Ökologen kritisieren Verlust der Biodiversität in Landwirtschaft

Um dem drohenden Verlust der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft aufzuzeigen, appelliert das deutsche Öko-Institut an die Politik. Nach Untersuchungen bilden nämlich nur noch zwölf Pflanzenarten und fünf Nutztierarten die Grundlage unserer Ernährung. 99,6 Prozent der Kulturpflanzen bleiben hingegen ungenutzt und rund 2.000 Nutztierrassen sind derzeit vom Aussterben bedroht. Das wissenschaftliche Verbundprojekt „Agrobiodiversität entwickeln“ untersuchte die Ursachen und Folgen, die der Verlust der Artenvielfalt im Bereich der Landwirtschaft mit sich bringt.

Die wichtigste Ursache für den Verlust von Agrobiodiversität ist die moderne „Hochleistungs-Landwirtschaft“, die vor allem auf einen kurzfristigen Ertrag ausgerichtet ist. Zu diesem Schluss kommt die Studie. Die Risiken dieser industriellen Agrarproduktion werden hingegen nicht ausreichend berücksichtigt. Sorge bereitet den Experten dabei aber vor allem, dass im Falle der Nutzung nur weniger Sorten und Rassen auch die genetischen Grundlagen für die Züchtung zerstört werden.

„Damit gehen zukünftige Optionen für die Ernährungssicherung verloren. Die verschiedenen Möglichkeiten sind jedoch notwendig, um den sich wandelnden Umweltbedingungen und Bedürfnissen gerecht zu werden“, meint die Biologin Ruth Brauner. Schuld an der Entwicklung tragen auch die Lebensmittelverarbeitung und der Handel, die sich auf immer weniger Unternehmen konzentrieren und gängige Abnahmepraktiken standardisieren. Auch die bestehende Gesetzgebung und Förderpraxis leisten einförmigen Zuchtzielen und einer starken Ertrags- und Leistungsorientierung Vorschub, die sich nachteilig auf die landwirtschaftliche Vielfalt auswirken.

Rahmengesetze der EU sollen zwar dafür sorgen, den Verlust der Agrobiodiversität zu verhindern, um die landwirtschaftliche Vielfalt aktiv zu entwickeln. Dennoch meinen die Experten, fehle es an wirksamen Politikinstrumenten, dieses Ziel auch umzusetzen. „Die EU hat sich verpflichtet, den Verlust von Biodiversität bis 2010 zu stoppen – dies schließt die landwirtschaftliche Biodiversität ein. Die Agrarwende muss hierzu aktiv beitragen“, fordert Franziska Wolff, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Öko-Instituts. Ein wichtiger Schritt auf politischer Ebene wäre es, Vorsorge- und Verursacherprinzip auch im Bereich der Tier- und Pflanzenzucht zu stärken. Als anerkannter Grundsatz der deutschen Umweltpolitik fordert das Vorsorgeprinzip ein vorbeugendes Handeln vor allem dann, wenn wissenschaftliche Unsicherheiten bestehen und nicht umkehrbare Folgen zu befürchten sind. Das ist im Bereich der Agrobiodiversität der Fall.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

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