Krankenhaushygiene: Saarländische Desinfektionsanlage erhält DGHM- und VAH-Zulassung…

Unglaublich aber wahr: Auf Salzwasser basiert die Neuentwicklung, die es schaffen kann, ein aktuelles und großes Problem der Medizinbranche zu lösen. Ein Cent pro Liter kostet die Herstellung eines Desinfektionsmittels, das nach Meinung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie sowie dem Verband für Angewandte Hygiene das Potential bietet, den Hygienemarkt zu revolutionieren. Deutlich weniger Umweltbelastungen sind dabei ein zusätzlicher Nebeneffekt.

Chlor und Alkohol werden als Basis für Desinfektion und Reinigung bald ausgedient haben. Salzwasser, Strom und eine spezielle Diaphramalyse-Anlage können zukünftig in vielfältigen Anwendungsbereichen durch Ausnutzung eines elektrochemischen Prozesses dafür sorgen, dass Keime auf Oberflächen, Instrumenten oder in Flüssigkeiten keine Überlebenschancen mehr haben. Außerdem können Biofilme jeglicher Art abgebaut und eine Neubildung vermieden werden.

Das saarländische Innovationsunternehmen WaterClean GmbH erhielt für seine Entwicklung bereits die Zulassung für Krankenhäuser und Praxen (Oberflächen- und Instrumentendesinfektion) von der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) sowie des Verbunds für Angewandte Hygiene e.V. (VAH).

Die VDI-Nachrichten beschreiben die bereits in mehreren südwestdeutschen Krankenhäusern mit Erfolg getestete Anlage wie folgt: „Der Prozess, den der Geschäftsführer der WaterClean GmbH Heil ersonnen hat, erscheint verblüffend einfach: „Wir brauchen keine gefährlichen Chemikalien, kein Erhitzen des Wassers, keine UV-Bestrahlung, Chlorung oder Oberflächendesinfektion auf Alkoholbasis – reines, durch Elektrolyse behandeltes Salzwasser desinfiziert Trinkwasser und Oberflächen gleichermaßen.“ Die Technik stamme aus der russischen Raumfahrt, wo man Elektrolysezellen bereits in den 1980er-Jahren für den Betrieb der Raumstation Mir einsetzte. Weil sie nur mangelhaft hielten, wurde das Prinzip nicht weiter verfolgt und geriet in Vergessenheit. Heil hat sie wiederentdeckt und verbessert“.

Die Technik erklärt der studierte Elektrotechniker wie folgt: „Im Inneren der Zelle sind Anoden- und Kathodenkammer durch eine Membran getrennt. Auf Basis eines selektiven Ionenaustauschs spaltet sich das Salz (Natriumchlorid) in der Lösung. Wie das funktioniert, ist vielen noch aus dem Chemieunterricht bekannt: An der negativ geladenen Kathode bildet das behandelte Salzwasser Natronlauge, ein für die Umwelt harmloses Abfallprodukt. An der Anode bildet sich eine schwache Natriumhypochloritlösung. Diese birgt den feinen Unterschied zum nur unwesentlich stärker chlorierten Schwimmbadwasser: Die Lösung verlässt die Elektrolyse-Zelle mit einer Spannung von rund 1,2 V. Was für den Menschen absolut unbedenklich ist, lässt die Zellkerne von Mikroorganismen implodieren: Viren, Pilze, Keime, Bakterien, selbst Legionellen überleben diese Spannung nicht. Es wirkt also keine chemische Keule, sondern für die kleinen Schädlinge eine Art elektrischer Stuhl.

In einer etwas modifizierten Anlage erzeugt das Unternehmen ein weiteres Desinfektionsmittel. Es eliminiert Hormone und Pestizide im Wasser bereits bei 40 Grad Celsius, verbunden mit einem hohen Potential von Energieeinsparungen

Beide Produkte können mit dem medizinischtechnischen Gerät kostengünstigst (ein Cent pro Liter) und vor Ort hergestellt werden. Lagerkosten entfallen.

Umfangreiche Tests in südwestdeutschen Krankenhäusern und Rettungswachen bestätigen regelmäßig den Erfolg der Innovation. Denn noch immer könnten ein Drittel der Infektionen in Krankenhäusern vermieden werden.

Vier Anlagen pro Monat stellt Heils Firma Waterclean zurzeit her, 50 Anlagen hat er bereits ausgeliefert. Die Anfragen aus Industrie und Gesundheitswirtschaft kann er damit nicht bedienen: In der Saarbrücker Zeitung erklärt er: „Wir werden jetzt mit weit höheren Auftragsgrößen konfrontiert“, Nun stehe er vor der Frage, ob er weiter langsam wachsen und den Interessenten einen Korb geben oder schnell vergrößern solle. Letzteres gehe aber nicht ohne Partner. Er brauche einen Investor, der bereit sei, mit einzusteigen und der auch das Know-how für einen europaweiten Vertrieb mitbringt. Auch gelte es, eine Produktion aufzubauen, ohne sich finanziell zu übernehmen.

Erste Investoren sind bereits an Bord. Die KfW und die Saarländische Wagnisfinanzierungsgesellschaft (SWG) sind gleich mit 20 Prozent eingestiegen.

Weitere Informationen und Kontaktdaten:
www.waterclean.de, GF: Jörg Heil, heil@waterclean.de, Tel. 06841-922222

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Barbara Hartmann healthcare.saarland.de

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