Tiefe Druckmassage rettet Leben

„Tiefer ist besser“ – auf diese sehr vereinfachte Formel lassen sich die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie zur Drucktiefe bei Herzmassagen der Feuerwehr Münster und der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin des Universitätsklinikums Münster (UKM) bringen:

„In unserer Untersuchung haben wir festgestellt, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten, bei denen die Drucktiefe der Massage das bisher empfohlene Maß von 3,8-5 cm überstieg, höher war, als bei anderen Patienten. So fand sich in der Gruppe der Patienten, die im Mittel 5-6 cm tiefe Massagen, die meisten überlebenden Patienten. Für professionelle wie laienhafte Ersthelfer bedeutet dies: Führen Sie die Herzmassage mit aller Kraft durch“, betont Dr. Andreas Bohn, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Münster und Leiter der Untersuchung.

Was sich zunächst theoretisch anhört, kann große Auswirkungen auf die Notfallversorgung haben: Europaweit könnten nach Aussagen der Europäischen Reanimationsgesellschaft (ERC) optimierte Wiederbelebungsmaßnahmen bis zu 100.000 Menschen im Jahr das Leben retten. Denn lange Zeit galten Herzmassagen (Thoraxkompressionen) von 3,8 bis maximal 5 Zentimeter Tiefe als ausreichend. Erst neuere Untersuchungen gaben Hinweise darauf, dass die bisherigen Empfehlungen zur Drucktiefe bei Herzmassagen nicht ausreichend sein könnten. „Die europäische Reanimationsgesellschaft empfiehlt daher seit Oktober 2010 in ihren Leitlinien eine Drucktiefe von mindestens fünf Zentimetern. Mit unserer Studie konnten wir diese Leitlinie wissenschaftlich untermauern und belegen erstmals, dass die Drucktiefe bei der Herzmassage von entscheidender Bedeutung ist“, erklärt Prof. Dr. Dr. Hugo Van Aken, Direktor der UKM-Anästhesiologie. Veröffentlicht werden die Studienergebnisse offiziell in der März-Ausgabe des international renommierten Magazins „Resuscitation“.

Studiendaten von mehr als 300 Patienten
Die Feuerwehr Münster wird jährlich zu rund 23.000 medizinischen Notfällen gerufen, von denen etwa 160 bis 180 Reanimationen sind, also auch eine Herzdruckmassage durchgeführt wird. Dabei wird das Herz durch regelmäßige Druckstöße auf das Brustbein in Richtung Wirbelsäule gepresst. „So erhöht sich der Druck im Brustkorb und das Blut aus dem Herzen wird in den Kreislauf gebracht. In der Entlastungsphase füllt sich das Herz dann erneut mit Blut“, beschreibt Notfallmediziner Dr. Andreas Bohn den Ablauf der Thoraxkompression. Für die gemeinsame Studie von Feuerwehr Münster und dem UKM wurde die Tiefe der Kompression mittels eines Sensors gemessen, der in die Elektroden eines Defibrillators integriert war. „Diese Elektroden müssen bei jeder Reanimation angebracht werden, um eine Strom-Behandlung des Herzmuskels durchzuführen. Die von uns verwendeten Elektroden trugen zusätzlich den Sensor, das Anbringen dauerte so nicht länger als bei konventionellen Elektroden“, erläutert Bohn das Vorgehen bei der Studie. Mehr als 300 Patienten wurden so untersucht.
Enge wissenschaftliche Kooperation von Feuerwehr und UKM
Die Datenerhebung für die Untersuchung lag somit also im Verantwortungsbereich der Feuerwehr der Stadt Münster. Die Konzeption der Studie erfolgte gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. Hugo Van Aken und weiteren Medizinern der UKM-Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin. Hier erfolgten zudem auch die Datenerfassung sowie die statistischen Auswertungen der Untersuchung. „Eine Vielzahl der bei der Stadt Münster tätigen Notärzte sind gleichzeitig auch Mitarbeiter unserer Klinik. Die aktuelle Studie beweist eindrucksvoll die sehr enge und effektive wissenschaftliche Kooperation der Feuerwehr Münster mit dem Universitätsklinikum Münster“, unterstreicht Prof. Van Aken die Bedeutung der engen Verzahnung zwischen Rettungsdienst und Klinik.
Judith Becker
Stabsstelle Unternehmenskommunikation
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