Erfolgreiche Wiederaufforstung von Mangroven in Vietnam?

Über 40 Mio. Liter des Herbizids Agent Orange versprühte die US-Armee während des Vietnam-Krieges über Südostasien. Die Wälder sollten entlaubt werden, um gegnerische Stellungen zu enttarnen und Ernten zu zerstören. Noch heute leidet Vietnam schwer unter den Folgen des dioxinhaltigen Mittels. Betroffen ist auch der üppige Mangrovengürtel, der die Küsten des Landes säumt. Die Regierung rief ein Programm zur Wiederaufforstung ins Leben. Unter Leitung des ZMT soll nun in einem DFG-Projekt mit Partnern vor Ort untersucht werden, wie erfolgreich dieses verläuft.

Mangrovenwälder haben sich in besonderer Weise an die Lebensbedingungen der salzigen Küstengewässer und brackigen Flussmündungen angepasst. Ihr dichtes Geflecht aus Luft- und Stelzwurzeln bildet zahllose Nischen für Meeresbewohner, die hier reichlich Nahrung und Schutz vor Räubern finden. In den Wasser führenden Prielen der Sümpfe tummeln sich Fische und Garnelen, im Schlamm findet man die Winkerkrabben. Auf den Wurzeln der Bäume siedeln Algen, Seepocken, Muscheln, Schwämme und Schnecken. Die abfallenden Blätter und Früchte liefern mehr als drei Kilogramm organisches Material pro Jahr und Quadratmeter, das auch benachbarte Korallenriffe und Seegraswiesen mit Nährstoffen versorgt. Mangroven zählen neben tropischen Regenwäldern und Korallenriffen zu den produktivsten Ökosystemen der Erde.

Die Mangrovensümpfe der Tropen sind Lebensgrundlage für die lokale Bevölkerung, die sich von den Meerestieren ernährt und das Holz als Bau- und Brennholz und zur Gewinnung von Gerbstoffen nutzt. Doch obwohl die Bedeutung der Mangroven für das Küstenökosystem bekannt ist, ist bereits die Hälfte des weltweiten Bestands zerstört und die Wälder drohen in den nächsten zwanzig Jahren auszusterben. Überall dort, wo Mangroven großflächig abgeholzt wurden und dem Städtebau, der Landwirtschaft oder Aquakulturanlagen weichen mussten, gingen die Erträge der Küstenfischerei drastisch zurück. Denn Mangroven sind die Kinderstube einer hohen Zahl wirtschaftlich wichtiger Fischarten. Ohne diese Aufwuchsgebiete wird den Fischpopulationen die Lebensgrundlage entzogen. Mit dem Wald fällt zudem der natürliche Schutzgürtel gegen Stürme, Flutwellen und Erosion für die angrenzende Küste.

In vielen Regionen wird vor dem Hintergrund spürbarer Beeinträchtigungen an der Wiederaufforstung der Mangrovenwälder gearbeitet. Einer der Vorreiter ist Vietnam. Zusätzlich zum Raubbau zerstörte der Vietnamkrieg hier fast 50 Mio. m³ an Mangroven. Eine Folge sind die jährlichen Landverluste. Im Can Gio Reservat, in der Nähe des Mekong-Deltas, wird nun schon seit Jahrzehnten die Wiederaufforstung betrieben. Hier richtete die UNESCO Vietnams erstes Biosphärenreservat ein. An den verschiedenen Sukzessionsstadien soll nun untersucht werden, ob die wieder aufgeforsteten Monokulturen in ihrer ökologischen Bedeutung vergleichbar sind mit den natürlichen Mischwäldern. In dem von der DFG mit 300.000 Euro geförderten Projekt kooperieren Wissenschaftler des ZMT mit der Universität Kiel und der National University of Vietnam.

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Ulrich Saint-Paul
Zentrum für Marine Tropenökologie
Fahrenheitstraße 6
28359 Bremen
Tel: 0421 / 23800-22
Email: ulrich.saint-paul@zmt-bremen.de

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Dr. Susanne Eickhoff idw

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