Nachhaltige Produktentwicklung: dreifacher Gewinn

Nachhaltig: Die TNetBox, ein Zentralcomputer, der 400.000 Anrufbeantworter ersetzt. Quelle: Deutsche Telekom

Management sollte ökologische und soziale Aspekte stärker berücksichtigen / Öko-Institut e.V. entwickelt neues Analyseinstrument

Nachhaltige Produkte zu entwickeln und dabei nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische und gesellschaftliche Aspekte zu optimieren, ist eine der zentralen Aufgaben des modernen Unternehmensmanagements. PROSA – Product Sustainability Assessment – ist eine vom Öko-Institut e.V. entwickelte Methode, um Unternehmen bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Dabei führt PROSA die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft für die nachhaltige Produktinnovation gleichberechtigt zusammen. Ein Novum, wie die Untersuchung von mehr als 50 – auch international verbreiteten – Methoden und Konzepten zur Nachhaltigkeitsanalyse von Produkten zeigt, die das Öko-Institut seit 2001 unter die Lupe genommen hat.

Das Ergebnis: Erstens wird die soziale Dimension in den Konzepten meist vernachlässigt und zweitens gibt es nur wenige praktisch erprobte Methoden. Obwohl viele Ansätze formal oder sprachlich Bezug auf die Nachhaltigkeit nehmen, dominiert noch immer die ökologische Dimension – in manchen Fällen kombiniert mit ökonomischen Kriterien als Ökoeffizienz-Analyse. Die Analyse der sozialen Dimension ist dagegen bislang auf einem weniger differenzierten und standardisiertem Level und kommt häufig über gut gemeinte, aber abstrakte Anforderungen nicht hinaus.

„Während die Analyseschritte für eine Ökobilanz durch ISO-Normen detailliert beschrieben sind, gibt es für die Analyse sozialer Aspekte dagegen noch kein eingeführtes Werkzeug“, erläutert Projektleiter Dr. Rainer Grießhammer die Ausgangssituation des Projektes, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 600.000 Euro gefördert wird. Der wesentliche Weiterentwicklungsbedarf bei Nachhaltigkeits-Analysen besteht also im Einbezug der sozialen Aspekte. PROSA, eine in der Praxis bereits bewährte Methode zum Nachhaltigkeitsmanagement, wird diesem Weiterentwicklungsbedarf jetzt gerecht.

PROSA unterstützt Unternehmen bei der strategischen Analyse von Produktportfolios, Produkten und Dienstleistungen und wird auch in der integrierten Produktpolitik eingesetzt. Die Methode identifiziert Zukunftsmärkte, berücksichtigt neue Verbraucherbedürfnisse und hilft, Fehlinvestitionen zu vermeiden.

Dabei stützt sich PROSA auf ein Set bewährter Einzelinstrumente, die in den meisten großen Unternehmen ohnehin routinemäßig eingesetzt werden. Dies sind die fünf Kern-Instrumente Produktportfolio-Analyse, Megatrend-Szenarien, Konsumforschung, Ökobilanz und Lebenszyklus-Kostenrechnung. Zeit- und Kostenrestriktionen werden beim Verfahren besonders beachtet. Für das neu hinzuzufügende Kern-Instrument, die Sozio-Analyse, wird im Projekt derzeit eine detaillierte Methodenbeschreibung erarbeitet. Zur internationalen Harmonisierung kooperiert das Öko-Institut dabei mit der internationalen „Life Cycle Initiative“ des UN-Umweltprogramms (UNEP) und der SETAC (Society of Environmental Toxicology and Chemistry).

Die im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunktes „Sozial-ökologische Forschung“ entwickelte PROSA-Methode wurde bereits in Kooperation mit mehreren Unternehmen erprobt. Ein Beispiel hierfür ist die TNetBox der Deutschen Telekom, ein virtueller Anrufbeantworter, der als nachhaltiges Produkt identifiziert und weiterentwickelt wurde. Soziale Aspekte wie etwa höhere Flexibilität, die Abschott-Funktion eines Anrufbeantworters, die Mehrfach-Nutzbarkeit als Family Box und Datenschutz spielten dabei eine überraschend große Rolle.

Eine besondere Herausforderung für die Zukunft stellt die Analyse komplexer Industrie-Produkte dar, die aus Hunderten global verteilten Vorprodukten hergestellt werden. Am Fallbeispiel Computer wird das Öko-Institut das methodische Vorgehen speziell zur Analyse sozialer Aspekte erproben. Die Ergebnisse sollen nächstes Jahr auf dem Weltinformationsgipfel in Tunis vorgestellt werden.

Ansprechpartner

Dr. Rainer Grießhammer
Öko-Institut e.V. Freiburg
Telefon: 0049-761-45295-50
Fax 0049-761-475437
r.griesshammer@oeko.de

Media Contact

Christiane Rathmann idw

Weitere Informationen:

http://www.prosa.org

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