27 Wissenschaftler warnen in Nature deutlich vor den ökologischen und ökonomischen Konsequenzen einer Straße durch die Serengeti

Die große Migration in der Serengeti. Foto: Felix Borner, ZGF <br>

Den Plänen, eine zweispurige Fernstraße gut 50 Kilometer durch den Serengeti Nationalpark in Tansania zu führen, muss Einhalt geboten werden. Dies fordern alle großen Naturschutzorganisationen und nun sprechen sich auch 27 Wissenschaftler und Naturschutzexperten in einem Artikel im Wissenschaftsmagazin Nature offen gegen das Straßenprojekt aus.

Andrew Dobson, Professor für Ökologie und evolutionäre Biologie an der Princeton University, und seine Mitautoren warnen klar vor den ökologischen und ökonomischen Konsequenzen, die eine solche Straße quer durch dieses einzigartige Wildnisgebiet und Weltnaturerbe Serengeti haben würde.

Die Autoren sehen eine ökologische Katastrophe kommen, wenn den 1,3 Millionen wandernden Gnus ihre Route im Norden abgeschnitten und somit der Zugang zum Wasser in der Trockenzeit verwehrt wird. Der daraus resultierende Rückgang der Gnubestände auf geschätzte wenige Hunderttausend könnte den Zusammenbruch des Ökosystems bedeuten, mit signifikantem Artenrückgang, großen Buschbränden und in der Folge einem deutlichem Rückgang des Tourismus. Hinzu kommt, so die Befürchtung der Experten, dass „das System kippen könnte, von einer Kohlenstoffsenke hin zu einem CO2 emittierenden System.“

Darüber hinaus weisen Dobson und Kollegen auch auf das ökonomische Desaster hin, das Tansania sowie dem Nachbarland Kenia mit dem Straßenbau drohen könnte. Beide Länder hängen stark vom Tourismus im Serengeti Nationalpark und des Masai Mara Schutzgebietes ab. In Tansania kommen rund 23% der Deviseneinnahmen aus dem Tourismus. Dieser würde sicherlich deutlich zurückgehen, wenn die legendäre Migration in der Serengeti zusammenbricht.

Mit Hinweis auf Daten und Erfahrungen aus anderen Schutzgebieten, die sich nach ähnlichen Bauprojekten dramatisch verändert haben, unterstützen die Autoren den Vorschlag einer alternativen Trassenführung, die die Serengeti im Süden umfahren würde. Auch wenn die Südroute natürlich nicht frei von ökologischen Konsequenzen ist, würde sie nach Meinung der Autoren „den ökonomischen wie ökologischen Schaden minimieren und den Nutzen für die wirtschaftliche Entwicklung und die Infrastruktur maximieren.“ Dr. Markus Borner, Afrikadirektor der ZGF und Mitautor sagt: „Von der Südroute hätten rund 2,3 Millionen Menschen etwas, durchfährt man die Serengeti im Norden, wären es nur etwa 431.000.“

Road will ruin Serengeti. Nature Vol 467 | 16. Sept. 2010, pp 272-274

DIE AUTOREN
Andrew P. Dobson ist Professor an der Princeton Universität in den USA. Der Ökologe beschäftigt sich vor allem mit Naturschutzbiologie sowie der Veränderung von Landnutzung und Entwicklung. Er hat viele Jahre intensiv in der Serengeti gearbeitet, ebenso wie Anthony R. E. Sinclair, vom Biodiversity Research Center der Universität von Britisch Columbia in Vancouver. Er gilt als einer der besten Kenner der Serengeti-Ökologie. Markus Borner leitet das Afrikaprogramm der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt vor Ort in der Serengeti und lebt seit gut 30 Jahren im Nationalpark. Neben ihm gehören zwei weitere ZGF-Mitarbeiter zur Gruppe der insgesamt 27 Autoren.
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