Wasseraufbereitung in armen Ländern scheitert

Viele Wasseraufbereitungssysteme, die in ärmeren Ländern angeboten werden, sind nutzlos. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der University of East Anglia in Norwich. Die Systeme scheitern meist daran, dass sie viel zu wenig genau auf ihre Effektivität hin untersucht wurden. Die meisten Methoden basieren auf der Desinfektion des Wassers durch Chlortabletten und UV-Bestrahlung oder auf Filtrierung mit Keramik- oder Sandfiltern.

„Viele der Studien, die wir analysiert haben waren zu kurzfristig und kamen daher zu keinen schlüssigen Ergebnissen“, so der Studienautor und Mikrobiologe Paul Hunter. Zudem konnten die Forscher bei einigen Untersuchungen mangelhafte Datenerhebungen feststellen. Hunter führt einige der Ergebnisse auf die Placebo-Wirkung von chemischen Substanzen zurück. Mit Ausnahme der Keramikfilter sind alle anderen Methoden nicht effektiv, kommt der Forscher zum Schluss.

Verzerrungen von Untersuchungsergebnissen

„Das Problem der Verzerrung von Untersuchungen ist vor allem dann akut, wenn man mit dieser Art von Intervention zu tun hat, da jene, die bei den Studien mitmachen, dazu neigen die Vorteile überzubewerten“, meint der Epidemiologe Sandy Cairncross von der London School of Hygiene and Tropical Medicine. „Wenn Dorfbewohner Männer in weißen Mänteln sehen, neigen sie häufig dazu, zu glauben, dass ihnen effektive Mittel ausgehändigt werden.“

Hunter fordert nun, dass Wasseraufbereitungsprogramme, ehe sie in großem Stil angewendet werden, ebenso rigoros untersucht werden sollen wie Medikamente. „Die Desinfektion von Haushaltswasser scheint keine Vorteile für die öffentliche Gesundheit zu haben“, so Hunter. Er wäre jedenfalls hoch erfreut darüber, wenn es eine Studie geben würde, die eindeutige Beweise liefern würde.

Auch Nahrungsmittel keimfrei machen

„Nicht nur Trinkwasser, sondern auch Nahrungsmittel sollen stärker ins Zentrum des Interesses rücken, wenn es um die Bekämpfung von Durchfallerkrankungen geht“, so Cairncross. „Fäkalkeime finden in gekochten Nahrungsmitteln paradiesische Bedingungen, denn sie können sich massenhaft vermehren.“ Das geschehe im Wasser nicht.

Experten wie Bruce Gordon, Leiter des WHO-Department für Wasser, Abwasser und Hygiene http://www.who.int/water_sanitation_health/en/ widerspricht den Forschern allerdings. „Die Lieferung von sauberem Trinkwasser ist absolut notwendig. Verseuchte Wasserquellen stellen ein großes Problem für Entwicklungsländer dar.“ Möglicherweise habe die Interventionen zur Bereitstellung von sauberem Trinkwasser heute noch wenig Bedeutung. Das habe man über Moskitonetzen vor zehn Jahren auch behauptet.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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