Der Wald als Klimaregulator: Eine internationale Studie verblüfft selbst Experten

In der freien Natur spielen sich hydrologische Prozesse ab, die unterschiedliche Auswirkungen auf Klimafaktoren haben. Eine internationale Forschergruppe, der auch Professor Christian Bernhofer sowie Dr. Thomas Grünwald von der TU Dresden angehören, ist in einer staatenübergreifend angelegten Studie auf überraschende Ergebnisse gestoßen, die in der jüngsten Ausgabe der renommierten Zeitschrift nature geoscience publiziert worden sind.

Bisher ging man davon aus, dass geschlossene Waldgebiete in heißen Sommern ausschließlich eine kühlende Wirkung hätten. Nun aber ist festgestellt worden – und die beiden Dresdner Wissenschaftler haben mit ihren Messstationen im Tharandter Wald einen erheblichen Anteil an dieser Erkenntnis –, dass Wälder zunächst einmal zur atmosphärischen Aufwärmung beitragen. Im Gegensatz zu Wiesenflächen geben sie das gespeicherte Bodenwasser nur allmählich ab, tragen also nur wenig zu einem Abkühlen der Umgebung bei. Graslandschaften unterliegen anderen Aspekten und verdunsten relativ rasch das gespeicherte Wasser. Damit kühlen sie zu Beginn einer Hitzeperiode anfangs sehr stark, sind dann aber rasch ausgetrocknet und können den hohen Temperaturen nichts mehr entgegensetzen. Diese Regulierung funktioniert in Wäldern mit einer langfristigeren Strategie. Während Wiesen- und Ackerflächen sehr rasch austrocknen, geben Waldgebiete die Feuchtigkeit nur sparsam ab. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Regelung der Spaltöffnungen von Wäldern dazu beiträgt, sich auf eine drohende Trockenheit besser einzustellen. Langfristig gesehen, tragen Wälder in Hitzejahren also wesentlich mehr und vor allem kontinuierlicher zum Befeuchten und Abkühlen der Umgebung bei.

Diese Erkenntnisse, die mit den internationalen Partnern aus Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz gemeinsam gewonnen wurden und in der September-Ausgabe der nature geoscience detailliert dargestellt sind, können für künftige Bebauungspläne von enormer Bedeutung sein, unterstreichen Bernhofer und Grünwald. Damit werden Aufforstungen attraktiver und die Erholungswirkung städtischer Parks wird deutlich. Nicht zuletzt seien die speziellen Eigenschaften der Pflanzen auch für Wetterprognosen und Klimaszenarien auswertbar.

Ob die langfristigen Flächennutzungen sich dadurch ändern lassen, hängt eher an rechtlichen Fragen und bleibt abzuwarten. Ein Argument für mehr städtisches Grün ist es allemal.

Informationen für Journalisten:
Prof. Dr. Christian Bernhofer
Tel. +49 (0) 351 463-31340
christian.bernhofer@tu-dresden.de

Media Contact

Kim-Astrid idw

Weitere Informationen:

http://tu-dresden.de/metereologie

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer