Welt-Nichtrauchertag: Rheumapatienten profitieren von Zigarettenverzicht

Auf diese Weise verschlechtert Rauchen das Krankheitsgeschehen bei entzündlichem Rheuma. Die Folge: Patienten haben mehr Schmerzen und brauchen mehr Medikamente. Wissenschaftler diskutieren zudem, ob Rauchen eine rheumatoide Arthritis, die häufigste rheumatische Gelenkerkrankung, auslösen kann. Auf den Zusammenhang zwischen Rauchen und Rheuma verweist die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) anlässlich des Welt-Nichtrauchertags am 31. Mai.

„Rauchen mindert die Chancen auf einen milden und kontrollierbaren Krankheitsverlauf“, sagt Professor Ulf Müller-Ladner, Leiter der Abteilung Rheumatologie und klinische Immunologie an der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim. Ursache sei, dass Rauchen das Immungeschehen beeinflusse. Bei entzündlichem Rheuma bildet das Immunsystem Antikörper, die eine Zerstörung von körpereigenem Knorpelgewebe auslösen und verstärken können. Rauchenden Rheumapatienten haben deutlich mehr von diesen sogenannten Auto-Antikörpern im Blut. „Studien aus Schweden zeigen, dass diese Patienten bis zu 30 Prozent höhere CCP-Werte haben. Das sind Antikörper, die sich gegen häufig vorkommende Eiweißbestandteile in der Gelenkflüssigkeit richten“, sagt Müller-Ladner. Rauchen befördere so die Entzündung, Schmerzen und Funktionseinschränken können folgen. Hinzu kommt: Rauchen verengt die Blutgefäße und vermindert die Blutversorgung bereits entzündeter Gelenkareale. Reparaturvorgänge könnten laut Müller-Ladner kaum in Gang kommen. Gegensteuern lässt sich dann nur mit mehr oder anderen Medikamenten.

Inwieweit Rauchen das Risiko für eine rheumatoide Arthritis erhöht (RA), konnten Forscher bislang nicht eindeutig klären. Empirisch zeigt sich, dass Rheumapatienten häufiger rauchen als die Normalbevölkerung. In einer Studie am Berliner Rheuma-Forschungszentrum rauchten 70 Prozent der männlichen RA-Patienten unter 50 Jahren. In der Bevölkerung sind es 40 Prozent. Das lässt jedoch nicht den Schluss zu, dass Rauchen zu Rheuma führt. Diskutiert wird vielmehr ein kompliziertes Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen. Tabakkonsum wirkt sich bei erblicher Vorbelastung besonders negativ aus. Müller-Ladner vermutet noch einen anderen Grund: „CCP-Antikörper sind bis zu zehn Jahre vor den ersten Symptomen im Blut nachweisbar. Rauchen erhöht die Menge und kann den Ausbruch einer rheumatoide Arthritis damit begünstigen.“

Müller-Ladner plädiert dafür, bereits erkrankte Patienten ausführlich über die negativen Wirkungen des Rauchens aufzuklären. „Die Betroffenen sehen oft den Zusammenhang zwischen Rauchen und Rheuma nicht. Schließlich geht es meist um die Folgen für die Lunge.“ Betroffene könnten aber nur profitieren, da die Krankheit milder verlaufen und die Medikamente besser helfen würden. Außerdem sinke das Risiko für Begleiterkrankungen an Herz und Niere, das bei rheumatischen Erkrankungen an sich schon deutlich erhöht sei und durch das Rauchen zusätzlich gesteigert würde.

Studien:
L. Klareskog, L. Padyukov, L. Alfredsson: Smoking as a trigger for inflammatory rheumatic diseases. In: Curr Opin Rheumatol. 2007 Jan;19(1):49-54.

P. Stolt, C. Bengtsson, B. Nordmark, S. Lindblad, I. Lundberg, L. Klareskog, L. Alfredsson: Quantification of the influence of cigarette smoking on rheumatoid arthritis: results from a population based case-control study, using incident cases. EIRA study group. In: Ann Rheum Dis. 2003 Sep;62(9):835-41

G. Westhoff, R. Rau, A. Zink: Rheumatoid arthritis patients who smoke have an higher need for DMARDs and feel worse, but they do not have more joint damage than non-smokers of the same serological group. In: Rheumatology 2008; 47:849-854

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) ist mit mehr als 1.200 Mitgliedern die größte medizinische Fachgesellschaft in Deutschland im Bereich der Rheumatologie. Sie repräsentiert seit mehr als 80 Jahren die rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren Entwicklung in Deutschland. Als gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und ohne Verfolgung wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.

Media Contact

Dr. Cornelia Rufenach idw

Weitere Informationen:

http://www.dgrh.de/1701.html

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