. April steht nun das 50-jährige Jubiläum der Lufthansa an. Zu diesem Anlass möchten wir Sie bis zu diesem Datum jeweils montags und donnerstags über verschiedene Themen rund um die Geschichte und Entwicklung der Fluggesellschaft informieren.

Er ist Vater eines Umweltprojektes mit dem exotischem Namen CARIBIC: Professor Paul Crutzen, 71, vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Im Jahr 1995 erhielt der gebürtige Niederländer mit zwei amerikanischen Kollegen den Chemie-Nobelpreis für die Forschung über die Ursachen des Ozonlochs. Zur Zeit leitet der renommierte Klimaforscher mit aktiver Lufthansa Unterstützung ein weltweit einzigartiges Forschungsprojekt.

Es führt das Kürzel CARIBIC, hat aber mit Traumstränden und Steel Bands rein gar nichts zu tun. CARIBIC steht vielmehr für „Civil Aircraft for the Regular Investigation of the Atmosphere Based on an Instrument Container“, (Zu Deutsch: Passagierflugzeug für die regelmäßige Untersuchung der Atmosphäre mit Hilfe eines Labor-Containers). Das klingt genauso kompliziert, wie es ist: Unter Federführung des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie spüren mehr als zehn wissenschaftliche Einrichtungen aus sechs europäischen Ländern rund 50 verschiedenen Gasen und Partikelverbindungen in der Erdatmosphäre nach. Unterstützt wird das Vorhaben vom bundesdeutschen Forschungsministerium, der Europäischen Gemeinschaft und Lufthansa.

„CARIBIC ist ein wirklich europäisches Projekt“, sagt der Koordinator Dr. Carl Brenninkmeijer von der Abteilung für Atmosphärenchemie, „getragen vom gemeinsamen Bewusstsein für die Umwelt und dem Willen zur Zusammenarbeit.“ Und es leistet Pionierarbeit: „Für die Untersuchungen wird ein werksneuer Langstrecken-Airbus A340- 600 eigens von den Spezialisten der Lufthansa Technik umgebaut“, erklärt Dr. Karlheinz Haag, Leiter der Abteilung Umweltkonzepte des Lufthansa Konzern. Die erstmalige Umrüstung des Flugzeugs für die Forschungsaufgabe dauert ganze 17 Tage oder – anders ausgedrückt – mehr als 1000 Ingenieurstunden.

„Als Labor benutzen wir einen mit 20 wissenschaftlichen Instrumenten ausgerüsteten Frachtcontainer“, erläutert Professor Paul Crutzen. „Der Container wird im Flugzeug mit dem Außenluft-Einlasssystem verbunden, so dass während des gesamten Fluges in Reiseflughöhe analysiert werden kann.“ – mitten im für die Klimaforschung so wichtigen Bereich der so genannten Tropopause, der Grenzschicht zwischen Troposphäre und darüber liegender Stratosphäre in acht bis zwölf Kilometern Höhe. Hier können Satelliten und bodengestützte Messungen – aufgrund ihrer groben vertikalen Auflösung – klimarelevante Messgrößen nur unzureichend erfassen. Die CARIBIC Forschungsflüge helfen somit, dort eine wichtige Beobachtungslücke zu schließen.

Über einen Projektzeitraum von mindestens 10 Jahren werden über große Distanzen hinweg durchgängig riesige Datensätze aufgezeichnet. Beide Faktoren – vergleichsweise lange Zeiträume und Datendichte – sind für die Wissenschaft von besonderer Bedeutung. Mit einer Reichweite von rund 13.000 km ist der Lufthansa CARIBIC-Airbus nahezu ebenso global einsetzbar wie die Satellitenfernerkundung vom Weltraum aus – bloß kostengünstiger. Die Mess-Einrichtung ist komplett auf dem neusten Stand der Technik.

„Der Lufthansa Langstreckenjet ist heute besser ausgestattet als manches Forschungsflugzeug“, freut sich Haag. Ein bis zweimal im Monat soll das fliegende, etwa 15 Passagiere schwere Lufthansa Labor „auf Langstrecke“ gehen. „Durch die Verwendung einer Linienmaschine erhalten wir kontinuierlich Daten – auch aus Gebieten, in denen Forschungsflugzeuge sonst nur sporadisch messen“, ergänzt Brenninkmeijer, „das ist besonders interessant, um die weltweite Verteilung von Gasen und Schadstoffen in der Atmosphäre dokumentieren zu können.“

Der Laborcontainer im Frachtraum des Lufthansa Jets arbeitet den ganzen Reiseflug unabhängig und vollautomatisch. Von den Ergebnissen des CARIBIC Projektes versprechen sich die Wissenschaftler ein besseres Verständnis über die Bildung, Zusammensetzung und Verteilung von Aerosol-Partikeln, über den Transport von kontinentalen Verschmutzungsfahnen sowie über deren chemische Veränderungsprozesse.

„Man gewinnt mit CARIBIC grundlegende Erkenntnisse über die Prozesse in der Atmosphäre.“ fasst Dr. Andreas Waibel, Klimawissenschaftler auf Lufthansa Seite zusammen „Modelle zur Klimavorhersage lassen sich deutlich verbessern und die Diskussion um die Klimawirkung des Luftverkehrs versachlichen“.

Neben Investitionen in eine moderne und umweltverträgliche Flotte spielt die Unterstützung von wissenschaftlichen Projekten – insbesondere zur Klimaforschung – eine herausragende Rolle. Genau zu wissen, welche Auswirkungen das Fliegen auf die Umwelt hat, ist bei Lufthansa Basis für eine effektive Vorsorgepolitik.

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