TV-Nutzung von Kindern explodiert

Die TV-Nutzung von Kindern ist innerhalb der vergangenen sechs Jahre auf einen neuen Rekordhöchststand geklettert. Wie ein aktueller Bericht des US-Marktforschungsunternehmens Nielsen zeigt, verbringen Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren heute im Durchschnitt mehr als 32 Stunden pro Woche vor dem Fernsehbildschirm. Bei der Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen liegt der entsprechende Wert bei über 28 Stunden.

Ausschlaggebend für die hohe TV-Nutzungsdauer von Kindern seien vor allem eine deutliche Ausweitung der entsprechenden Programmangebote, der Siegeszug neuer Technologien wie etwa Video-on-Demand-Diensten, digitaler Videorekorder und die zunehmende Verbreitung von Videospielkonsolen. „Die Kinder nutzen alle Technologien, die ihnen im Haushalt zur Verfügung stehen“, erklärt Patricia McDonough, Senor Vice President im Bereich Insights, Analysis and Policy bei Nielsen, gegenüber der Los Angeles Times.

Fettleibigkeit und Sprachprobleme als Folgen

Bei Vertretern aus dem Bereich der Kinderheilkunde lassen die von Nielsen zu Tage geförderten Ergebnisse die Alarmglocken klingeln. So warnen Experten bereits seit geraumer Zeit davor, dass Kinder, die einem übertriebenen TV-Konsum ausgesetzt sind, zu Fettleibigkeit neigen und erst verspätet die notwendigen Sprachfertigkeiten aufweisen. Wenn Eltern ihren Nachwuchs derart viel Zeit vor dem Fernseher erlauben, würde zudem die soziale Interaktion mit anderen Familienmitgliedern zu kurz kommen, der im Heranwachsprozess eine entscheidende Rolle zukommt, so die Kritik.

„Ich kann die Sorgen der US-Kollegen für Deutschland nur bestätigen. In einigen Kindergärten müssen die Erzieherinnen bereits speziellen Sprachunterricht anbieten, weil die Kinder zu Hause mit ihren Eltern nicht mehr ausreichend sprechen“, stellt Michael Lentze, Leiter der Abteilung für Allgemeine Pädiatrie am Universitätsklinikum Bonn, gegenüber pressetext fest. „Das Fernsehen kann Sprache nicht vermitteln“, ergänzt Lentze. Besonders in sozial schwächeren Familien seien derartige Probleme heute weit verbreitet.

„Nicht länger als 30 Minuten täglich für Kleinkinder“

Dem aktuellen Nielsen-Bericht zufolge verbringen Kinder zwischen zwei und fünf Jahren in den USA durchschnittlich drei Stunden und 47 Minuten vor dem TV-Bildschirm. „Das ist ein ungemein hoher Wert für diese Altersgruppe. Kleinkinder sollten in der Regel nicht länger als 30 Minuten täglich dem Fernsehschirm ausgesetzt sein“, betont Lentze. In der Praxis zeige sich aber, dass dieser Grenzwert großteils deutlich überschritten werde.

Neben der zeitlichen Dauer sollten Erziehungsberechtigte aber auch darauf achten, welche Inhalte sie ihren Sprösslingen zumuten. „Zwei- bis Fünfjährige sollten nur Material zu sehen bekommen, das von ihren Eltern gründlich geprüft und ausgewählt worden ist. Hierbei muss beachtet werden, dass auch so mancher Zeichentrickfilm nicht unbedingt für Kleinkinder geeignet ist“, gibt Lentze zu bedenken.

Media Contact

Markus Steiner pressetext.deutschland

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer