Abwassertechnologien fürs Ausland: RUB-Forscher geben praktische Empfehlungen für den Export

Abwasser ist nicht gleich Abwasser: Temperatur, Zusammensetzung, Salzgehalt und vieles mehr variiert von einem Land zum anderen. Wie man Abwasser abhängig von den örtlichen Gegebenheiten behandelt und zur Wiederverwendung aufbereitet, haben Forscher unter der Leitung von Prof. Dr. Hermann Orth (Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik an der RUB) in einem mit 6,5 Mio. Euro vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten Projekt untersucht.

Ihre Ergebnisse und Empfehlungen an deutsche Unternehmen, die ihre Technologien exportieren wollen, stellen sie am 10. Juni bei einer Abschlussveranstaltung vor (ab 8.30 Uhr im Veranstaltungszentrum der RUB). Außerdem erscheint ein 300-seitiges Handbuch für potentielle Exporteure.

Im Fokus: Technologien für andere Länder

Dem globalen Wassermangel kann man nur durch eine weitgehende Wiederverwendung von Abwasser, vornehmlich zur landwirtschaftlichen Bewässerung, wirksam begegnen. Aber die Voraussetzungen für Abwassertechnologien und eine Wasserwiederverwendung unterscheiden sich andernorts erheblich von unseren. Höhere oder niedrigere Temperaturen, eine andere Beschaffenheit des Abwassers, erhöhte Salzgehalte infolge der Verwendung von Meerwasser als Rohwasserquelle, aber oft auch eine Infrastruktur, die die Anwendung technologisch aufwendiger Verfahren nicht erlaubt, sind nur einige Beispiele. Welche veränderten Rahmenbedingungen sind in anderen Ländern zu beachten? Wie sind bewährte Technologien anzupassen? Diese und verwandte Fragen standen im Mittelpunkt des Verbundprojektes. Beteiligte Wissenschaftler reisten u.a. nach Asien und Afrika, um vor Ort Studien zu betreiben.

Technologien anpassen

Ihre Anpassungsempfehlungen resultieren beispielsweise aus Temperaturunterschieden. „Die Umsatzgeschwindigkeit biologischer Verfahren der Abwasserreinigung mit Bakterien verändert sich dadurch erheblich“, erklärt Ruben-Laurids Lange vom Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft. „Bei Temperaturen unter zehn Grad sind die Bakterien nicht mehr so leistungsfähig, so dass man die Becken für eine bestimmte Wassermenge entsprechend größer planen muss als in wärmeren Gebieten. Bei höheren Temperaturen schaffen die Bakterien mehr, so dass das Becken kleiner sein kann. Dafür muss man aber mehr Sauerstoff zuleiten.“ Entsprechend dem Ziel des Verbundprojektes, die Exportwirtschaft zu unterstützen, wurden die technologischen Projekte durch die Entwicklung von Planungsinstrumenten wie Software zur Projektplanung und zur Projektbewertung ergänzt. Das Handbuch mit den Projektergebnissen und Empfehlungen wird bei der Abschlussveranstaltung ausgegeben und danach am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik erhältlich sein.

Das Projektteam

Dem Projektteam gehörten Wissenschaftler und praktisch tätige Ingenieure der Universitäten bzw. Technischen Hochschulen Aachen, Bochum, Braunschweig, Darmstadt, Halle-Wittenberg, Hannover, Karlsruhe, München und Stuttgart, sowie der FH Emden-Leer und der Firmen Scholz und Partner GmbH, GEA 2H Water Technologies GMbH, IEEM an der Universität Witten/Herdecke gGmbH, Passavant-Roediger GmbH und dem ifak Magdeburg e. V. an. Das Verbundprojekt gliederte sich in die drei Kernprojekte „Abwasserbehandlung“, „Desinfektion und Wasserwiederverwendung“ und „Simulation und Konzepte der Abwasserbehandlung“. Die Kernprojekte wurden durch die TH Aachen, die TU Darmstadt und das IEEM an der Universität Witten/Herdecke gGmbH koordiniert, die die Gesamtkoordination durch die Ruhr-Universität unterstützten.

Weitere Informationen

Prof. Dr.-Ing. Hermann Orth, Dipl.-Ing. Ruben-Laurids Lange, Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik, Tel.: 0234/32-23049, E-Mail: siwawi@rub.de

Lehrstuhl-Homepage: http://www.ruhr-uni-bochum.de/siwawi

Redaktion: Meike Drießen

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Dr. Josef König idw

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