Studie zu Parodontitis in Gambia zeigt: Mehr erhaltene Zähne bei gleicher Verbreitung wie in Europa

Nach der Zahnkaries stellt die Parodontitis (im Volksmund fälschlicherweise oft als „Parodontose“ bezeichnet) die zweithäufigste Erkrankung des Mundes und der Zähne dar. Die Hälfte der jungen Erwachsenen (53% der 35-44-Jährigen) haben mittelschwere Probleme mit dem Zahnfleisch bzw. dem Zahnhalteapparat. Laut der letzten Deutschen Mundgesundheitsstudie aus dem Jahr 2005 leidet sogar ein Fünftel (21 %) davon an einer schweren Form.

„Das hat uns auf die Idee gebracht, die Verbreitung in einem so genannten Entwicklungsland zu untersuchen. Und da die Universität Witten/Herdecke seit Jahren eine Zahnklinik im Hinterland von Gambia betreibt, haben wir unsere Studie dort stattfinden lassen“, erklärt Dr. Adrian Lucaciu, der die Untersuchung durchgeführt hat. „Wir konnten erwarten, dass die Parodontal-Erkrankungen in Westafrika weitgehend unbehandelt bleiben und beobachten somit die Verbreitung der Krankheit, wenn keine Zahnärzte vorhanden sind.“

Die Ergebnisse zeigen eine hohe Rate von Zahnsteinbefall, sowohl in der Altersgruppe der Jugendlichen als auch bei den jungen Erwachsenen. „Kaum jemand war nicht von Parodontitis befallen, die typischen Zahnfleischtaschen kommen dort sogar deutlich häufiger vor, als in Regionen mit gutem zahnmedizinischen Versorgungsgrad wie bei uns in Deutschland“, fasst Lucaciu die Ergebnisse seines Teams zusammen.

Allerdings: Obwohl die Anzeichen parodontaler Erkrankungen in Entwicklungsländern im Vergleich zu Industrienationen verstärkt vorkommen, ist der Anteil erhaltener Zähne vergleichsweise hoch. „Das deckt sich mit vergleichbaren Untersuchungen aus Tansania, Kamerun, Kenia, Guinea-Bissau, Nigeria und Uganda, dass Menschen in diesen Ländern mehr Zähne erhalten geblieben sind als bei der vergleichbaren Altersgruppe in den entwickelten Ländern Europas oder Nordamerikas“, ordnet Lucaciu das Ergebnis ein.

Seine Schlussfolgerung: „Ein massiver Zahnverlust schon im frühen Lebensalter scheint also weniger Ausdruck eines natürlichen Erkrankungsverlaufs zu sein, als vielmehr eine Frage des zahnmedizinischen Versorgungsgrades. Das haben auch schon Forscher aus Finnland Mitte der 80er Jahre erstmals gefunden. (Ainamo, A., Ainamo, J. (1984). The dentition is intended to last a lifetime. Int Dent J 34, 87-92.) Und der Leiter des Departments für ZMK-Heilkunde, Prof. Dr. Stefan Zimmer ergänzt: „Die Studie unterstützt die Behandlungsstrategie, die wir hier in Witten lehren: Geduld und konsequente Frühdiagnostik. Mit konservativem, also zahnerhaltenden Therapieansatz, den aber so früh wie möglich, ist dem Patienten am meisten geholfen.“

Weitere Informationen bei Dr. Adrian Lucaciu, 02302 926-608
adrian.lucaciu@uni-wh.de
Da Herr Lucaciu in der Zahnklinik Patienten behandelt, kann es sein, dass er nicht sofort mit Ihnen sprechen kann. Aber ein Rückruf erfolgt auf jeden Fall, sobald es ihm möglich ist! Wir hoffen auf Ihr Verständnis.

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Kay Gropp idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wh.de

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