Technische Bildung für alle

Angesichts der für Deutschland immens hohen Bedeutung technologischer Innovationen gehören Fragen der technischen Bildung zunehmend in den Mittelpunkt politischer Gestaltung und gesellschaftlicher Diskussionen.

Es existieren vielfältige Initiativen zur Förderung der technischen Bildung, getragen und gefördert von engagierten Praktikern aus dem Bildungsbereich und der Industrie, privaten Förderern und nicht zuletzt öffentlichen Institutionen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene. Warum ist dennoch so wenig davon zu merken? Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Innovations- und Technikanalyse“ (ITA) geförderte Untersuchung zur Situation der technischen Bildung in Deutschland – die nun als Buch unter dem Titel „Technische Bildung für Alle. Ein vernachlässigtes Schlüsselelement der Innovationspolitik“ vorliegt – gibt Antworten.

Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Annahme, dass eine Analyse der technischen Bildung in Deutschland eine bildungsbereicheübergreifende, ganzheitliche Perspektive beinhalten muss. Die Praxis zeigt, dass etwa Maßnahmen, die sich an Abiturienten und Abiturientinnen richten und für die Aufnahme naturwissenschaftlich-technischer Studiengänge werben sollen, oftmals zu spät kommen, weil sich die Interessenschwerpunkte der Schüler und Schülerinnen bereits viel früher – zum Beispiel durch Erfahrungen aus der Kindergartenzeit – herausgebildet und gefestigt haben. Für das aus Experten und Expertinnen aus allen Bildungsbereichen bestehende siebzehnköpfige Autorenteam ist technische Bildung deshalb keine isolierte Angelegenheit in den einzelnen Gliedern der Bildungskette, sondern ein auf vielfältige Weise miteinander vernetzter und aufeinander bezogener Bildungsprozess. Dies spiegelt der Aufbau der Untersuchung wider. So werden die Ergebnisse aus den einzelnen Bestandsaufnahmen zur S ituation der technischen Bildung in den Bereichen der frühkindlichen Erziehung, der schulischen Bildung, der hochschulischen Bildung, der beruflichen Bildung und der Erwachsenenbildung im Hinblick auf Schnittstellen zu den anderen Bildungsbereichen beleuchtet und vielfältige Optionen für Verbindungen herausgearbeitet.

Das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit hat entlang der Bildungskette eine geschlechtsspezifische Analyse der technischen Bildung in Deutschland vorgenommen und Einflussfaktoren der technischen Sozialisation von Mädchen und Jungen benannt. Die Überwindung geschlechterstereotyper Vorstellungen von Technik gehört zu den großen Herausforderungen der technischen Bildung. Für die konkrete Umsetzung wurden Handlungsempfehlungen für verschiedene Akteure der Bildung, der Wirtschaft, Politik, Medien sowie den Schlüsselpersonen im Berufswahlprozess, den Gatekeepers formuliert.

Die Untersuchung bietet eine Fülle von Ergebnissen und Anregungen, die einer Entwicklung breiter technologischer Kompetenzen dienen und zu einer reflektiert und im besten Sinne kritischen Umgangsweise mit Technik beitragen. Zu den Schlussfolgerungen im Hinblick auf das Ziel, die innovationspolitische Dimension von technischer Bildung deutlich zu machen und einen die einzelnen Bildungsbereiche verbindende Ansatz zu entwickeln, gehören beispielsweise die Forderungen nach:

– „der Einrichtung eines regelmäßigen und alle Bildungsbereiche vernetzenden „Berichtssystems Technische Bildung“, um gegen die Unsichtbarkeit der technischen Bildung anzugehen und Schnittstellen deutlich zu machen.

– „der Auseinandersetzung über Standards der technischen Bildung, um jenseits der Einschränkung durch Ländergrenzen zu fachlich begründeten, sachlich angemessenen und praktisch umsetzbaren Anforderungen an eine technische Bildung im Sinne einer „technological literacy“ zu gelangen.

– „einer bildungsbereicheübergreifende Vernetzung der bildungs- und innovationspolitischen Akteure zu einer Gemeinschaft, einer „Community Technische Bildung“, um technische Bildung als Feld der Innovationspolitik und Innovationspolitik als Bildungspolitik zu begreifen.

Die Publikation „Technische Bildung für Alle. Ein vernachlässigtes Schlüsselelement der Innovationspolitik“ Regina Buhr, Ernst A. Hartmann (Hg.), ISBN 978-3-89750-150-8 ist gegen eine Schutzgebühr von 6 € unter dem folgenden Link zu bestellen: www.iit-berlin.de/bestellung

Kontakt:
Cornelia Lins
Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit
Wilhelm-Bertelsmann-Str. 10,33602 Bielefeld
fon: +49 521 106-73 63 | fax: +49 521 106-71 54

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