Ein Blick tief ins Innere des Bodensees – Seminar an der Uni Stuttgart zu Forschungsprojekt

Ein Herbststurm Anfang November treibt den Bodensee um. Was von außen betrachtet harmlos aussieht, hat unter der Wasseroberfläche dramatische Konsequenzen. Kaltes Wasser aus Tiefen bis etwa 40 Metern erreicht im Bereich Meersburg-Hagnau die Oberfläche. Nachdem der Wind nachgelassen hat, fällt es innerhalb weniger Stunden bis in eine Tiefe von etwa 80 Metern zurück. Wissenschaftler der Universität Stuttgart haben gemeinsam mit Kollegen anderer Forschungseinrichtungen diese und weitere Geschehnisse im Herbst 2001 bei einer Messkampagne im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts zur Untersuchung interner Wellen im Bodensee beobachtet. Am Freitag, den 21. Juni werden sie beim 3. Bodensee-Seminar des Instituts für Wasserbau an der Universität Stuttgart darüber berichten.

Grundlagenforschung für den Gewässerschutz
Stuttgarter Wissenschaftler untersuchen gemeinsam mit Experten der University of Western Australia Wellen an der Trennschicht zwischen dem warmen Wasser an der Oberfläche und dem kaltem Wasser in der Tiefe des Sees. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das dreijährige internationale Projekt unter Leitung von Professor Helmut Kobus vom Institut für Wasserbau der Uni Stuttgart und seines australischen Kollegen Professor Jörg Imberger. Diese Grundlagenforschung ist ein wichtiger Baustein für eine praxisnahe Nutzung innerhalb des Gewässerschutzes. So sollen Modelle helfen, Antworten auf Fragen zu geben: „Wie schnell und wohin würden sich Schadstoffe im Falle eine Unfalles im See ausbreiten? Wie können regelmäßige Messprogramme, beispielsweise der Wasserversorger, im Bodensee optimiert werden?“ Die Wissenschaftler haben die Ergebnisse der Windmessungen in ein Rechenmodell einfließen lassen, mit dem die Strömungen im See simuliert werden können. Die Ergebnisse dieser Modellrechnungen vergleichen die Wissenschaftler wiederum mit den Strömungen im See. So entsteht nach und nach ein besseres Verständnis dafür, was an und unter der Wasseroberfläche von Seen geschieht. Dabei wird das universell einsetzbare Modell ständig optimiert. So wurde es beispielsweise bereits bei Messungen im See Genezareth in Israel und im Maracaibo-See in Venezuela eingesetzt.

Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im Bodenseeraum
Die fünfwöchigen Messungen im Herbst letzten Jahres haben die tatkräftige Unterstützung zahlreicher am Bodensee ansässiger Institutionen und Interessengruppen gefunden, wie etwa der Universität Konstanz, der Eidgenössischen Anstalt für Wasserbau, Abwasser und Gewässerschutz, des Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle, des Instituts für Seenforschung der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, den Wasserversorgungsunternehmen, der Wasserschutzpolizei und der Berufsfischer. Durch frühzeitige Absprache konnten Kräfte gebündelt und Messprogramme verschiedener Institutionen zeitgleich durchgeführt werden. Die beteiligten Fachleute werten das Projekt als einen wichtigen Schritt zum besseren Verständnis und auch zur Prognose von Entwicklungen der Wasserqualität. Gleichzeitig kann es zur Erhaltung dieser Naturressource und der nachhaltigen Entwicklung im Bodenseeraum beitragen.

Bereits während der Messkampagne im Herbst 2001 fand die Aktion auch in den Medien rund um den Bodensee eine sehr positive Resonanz. Beim Bodensee-Seminar sollen nun die Ergebnisse der verschiedenen Messprogramme einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden. Veranstalter ist das Institut für Wasserbau der Uni Stuttgart im Einvernehmen mit dem baden-württembergischen Umweltministerium und der Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein.

Die interessierte Öffentlichkeit ist dazu herzlich willkommen.

Zeit: 21.6., 9.30 bis ca. 13.30 Uhr
Ort: Stuttgart-Vaihingen, Pfaffenwaldring 7, Hörsaal 7.01

Weitere Informationen: Jochen Appt, Institut für Wasserbau der Universität Stuttgart, Tel. 0711/685-4600, -4715, Fax 0711/685-7020, E_Mail: Jochen.Appt@iws.uni-stuttgart.de

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