Biodiversität und Praxis

Schon lange sind sich die Forscher aller Nationen einig: Biodiversität ist eins der zentralen Themen, die in das politische Handeln der Zukunft einfließen müssen, um die Lebensgrundlage der Menschen zu erhalten.

So der Tenor der Vorkonferenz „Biodiversity Research – Safeguarding the Future“, die Mitte Mai 2008 in Bonn im Vorfeld der internationalen UN-Konferenz zur Biodiversität stattfand. Doch Einigkeit alleine genügt nicht. Es scheint in der Praxis eine mehr oder weniger durchlässige „Lehmschicht“ zwischen Wissenschaft und Politik zu bestehen, weshalb sich wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Weg zur praktischen Umsetzung  häufig schwertun.

Über 250 Wissenschaftler aus 36 Ländern berieten deshalb darüber, wie ihre Erkenntnisse besser zur Lösung der drängenden Fragen der Zukunft nutzbar gemacht werden können.

Eine zentrale Botschaft an die Regierungen der Weltgemeinschaft ist daher, den politisch-wissenschaftlichen Dialog zu stärken und die wissenschaftliche Expertise verstärkt in politische Aktionen münden zu lassen. Dazu müsse die Wissenschaft einerseits ihre Informationen besser nutzbar machen, aber auch weitere Anstrengungen unternehmen, schneller detailliertere Informationen zu liefern. Ein zentraler Ansatz dazu sei die Einrichtung eines globalen Arten-Monitoring-Systems. Mit dessen Hilfe könnte das Ausmaß der Abnahme biologischer Vielfalt an weltweit verteilten Messstationen erhoben werden.

Ein solches System könnte – möglichst in „Echtzeit“ – Daten über die Zusammensetzung von Ökosystemen, die vorhandenen Arten und deren genetisches Potenzial liefern. Ein weiterer wichtiger Schritt wäre dann, den Wert von so genannten Biodiversitäts-Dienstleistungen zu messen. Gemeint sind damit Dienstleistungen, die eine Art oder ein Ökosystem erbringt. Im großen Maßstab beispielsweise Aasfresser, die Wildkadaver beseitigen und damit die Ausbreitung von Tierseuchen verhindern. Im kleinen Maßstab zum Beispiel biologische Gegenspieler gegen Pilze und Bakterien, welche die Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten eindämmen.

Am deutlichsten wird es bei der Bestäubungsdienstleistung der Bienen. Ohne deren Arbeit gibt es riesige Ertragsverluste – bereits heute vielerorts durch den „krankheitsbedingten Ausfall“ der Bienen zu beobachten. Es gibt unzählige Beispiele, denen eines gemein ist: Es fehlt weitgehend die ökonomische Bewertung. Und solange diese fehlt, kann die Erhaltung der Biodiversität nur schwer antreten gegen die Vielzahl kommerzieller Interessen. Der dringende Appell der Experten lautet daher: Mehr akademische Forschung, die nur davon getrieben ist, eine bestimmte Hypothese zu belegen oder zu widerlegen, im Gegensatz zu kommerzieller Forschung, die auf Profit ausgerichtet ist. Zudem müsse weiter diskutiert werden, wie Ländern mit hohem Aufkommen an Arten ein Anreiz gegeben werden könne, um diese Arten beispielsweise in Naturschutzgebieten zu erhalten.

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Friederike Eversheim aid infodienst

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