Seehund-Seuche hat deutsches Wattenmeer erreicht

Die seit Anfang Mai dieses Jahres zunächst in Dänemark, später auch in Schweden, Norwegen und in den Niederlanden grassierende Seehund-Seuche hat nunmehr auch das deutsche Wattenmeer erreicht. Wie das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sowie die Bezirksregierung Weser-Ems mitteilten, wurden nunmehr bei  fünf Seehunden in Ostfriesland eindeutig Symptome der Seehundstaupe festgestellt. Ergebnisse der virologischen Untersuchung stehen noch aus. Es sind die ersten Funde an der deutschen Nordseeküste.

Insgesamt fielen bislang über 2000 Seehunde der Epidemie zum Opfer. Nach Auffassung von Bundesumweltminister Jürgen Trittin muss damit gerechnet werden, dass sich die Seehund-Seuche auch im deutschen Wattenmeer weiter ausbreitet. „Die Fortschritte im Umwelt- und Naturschutz der letzten Jahre haben die Lebensbedingungen des Seehundes deutlich verbessert und für eine große und nach vorliegenden Informationen gesunde Population gesorgt. Ich hoffe daher, dass sich die Epidemie in Grenzen hält und nicht das Ausmaß von 1988 erreicht, der mehr als die Hälfte aller Seehunde in der Nordsee zum Opfer fielen“, sagte er. Einen perfekten Schutz gegen die Seuche gebe es allerdings nicht.

Die zuständigen Behörden der Bundesländer haben Sofortmassnahmen, u.a. zur Überwachung der Küste sowie zur unverzüglichen Bergung möglicher weiterer toter Tiere, ergriffen. Bereits nach den ersten Meldungen aus Dänemark wurden Notfallpläne erarbeitet.  Akute Gefahren für Mensch und Umwelt bestehen nicht. Auf den Menschen ist das Staupevirus nicht übertragbar. Hunde und möglicherweise auch Katzen können zwar infiziert werden, erkranken aber nicht. Jedoch sollten tote oder erkrankte Seehunde nicht berührt, sondern die Fundstelle umgehend den zuständigen Behörden gemeldet werden.

Nach Auffassung der Mehrzahl der Wissenschaftler hat das Auftreten der Seehund-Epidemie natürliche Ursachen und ist Bestandteil des Naturgeschehens. Vorbeugende Impfungen oder eine medikamentöse Behandlung erkrankter Tiere sind nicht möglich. Die Voraussetzungen für einen weniger dramatischen Verlauf der Epidemie sind gegenwärtig deutlich günstiger als 1988: Die Lebensbedingungen der geschätzten 20 000 bis 25 000 Seehunde im Wattenmeer haben sich deutlich verbessert. Ihr Gesundheits- und Ernaehrungszustand wird von Experten als „gut“ bezeichnet. Hinweise auf eine „Überbevölkerung“ gibt es nicht. Vor allem die Schadstoffbelastung der Nordsee, die das Immunsystem der Tiere schwächen könnte, ist im Vergleich zu 1988 deutlich zurückgegangen. Andererseits haben nur noch wenige Seehunde Abwehrkörper gegen das Staupevirus. Der Verlauf der Epidemie ist allerdings von vielen Faktoren abhängig und daher kaum vorhersehbar. Unabhängig davon zeigen aber die Erfahrungen von 1988, dass sich die Population nach Abklingen der Epidemie rasch wieder erholt.

Auch auf internationaler Ebene wurden das Auftreten der Seehund-Seuche und ihre Folgen bereits thematisiert. Im Rahmen der trilateralen Wattenmeerkooperation und des seit 1991 zwischen den Wattenmeerstaaten Deutschland, Dänemark und den Niederlanden bestehenden Seehund-Abkommens hat bereits am 6. Juni dieses Jahres ein Expertentreffen stattgefunden, um den Umgang mit erkrankten Seehunden, erforderliche wissenschaftliche Untersuchungen sowie mögliche Auswirkungen auf den „Seehund-Management-Plan“ zu erörtern.

Media Contact

Michael Schroeren BMU Pressedienst

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