Rohrdommeln und Blaukehlchen Lebensraum für Zukunft sichern
Eine Rohrdommel zwischen im Wind wogenden Schilfhalmen? Ein idyllisches Bild, aber leider bekommt es kaum noch jemand zu sehen. Denn in ganz Europa sterben die Schilfgürtel an den Seeufern ab und mit ihnen ein einzigartiger Lebensraum: Insekten, Vögel und Fische büßen immer mehr Schutz- und Bruträume ein, was die Ökosysteme der Feuchtgebiete und Gewässer stark beeinträchtigt.
Die Biologische Station Krickenbecker Seen in Nettetal-Hombergen geht gegen den Schilfschwund an, will in den nächsten vier Jahren innerhalb des Vogelschutzgebiets Maas-Schwalm-Nette knapp zehn Hektar trockengelegtes Niedermoor dauerhaft fluten und wieder mit Schilf bepflanzen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt mit insgesamt 273.000 Euro.
Ein geschlossener Schilfgürtel für Artenvielfalt und Hochwasserschutz
Auf einer Größe von fast 14 Fußballfeldern will der Verein die Humusauflage entfernen, die Fläche dauerhaft fluten und mit Schilf bepflanzen. DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde: “Ziel ist die Entwicklung eines geschlossenen Schilfgürtels, der vom Aussterben bedrohten Vogelarten wie der Rohrdommel wieder einen Lebensraum bietet.“ Damit entstünden zusätzliche Laichplätze beispielsweise für Fische, Frösche und Kröten sowie mehr Platz für Würmer und Insekten. Gleichzeitig seien auch für den Hochwasserschutz positive Effekte zu erwarten, denn die Moorflächen speichern große Niederschlagsmengen und verhindern somit den dramatischen Anstieg des Wasserspiegels von Bächen und Flüssen. Das Projektgebiet werde für Besucher über eine ausgewiesene Wegeführung erschlossen sein, die diverse Beobachtungsmöglichkeiten bieten solle.
Durch massenhaftes Schilfsterben geht der Lebensraum von bedrohten Vogelarten verloren
Rückläufige Schilfbestände seien auch am Bodensee, in der Schweiz, in Italien, Großbritannien und Tschechien beobachtet worden. Besonders dramatisch sei die Lage am Plöner See. Dort seien die Schilfgürtel seit den 50er Jahren um 97 Prozent geschrumpft und damit der Lebensraum zahlreicher Vogelarten wie Blaukehlchen, Rohrweihen und Rohrdommeln. „Wir haben bereits ein Forschungsprojekt des Biozentrums Klein Flottbek der Universität Hamburg mit 531.800 Euro unterstützt, um die Ursachen für das massenhafte Schilfsterben zu erforschen. Mit der Renaturierung der Niedermoorflächen im Maas-Schwalm-Nette-Vogelschutzgebiet wollen wir zusätzlich aktiv diesem Problem entgegentreten“, erklärte Brickwedde.
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