Wirtschaftskrise wirkt sich kaum auf die Zahl der Unternehmensgründungen aus

Die Wirtschaftskrise hat sich auf die Zahl der Unternehmensgründer in Deutschland bislang kaum ausgewirkt. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Instituts für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover hervor. Verantwortlich für das Projekt waren Prof. Rolf Sternberg und Dipl.-Geogr. Dipl.-Ök. Christian Hundt.

Die Zahl der Unternehmensgründer sei in Deutschland im internationalen Vergleich ohnehin sehr niedrig, betonen die beiden Arbeitsmarktforscher. Im Jahr 2009 waren 2,2 Prozent der 18- bis 64-Jährigen gerade dabei, ein Unternehmen zu gründen. Weitere 1,9 Prozent machten sich während der vergangenen dreieinhalb Jahre selbstständig. Damit belegt Deutschland innerhalb von 20 vergleichbar hochentwickelten Ländern den 15. Platz. Deutlich vor Deutschland liegen unter anderem Norwegen, Schweiz und die USA. Schlusslichter sind Belgien und Japan.

Neue Unternehmen seien für die Bewältigung der aktuellen Wirtschaftskrise von großer Bedeutung, besagt die Studie. Wirtschaftskrisen würden den strukturellen Wandel beschleunigen. „Während einerseits verstärkt Arbeitsplätze in unrentablen Wirtschaftsbereichen bestehender Unternehmen abgebaut werden, entstehen gleichzeitig auch während einer Krise neue Arbeitsplätze. Diese Dynamik schafft Platz für neue Ideen und eröffnet damit Chancen für neue Unternehmen. Neugründungen können daher einen Beitrag zur Überwindung der aktuellen Krise leisten“, schreiben die Autoren der Studie.

Um mittelfristig mehr Menschen zur Gründung eines Unternehmens zu bewegen, sei es notwendig, in den Schulen und Hochschulen mehr einschlägiges Wissen zu vermitteln und Selbständigkeit als gleichwertige berufliche Alternative darzustellen. Das gelinge am besten, wenn auch Unternehmer selbst zu Wort kommen. Die Forschung zeige seit langem, dass vor allem erfolgreiche Vorbilder zur Gründung eines eigenen Unternehmens anspornen.

„Trotz einer gut ausgebauten Beratungsinfrastruktur lassen sich erstaunlich wenige Gründer beraten“, stellten die Forscher bei ihrer Untersuchung fest. Nur jeder dritte Gründer nutze eine gewerbliche Beratung – und nur jeder vierte eine Beratung öffentlicher Träger, obwohl diese meist kostenlos seien.“Die vielfältigen Beratungsmöglichkeiten müssen daher erheblich offensiver vermarktet werden und Gründungswilligen stärker angetragen werden“, argumentieren die Arbeitsmarktforscher. Dies liege auch im Interesse der potenziellen Gründer:“Eine gute Beratung wird so manchen nicht ausgereiften Gründungsversuch entweder verhindern oder soweit verbessern, dass seine Erfolgsaussichten steigen.“

Die Studie beruht auf den Daten des Global Entrepreneurship Monitors (GEM). Allein in Deutschland wurden mehr als 6.000 Personen befragt, ob sie gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen oder in jüngerer Zeit gegründet haben. Insgesamt wurden 2009 gut 180.000 Interviews in 54 Ländern durchgeführt. Professor Sternberg leitet das GEM-Team an der Leibniz Universität.

Der komplette GEM-Länderbericht Deutschland 2009 ist zu finden unter http://www.wigeo.uni-hannover.de/gem2009.html, eine Kurzfassung findet sich unter http://doku.iab.de/kurzber/2010/kbXX10.pdf.

Hinweis an die Redaktion:
Für weitere Informationen steht Ihnen Prof. Rolf Sternberg vom Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie unter Telefon +49 511 762 4496 oder per E-Mail unter sternberg@wigeo.uni-hannover.de gern zur Verfügung.

Media Contact

Jessica Lumme Leibniz Universität Hannover

Weitere Informationen:

http://www.uni-hannover.de

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