Erste Phase des Araukarienwald-Projektes abgeschlossen

Araukarie: Erwachsener Araukarien-Baum mit typischer Schirmkrone

Erste Phase des Araukarienwald-Projektes abgeschlossen

Deutsch-brasilianische Forschungen zum Regenwaldschutz – Nachhaltigkeit als Ziel des Forstmanagements

Die erste Phase des großen SHIFT-Projektes „Naturnahe Wiederaufforstung des südbrasilianischen Araukarienwaldes: Entwicklung einer nachhaltigen agro-forstlichen Nutzung“ wurde im Mai 2002 mit der Abgabe des Schlussberichtes erfolgreich beendet. In dem Projekt arbeiten verschiedene Forschergruppen der Universität Tübingen, der Forstfachhochschule Rottenburg und der PUC-Universität in Porto Alegre interdisziplinär zusammen. Im Untersuchungsareal, dem 5000 Hektar großen Reservat Pró-Mata mit Restbeständen von Araukarienwald, laufen seit 1997 im SHIFT-Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung breit angelegte Untersuchungen zur Wiederbewaldung auf der Serra Geral in Südbrasilien. Im Projekt wurden sieben Doktorarbeiten und 23 Diplom- und Staatsexamensarbeiten abgeschlossen, die wichtigsten Ergebnisse sind bereits in einer großen Anzahl von Publikationen enthalten.

Das unter dem Namen Brasilkiefer bis vor kurzem auch in Deutschland angebotene Araukarienholz ist für Baukonstruktionen und Möbel bestens geeignet. Die große Nachfrage nach diesem wertvollen Material führte zu fast vollständiger Rodung der früher weit verbreiteten Araukarienwälder. Diese Bäume zählen zu den erdgeschichtlich ältesten Nadelbäumen. Es ist geplant, die gerodeten Flächen in der südlichen Mata Atlântica naturnah wieder aufzuforsten. Da über das Ökosystem der subtropisch-tropischen Regenwälder mit Araucaria angustifolia als dominierender Baumart wenig bekannt ist, werden in dem Projekt die Biodiversität des Araukarienwaldes, die Beziehungen der Tier- und Pflanzenarten untereinander sowie die Ökophysiologie und genetische Vielfalt der Araukarie untersucht. Außerdem soll ein Verfahren zur naturnahen Wiederbewaldung und ein Konzept für ein nachhaltiges Agro-Forst-Management entwickelt werden.

Langfristig soll der wertvolle Rohstoff Araukarienholz wieder verfügbar sein, kurzfristig mussten neue Einnahmequellen für die Einwohner der Region des Araukarienplateaus erschlossen werden. Als eine Möglichkeit wurde eine nachhaltige Nutzung des zum Unterholz des Araukarienwaldes zählenden Mate-Strauches untersucht, aus dessen Blättern der begehrte Chimarr“o-Tee hergestellt wird. Außerdem wird ein Anbau von Mais, Bohnen und anderen landwirtschaftlichen Nutzpflanzen auf Flächen der Waldregeneration geprüft.

In dem Projekt wurden aus Bestandsaufnahmen der heutigen Vegetation und Serien von Luftbildern Spezialkarten des Pró-Mata-Areals erstellt. Um die Eignung bestimmter Rodungsflächen für eine Wiederbewaldung bewerten zu können, ermittelten die Forscher die Wasserführung und den Nährstoffgehalt des Bodens an zahlreichen Probeorten. Ameisen und Amphibien spielen als Tiergruppen in diesem Regenwald-Ökosystem eine besondere Rolle, sowohl als Räuber als auch als Beute für andere Glieder der Nahrungsketten. Sie wurden ebenso untersucht wie die auf Araukarienbäumen lebenden Insekten, die bei den Wiederaufforstungen eventuell als Schädlinge Bedeutung erlangen können. Auch das Araukarien-Saatgut wurde typisiert und die Herkunft bestimmt. Die Forscher untersuchten dazu genetische Unterschiede zwischen Araukarien verschiedener Populationen des natürlichen Verbreitungsgebietes in der DNA-Struktur und im Isozym-Muster. Erstmals wurde eine Pilz-Wurzel-Assoziation (Mykorrhiza) bei Araukarien entdeckt, deren beteiligte Partner bestimmt werden konnten. Für die zahlreichen Laubbäume im Araukarienwald sind die Bestäuber unersetzlich – bei der Mehrzahl der etwa 100 Arten blühender Bäume sind dies hauptsächlich Bienen. Auf Rodungsflächen besteht die Pioniervegetation aus Büschen (15 Baccharis-Arten) und Leguminosen-Bäumen der Gattung Mimosa. Auch diese werden vorwiegend von einheimischen Bienen bestäubt, vor allem von Meliponen (Stachellose Bienen).

Die Experimente zur naturnahen Wiederbewaldung wurden ohne Pestizideinsatz durchgeführt. Bei früheren Versuchen mit Araukarien-Plantagen in Monokultur verursachten Blattschneiderameisen (Acromyrmex) stets erhebliche Schäden an den jungen Bäumen. Bei diesem neuartigen Ansatz einer naturnahen Wiederbewaldung wurde eine Entnadelung durch Blattschneiderameisen nur selten beobachtet. Durch Zupflanzen von Mate-Sträuchern (Ilex paraguaiensis) und Mischkultur mit Mais und Bohnen können die Grundbesitzer schon während der ersten Jahre einer Wiederbewaldung Einkünfte erzielen. Der Erfolg solcher Wiederbewaldung kann erst nach 10 bis 15 Jahren beurteilt werden. Doch in jedem Fall hat das Projekt den Bemühungen um eine Rettung des fast vernichteten Araukarienwaldes und einer Wiederaufforstung im Bereich der südlichen Mata Atlântica neue Impulse gegeben. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit brasilianischen Partner-Universitäten soll fortgesetzt werden. Anträge für die Finanzierung der zweiten Projektphase werden derzeit vorbereitet.

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Michael Seifert idw

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