Lebensstil und Naturschutz

Ein umweltpsychologisches Forschungsprojekt an der Kasseler Universität sucht nach optimalen Kommunikationsstrategien

Kassel. Noch so eindrückliche Appelle von Regierungen, Behörden und Bürgerinitiativen an die Bevölkerung, doch konkret etwas zu tun für den Schutz der Natur und der Umwelt, greifen oft ins Leere. Wir nehmen sie zur Kenntnis und gehen zur Tagesordnung über. Liegt das daran, dass heute weite Teile der Bevölkerung kein Interesse mehr für Umwelt – und Naturschutzfragen aufbringen – oder vielleicht daran, dass Umweltschützer und Politiker die falsche Sprache wählen, wenn sie zum Umweltschutz aufrufen? Genau dieser Frage geht ein gerade begonnenes Forschungsprojekt einer Arbeitsgruppe um den Psychologen Prof. Dr. Ernst-D. Lantermann von der Universität Gesamthochschule Kassel nach, das mit 200.000 DM vom Bundesamt für Naturschutz gefördert wird. Die Grundidee des Projektes, das gemeinsam mit dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung durchgeführt wird, ist einfach: Es gibt nicht „die“ Bevölkerung, sondern viele Bevölkerungsgruppen, die sich deutlich in ihren Lebensgewohnheiten, ihren Anschauungen, Erfahrungen und Werthaltungen unterscheiden. Was etwa für den „konservativen Sicherheitsfanatiker“ ein schlagkräftiges Argument für den Umweltschutz sein mag, könnte möglicherweise aus der Sicht des „postmodernen Risikofreudigen“ geradezu ein Grund sein, sich gelangweilt zurückzulehnen und als Dauerberieselung über die angeblich so gefährdete Umwelt abzuhaken.

Gegenteilige Effekte
Dass eine gutgemeinte Aufklärung den gegenteiligen Effekt nach sich ziehen kann, hat in den vergangenen Monaten die Diskussion über den in der Diskussion befindlichen „Nationalpark Kellerwald“ bewiesen. Die Schuldigen an dem letztlich gescheiterten Projekt Kellerwald sind nicht nur, wenn überhaupt, in der „egoistischen“ und „uneinsichtigen“ Bevölkerung zu suchen, sondern auch unter den Befürwortern des Nationalwald-Projektes, die es offensichtlich nicht verstanden hatten, ihre Argumente in überzeugender Weise zu kommunizieren. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht soll in dem Projekt „Lebensstile und Naturschutz“ untersucht werden, welche Kommunikationsformen für welche Lebensstilgruppen am besten geeignet wären, um die Akzeptanz des Naturschutzgedankens in der Bevölkerung zu erhöhen und auf eine „massenhafte“ Basis zu stellen. Insgesamt zielt das Vorhaben darauf ab, die Grundprinzipien einer lebensstilorientierten Kommunikationsstrategie für den Naturschutzgedanken zu entwickeln und Perspektiven für eine weitere Erforschung des Themenfeldes zu eröffnen.

Media Contact

Ingrid Hildebrand idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer