Tiefere Preise dank Agrarfreihandel

Die Nahrungsmittelindustrie würde insbesondere von einem Freihandelsabkommen mit der EU profitieren. Und Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten könnten von sinkenden Nahrungsmittelpreisen profitieren.

In der Studie zuhanden von Economiesuisse, Migros und Nestlé (Schweiz) untersuchten die Forschenden, welche Auswirkungen vom geplanten Freihandelsabkommen für den Agrar- und Lebensmittelbereich (FHAL) zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) und von der Doha-Runde der Welthandelsorganisation (WTO) auf die schweizerische Nahrungsmittelindustrie zu erwarten sind.

Die Studienautoren schätzen die Auswirkungen von vier Szenarien ab. Als Referenzszenario dient der „Status quo plus“, welcher die wahrscheinliche Entwicklung der nationalen und internationalen Marktnachfrage und der schweizerischen Agrarpolitik unter der Annahme abbilden, dass keine weitergehende Öffnung im Aussenhandel stattfindet. Dieses Referenzszenario wird mit drei Öffnungsvarianten verglichen.

Eine Marktöffnung hat deutliche volkswirtschaftliche Auswirkungen: Abhängig vom Marktöffnungsszenario und den heute vorhandenen Preisunterschieden in den jeweiligen Rohstoffkategorien sinken die Rohstoffpreise um bis zu 30 Prozent. Mit einer gleichzeitigen Effizienzsteigerung in der Nahrungsmittelindustrie könnte es zu einem Rückgang der durchschnittlichen Nahrungsmittelpreise (für Endkunden) von bis zu 10 Prozent kommen.

Aufgrund der Heterogenität der Branche sind die Auswirkungen jedoch höchst unterschiedlich: Jene wertschöpfungs- und beschäftigungsmässig dominierenden Subbranchen und Unternehmen, welche bereits heute Erfahrungen im Export haben, dürften von einem Freihandelsabkommen mit der EU und teilweise auch von der WTO-Doha-Runde am meisten profitieren. Eine Marktöffnung dürfte insbesondere den Herstellern von Schokolade, Kaffee, Zuckerwaren, Fertiggerichten, Saucen aber auch den milchverarbeitenden Unternehmen Vorteile bringen.

Bei der Arbeitsplatzentwicklung ist dank wachsenden Exporten mittel- bis langfristig mit zusätzlichen Beschäftigten zu rechnen. Jedoch sind Verschiebungen innerhalb der Branche zu erwarten. Wie bei jedem Strukturwandel ist die Entstehung neuer Geschäftseinheiten und das Wachstumstempo bestehender Produkte selbst für Industrievertreter schwierig zu prognostizieren. Die von vielen Organisationen und Berichten immer wieder bestätigte hohe Standortattraktivität der Schweiz dürfte auch für nahrungsmittelherstellende Unternehmen Chancen bieten, welche sich bei vereinfachtem Zugang zu ausländischen Märkten vermehrt nutzen lassen.

Die Studie kommt auch zum Schluss, dass ein verlässlicher Fahrplan die Marktöffnung erleichtern würde. Dann haben die Unternehmen Zeit, ihre strategische Ausrichtung und ihre Investitionen anzupassen. Damit wächst die Chance, dass neue wettbewerbsfähige Bereiche innerhalb der Nahrungsmittelindustrie aufgebaut werden können.

Kontakt:
Dr. Martin Werner
Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik, HTW Chur
Tel: +41 (0)81 286 37 04
Mail: martin.werner(at)htwchur.ch

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Christoph Meier idw

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