Verrottbares Klebeband

Kunststofffolien und -behälter sind in der Müllverbrennung gute Brennstoffe, füllen aber auch Deponien en masse. Forscher entwickeln ein kompostierbares Klebeband, das billiger zu entsorgen als zu verheizen ist und am Ende seines Produktzyklus Deponien nicht unnötig füllt.


Für die Entsorgung von Plastikverpackungen samt daran haftenden Klebebändern müssen Firmenchefs oft tief in die Tasche greifen. So kostet die Verbrennung einer Tonne Plastikmüll etwa 100 Euro; die Deponierung rund 60 Euro. „Kompostierung ist dagegen nur halb so teuer wie die Deponierung“, betont Dr. Ulrich Wesselmann. Der Geschäftsführer des Unternehmens LogoTape Gesellschaft für Selbstklebebänder entwickelt daher gemeinsam mit Forschern des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen ein vollständig kompostierbares Klebeband. Es soll nicht nur biologisch abbaubar sein, sondern auch überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Steigen die Rohölpreise weiterhin und sinken die Herstellungskosten langfristig, wird sich der Preis für das „Bioklebeband“ dem der konventionellen Klebebänder annähern.

Herkömmliche Klebebänder sind bei der Entwicklung des verrottbaren Äquivalents der Maßstab. „Wir müssen die mechanischen Eigenschaften, die anfängliche Klebekraft und die Reißfestigkeit erreichen, die unsere Kunden von normalen Klebebändern gewohnt sind“, erklärt Carmen Michels von der UMSICHT-Abteilung Nachwachsende Rohstoffe. „Hinzu kommen Lebensdauer und Bedruckbarkeit. Leider schließen sich Kompostierbarkeit und viele technische Eigenschaften zunächst aus.“ So wird während des Einsatzes eine große Widerstandsfähigkeit verlangt. Sobald es auf dem Kompost landet, soll es sich hingegen möglichst rasch und vollständig zersetzen.

Eingesetzt werden die kompostierbaren Klebebänder vor allem dann, wenn auch das übrige Verpackungsmaterial biologisch abbaubar ist. Nur so kann die komplette Verpackung auf dem Kompost verrotten. Forscher des UMSICHT haben daher mit der FKuR-Kunststoff GmbH Granulate für solche Folien entwickelt. „Das Material ist bei Herstellern von Polyethylenfolien auf großes Interesse gestoßen, da es ähnliche mechanische Eigenschaften aufweist“, freut sich Carmen Michels. „Für Kunststoff verarbeitende Unternehmen ergibt sich ein weiterer Vorteil: Die Folie, die aus einer Mischung von Polymilchsäure und Polyester besteht, kann wie eine gewöhnliche Blasfolie verarbeitet werden.“ Bei der Kompostierung unter üblichen Bedingungen ist sie nach rund vier Wochen bereits zur Hälfte abgebaut. Die kompostierbare Folie kam unter der Bezeichnung Bio-Flex 219F auf den Markt. Im kommenden Jahr soll auch das biologisch abbaubare Klebeband den Weg in die Regale von Baumärkten finden.

Ansprechpartnerinnen:

Dipl.-Ing. Carmen Michels
Telefon: 02 08 / 85 98-12 65
Fax: 02 08 / 85 98-12 90
mic@umsicht.fraunhofer.de

Anneliese Kesselring
Telefon: 0 21 54 / 92 51-24
Fax: 0 21 54 / 92 51-51
anneliese.kesselring@umsicht.fraunhofer.de

Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT
Osterfelderstraße 3
46047 Oberhausen

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Beate Koch idw

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