KLIMAWANDEL SCHLÄGT IMMER HÖHERE WELLEN – "Nature – Artikel" bringt neue Indizien

Forschungsschiff in stürmischer See


Während in Den Haag Vertreter aus 160 Staaten zur sechsten Klimakonferenz zusammen kommen, präsentieren Wissenschaftler aus Bremen und Hamburg neue, beunruhigende Befunde zum globalen Wandel. In der kommenden Ausgabe von „Nature“ weisen sie nach, dass Stürme und Wellen seit 1954 deutlich zugenommen haben.

In den vergangenen Wochen zogen erste Herbststürme über Westeuropa hinweg. Meterhohe Brecher rollten auf die Küsten vor allem der britischen Inseln zu und brachten die Seeschifffahrt teilweise zum Erliegen. Im Landesinneren führten ergiebige Regenfälle im Gefolge der Sturmtiefs zu dramatischen Überschwemmungen.

Klimaforscher vermuten seit geraumer Zeit, dass der vom Menschen mitverursachte Treibhauseffekt stürmischere Zeiten im nordatlantischen Raum heraufbeschwört, dass Wind und Wellen vor allem den Küstenbauwerken verstärkt zusetzen. Beweisen konnten sie ihre These freilich nicht. Dazu waren die Wellenbeobachtungen auf Schifffahrtsrouten oder von Leuchttürmen zu ungenau. Aber auch Klimamodelle lieferten widersprüchliche Ergebnisse. Sie konnten den vermuteten Trend zu stürmischeren Zeiten infolge des globalen Wandels nicht eindeutig bestätigen.

Jetzt haben Bremer und Hamburger Wissenschaftler mit Hilfe einer neuen Beobachtungsmethode handfeste Indizien dafür gefunden, dass in den letzten Jahrzehnten die Wellenhöhen im Nordostatlantik tatsächlich zugenommen haben. Möglicherweise eine Folge stärkerer Herbst- und Winterstürme im Kielwasser des Treibhauseffekts. Ozeanbrecher und Brandungswellen an den Küsten versetzen die Erdkruste nämlich in Schwingungen. Diese Minibeben, die Geophysiker als Mikroseismik bezeichnen, werden seit langem mit Hilfe von Seismometern aufgezeichnet.

In einem am kommenden Donnerstag erscheinenden Artikel im Wissenschaftsblatt „NATURE“ zeigen die Klimaforscher, dass Temperaturen, Stürme, Wellenhöhen und Mikroerdbeben für die Winterhalbjahre 1954 bis 1998 deutlich zugenommen haben – vor allen in den letzten beiden Jahrzehnten. Denn von 1954 bis 1977 – einem Zeitraum mit nur geringem globalen Temperaturanstieg – führte höherer Wellengang durchschnittlich an sieben Tagen im Monat zu besonders intensiven mikroseismischen Aktivitäten. Anders in den Jahren danach. Von 1978 bis 1998 schnellte das globale Fieberthermometer um 0,32 Grad Celsius in die Höhe. Stärkere Stürme und höheren Wellen waren offenbar die Folge, denn die Zahl der Tage mit starker mikroseismischer Aktivität stieg signifikant auf durchschnittlich 14 pro Monat an!

„Mit unserer Methode können wir zwar nicht angeben, um wie viel die Wellenhöhen in den letzten Jahrzehnten zugenommen haben“, sagt Dr. Ingo Grevemeyer. Doch der Bremer Geophysiker ist sich sicher: „Die Trends für Wellenhöhen und Globaltemperaturen zeigen alle in die gleiche Richtung. Das legt einen Zusammenhang zwischen Treibhauseffekt und verändertem Sturmklima wirklich sehr nahe.“


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