Zahl bedrohter Arten weit unterschätzt – Experten warnen vor Overkill auf der Erde

Die Zahl der tatsächlich bedrohten Arten auf der Welt liegt nach Ansicht von Experten weit höher als bisher angenommen. Demnach könnte die Rate an bedrohten Tieren und Pflanzen um bis zu 50 Prozent über den bisherigen Schätzungen liegen. Vor allem Parasiten und Käfer, die von anderen Tieren oder Pflanzenarten, die ebenfalls bedroht sind, abhängig sind, wurden bisher nicht auf den Roten Listen berücksichtigt, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Die Studie, die von den Experten Lian Pin Koh von der National University of Singapore und Robert Dunn von der amerikanischen Curtin University durchgeführt wurde, kommt zum Schluss, dass zusätzlich zu den derzeit 12.200 bedrohten Arten noch mindestens 6.300 hinzukommen. So sind beispielsweise mit dem bedrohten Kolobus-Affen auch drei Laus-Spezies bedroht. Solche und ähnliche Tiere wurden bisher meist nicht mitgezählt, da sie weniger Charisma haben, als ihre Wirte, meinen die Forscher. In Zukunft sollen also auch Spezies, die mit der bedrohten Art in Symbiose oder parasitär leben aufgezeichnet werden.

IUCN-Experten wie etwa Craig Hilton-Taylor sind von der Idee begeistert. Taylor räumt aber ein, dass die Arbeit, die dahinter steckt, groß sei. Das Forscherteam untersuchte in diesem Zusammenhang auch acht relativ gut erforschte Ficus-Arten und die mit ihnen lebenden Ficus-Wespen sowie Läuse und Milben, die in speziellen Seevögeln leben. Die Forscher schätzen, dass mit den bereits 399 bekannten ausgestorbenen Pflanzen, Fischen, Vögeln und Säugern auch weitere 200 unbekannte Spezies für immer verschwunden sind. Von den 9.536 derzeit bedrohten Arten, von denen es Aufzeichnungen gibt, sind mindestens 6.300 ebenso bedroht. Darunter sind rund 4.000 Käferarten, Schmetterlinge, Läuse und andere Parasiten.

Thomas Brooks vom Center for Applied Biodiversity Science of Conservation International in Washington sieht in der Arbeit der Forscher einen gewaltigen Schritt nach vorne. „Das Team hat den internationalen Bestrebungen tatsächlich sehr viel geholfen, weil es erstmals gezeigt hat, dass das große Sterben auch Arten betrifft, an die andere Forscher noch gar nicht gedacht haben“.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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