Vorsorgeimpfung gegen Gebärmutterhalskrebs wird gut angenommen

Das ergab eine Untersuchung des Instituts für Politik- und Kommunikationswissenschaft der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Rund 70 Prozent aller befragten Frauen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren gaben an, dass sie bereits geimpft sind.

Welche gesundheits- und gesellschaftspolitischen Möglichkeiten sind geeignet, Frauen besser in Präventionsmaßnahmen gegen Gebärmutterhalskrebs zu integrieren? Welchen Beitrag kann diesbezüglich die neue Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) leisten? Das sind die zentralen Fragen des Forschungsprojektes „Gesundheitspolitik und Krebsprävention – Modellfall Cervixkarzinom“.

Im Rahmen der Untersuchung wurden in Mecklenburg-Vorpommern 760 Frauen im Alter zwischen 14 und 65 Jahren sowohl zu ihren Einstellungen als auch zu ihrem Wissen und ihrem Verhalten bezüglich der Prävention befragt.

Die Untersuchung ergab, dass die HPV-Impfung unter den Frauen in Mecklenburg-Vorpommern eine hohe Akzeptanz findet. Zum Zeitpunkt der Umfrage (Februar 2008) waren bereits 68 % der Befragten im Alter zwischen 14 und 17 Jahren gegen HPV geimpft.

„Auch wenn viele ältere Frauen die HPV-Impfung für sich selbst nicht in Betracht ziehen, würden zwei Drittel aller Befragten ihre Töchter auf jeden Fall gegen HPV impfen lassen. Das spricht dafür, dass sie von dem Nutzen dieser Impfung überzeugt sind. Zudem befürwortet eine große Mehrheit der Frauen das Anbieten der HPV-Impfung in Schulen und durch Gesundheitsämter.“ Das erklärt Kati Kuitto, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Politik- und Kommunikationswissenschaft.

Die Ergebnisse der Studie zeigen weiter, dass neben dem Lebensalter vor allem Einstellungen, aber auch Wissen und die subjektive Risikoeinschätzung entscheidend für die Inanspruchnahme der Präventionsmöglichkeiten sind. Negative oder gleichgültige Einstellungen zur Krebsvorsorge bzw. zur Gesundheit im Allgemeinen führen zur Vernachlässigung der Krebsfrüherkennungsuntersuchung sowie zu einer ablehnenden Haltung gegenüber der HPV-Impfung. Durch gezielte Information lassen sich verhaltenswirksame Einstellungen grundsätzlich positiv beeinflussen. Allerdings sind die Kenntnisse über die Infektion mit HPV als Ursache für Gebärmutterhalskrebs sowie über die Übertragungsmöglichkeiten und den richtigen Schutz gegen HPV unter den Befragten eher mangelhaft.

„Gebärmutterhalskrebs stellt für eine Studie über Gesundheitsprävention einen besonders interessanten Fall dar, denn er ist eine bei Frauen relativ häufig vorkommende Krebserkrankung, die aber zugleich durch konsequente Vorsorge gut vermeidbar ist. Entscheidend ist sowohl bei der Krebsfrüherkennung als auch bei der Impfung das individuelle Verhalten, das durch eine aktive Gestaltung günstiger gesundheits- und gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen optimiert werden kann“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Detlef Jahn.

Im weiteren Verlauf des Projekts werden anhand einer schriftlichen Expertenbefragung ärztliche Ansichten zu wirksameren Möglichkeiten der Prävention von Gebärmutterhalskrebs und zur Rolle der HPV-Impfung ermittelt. Weitere Erkenntnisse liefern Tiefeninterviews mit Fachleuten aus der medizinischen Forschung und Praxis, aus der Gesundheitspolitik und dem öffentlichen Gesundheitsdienst.

Die Studie wird von den Politikwissenschaftlerinnen Kati Kuitto und Dr. Susanne Pickel durchgeführt. Projektleiter ist Prof. Dr. Detlef Jahn. Angesiedelt ist das Projekt im Rahmen der von Prof. Dr. Hans-Robert Metelmann initiierten interdisziplinären Arbeitsgruppe Cancer Politics.

Außerdem arbeitet die Projektgruppe mit dem Ministerium für Soziales und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern sowie mit Wissenschaftlern des Instituts für Community Medicine der Universität Greifswald zusammen.

Weitere Ergebnisse der Untersuchung:
Die Teilnahme der Frauen an der Früherkennungsuntersuchung von Gebärmutterhalskrebs (Screening) ist in Mecklenburg-Vorpommern relativ positiv zu bewerten – 72,8 % der Befragten geben an, innerhalb der letzten 12 Monate beim Frauenarzt an der Früherkennungsuntersuchung teilgenommen zu haben. Ältere Frauen nehmen die Früherkennungsuntersuchung deutlich weniger regelmäßig wahr.

Als Gründe für die Nicht-Teilnahme nannten die Befragten vor allem „Ich fühle mich gesund“ (66,3 %), „Eine Untersuchung beim Frauenarzt ist mir unangenehm“ (38,1 %), „Ich vergesse es immer, einen Termin zu vereinbaren“ (27,7 %) sowie „Ich habe Angst vor eventuellen Krankheitsbefunden“ (14,7 %). 7,4 % gaben sogar an, nicht gewusst zu haben, dass man in regelmäßigen Abständen an einer Früherkennungsuntersuchung teilnehmen sollte.

Das bedeutet: Frauen jeden Alters müssen verstärkt zu einer regelmäßigen Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen bewegt werden. Das kann erreicht werden, indem sie beispielsweise besser über die Relevanz und den Nutzen der Früherkennung informiert und/oder durch ein Einladungssystem zu einer Teilnahme am Screening aufgefordert werden.

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
Kati Kuitto und Dr. Susanne Pickel
Telefon 03834 86-3156/-3154
Telefax 03834 86-3153
Baderstraße 6/7, 17487 Greifswald
kuitto@uni-greifswald.de
spickel@uni-greifswald.de

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