Biologische Vielfalt heimischer Feldraine bedroht

Eine bunte Mischung aus Blütenpflanzen und ihren Besuchern wie Schmetterlingen, Schwebfliegen und Hummeln prägte früher unsere Feldraine. Doch die biologische Vielfalt dieser Lebensräume ist bedroht: Viele der dort typischen Pflanzen- und Tierarten sind nur noch selten anzutreffen. Stattdessen überwuchern vielerorts einzelne Gräserarten die Raine. Als Ursache wird neben Überdüngung der angrenzenden Äcker der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht ausgeschlossen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Rheinisch-Westfälischen Technischen Universität (RWTH) Aachen empfehlen, Leitbilder für Ökosysteme als Grundlage zur Bewertung von Belastungen festzulegen. Das Ziel müsse der lebensraumtypische Zustand sein. In einer vom Bundesumweltministerium (BMU) und dem Umweltbundesamt (UBA) geförderten Studie wurden Feldraine in drei Agrarräumen Deutschlands untersucht.

Die Feldraine können meistens dem Biotoptyp „ruderale Glatthaferwiese“ zugeordnet werden. Doch die hierfür typischen Arten – zum Beispiel Blütenpflanzen und Schmetterlinge – werden vielerorts vermisst. Stattdessen fand das Forscherteam vermehrt Dominanzbestände aus wenigen Gräserarten vor.

Dominanzbestände sind Folge einer erheblichen Störung der Ökosysteme, häufig aufgrund von Eingriffen in die Umwelt. Sie entstehen, wenn sich wenige, robuste Arten gegen die Vielfalt durchsetzen. Genau dies beobachteten die Aachener Ökologen in den Feldrainen: Wenige Gräserarten bilden den Hauptbestandteil der Lebensgemeinschaft in den Rainen. Dafür fehlen in vielen der Untersuchungsflächen typische Pflanzen und Tiere. Mit Überdüngung und weiteren Nutzungsfaktoren können die Dominanzbestände allein nicht erklärt werden. Daher wird als Ursache der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht ausgeschlossen.

Das Aachener Forscherteam leitet aus seinen Beobachtungen die Forderung ab, Leitbilder für die verschiedenen Biotoptypen in der Agrarlandschaft zu entwickeln und festzulegen, um Belastungen zu bewerten. Einen vergleichbaren Weg hat die Europäische Union bereits mit der EG-Wasserrahmenrichtlinie beschritten, die einen guten ökologischen Zustand der Gewässer als Ziel fordert und dafür konkrete Maßnahmen verabschiedet hat.

Der Abschlussbericht der Studie „Die Arthropodenfauna von Nichtzielflächen und die Konsequenzen für die Bewertung der Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf den terrestrischen Bereich des Naturhaushalts“ ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes als Nr. 10/2004 erschienen. Er ist erhältlich bei Werbung und Vertrieb, Wolframstraße 95-96, 12105 Berlin, Fax: 2 18 13 79, e-Mail: berlin@wundv.com. Die Studie und eine Kurzfassung stehen auch im Internet zum Herunterladen bereit.

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Thomas von Salzen idw

Weitere Informationen:

http://www.umweltbundesamt.de

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