Fischfang-Stopp bringt Leben ins Meer

Fünf Jahre lang ist vor der britischen Insel Lundy im Bristol-Channel jegliche Fischereiaktivität verboten worden. Nun hat ein Forscherteam erstmals festgestellt, wie sich dieses Verbot auf die Unterwasserwelt ausgewirkt hat. Das Ergebnis war für alle Beteiligten mehr als überraschend. Im Schutzgebiet leben sieben Mal so viele Hummer wie in den Regionen, die normal befischt werden. Zudem waren die im Schutzgebiet lebenden Krustentiere um einiges größer, berichtet BBC-Online.

Das Fischereiverbot wurde von Natural England, dem Devon Seas Fisheries Committee – der Administrationsbehörde für Fischfang – in Partnerschaft mit lokalen Fischern vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Damals hatte man beschlossen fast die gesamte Ostküste von Lundy zu einer „No-Take-Zone“ zu erklären. Die Idee dahinter war eigentlich eine Erholung der Hummerbestände zu erreichen. „Auffallend war, dass es zu einer Zunahme an besonders großen Tieren gekommen ist“, so der Meeresbiologe Mike Hoskin, der von Natural England als Forschungsleiter berufen wurde. In den vergangenen Jahren sei es zudem zu einer deutlichen Zunahme an kleineren Hummern gekommen – das haben die Untersuchungen an fünf Stellen – davon eine im Fischereisperrgebiet, zwei in der kommerziell genutzten Region der Insel sowie zwei Vergleichsstellen an der Nordküste von Devon und in Süd-Wales – ergeben.

Das Interessante an der Untersuchungsergebnissen – es wurden etwa mit Hummerkörben Tiere gefangen und vermessen – war, dass es in den weiter entfernt gelegenen Regionen keine Veränderung der Bestände gab, während selbst in den kommerziell befischten Plätzen rund um Lundy mehr Jungtiere gezählt wurden. Offensichtlich wanderten diese vom Schutzgebiet weiter. Um die Untersuchungen noch weiter fortzuführen erhielten die gefangenen Tiere vor ihrer Freilassung Markierungen. Nun werden die Fischer gebeten, wenn sie markierte Tiere fangen, anzugeben, wo dies geschehen ist. Damit soll auch untersucht werden, wie weit die Hummer wandern.

Umweltschützer und Fischereiexperten setzen sich nun dafür ein, solche „No Take Zones“ auch in anderen Regionen zur Erholung der Bestände zu errichten. Auch der Fischereiexperte Ulf Dieckmann vom Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg IIASA sieht in der Errichtung solcher „drastischer“ Schutzzonen eine gute Möglichkeit zur Erholung der Bestände. „Es ist begrüßenswert, dass weltweit eine steigende Akzeptanz auch der strengsten Form von marinen Schutzzonen zu bemerken ist“, meint der Experte im pressetext-Interview. So wurde etwa eine No-Take-Zone vor der Westküste der USA etabliert. „Das bisher erfolgreichste Projekt bleibt allerdings das Große-Barriere-Riff in Australien.“ Die damit gemachten Erfahrungen hätten wesentlich zur Ausdehnung solcher mariner Schutzzonen beigetragen.

„Im Vergleich zur Geschichte der Nationalparks an Land, die etwa seit 150 Jahren bestehen, ist die Idee solcher Unterwasserschutzgebiete gerade erst 20 Jahre alt.“ In der Regel sind solche Reservate auch relativ einfach zu kontrollieren, argumentiert Dieckmann. „Wenn man es aus wirtschaftlicher oder sozialpolitischer Überzeugung nicht schafft, die industrieartige Fischerei zu stoppen, müssen solche Schritte eingeleitet werden.“

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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