Studie belegt Erfolge durch Musiktherapie in der Frührehabilitation von Cochlea-Implantat-Trägern

In Deutschland gibt es jährlich ca. 16.000 Neuerkrankungen des Innenohrs, die zu einseitiger oder beidseitiger Ertaubung führen. Insgesamt wird die Zahl der ein- oder beidseitig ertaubten Menschen bundesweit auf 3 bis 4 Millionen geschätzt. Die dadurch entstehenden Einschränkungen bei der Teilnahme am alltäglichen Leben sind für normal hörende Menschen kaum vorstellbar.

Eine Behandlungsmöglichkeit stellen so genannte Cochlea-Implantate (CI) dar. Ein Cochlea-Implantat ist eine elektronische Hörschnecken-Prothese, die Menschen mit Schädigungen des Innenohres ein neues Hören ermöglicht. Das CI übernimmt die ausgefallenen Funktionen des Innenohres. Es leitet elektrische Reize direkt an den Hörnerv weiter.

In dem jetzt abgeschlossenen Projekt wurde ein musiktherapeutisches Training entwickelt, das auf spielerische Weise – analog zum frühen, vorsprachlichen Dialog bei Kleinkindern – das Hörenlernen nach der CI-Implantation verbessern soll. Das modularisierte musiktherapeutische Training fand in der Regel im Rahmen von zehn Einzelsitzungen (à 50 Minuten) in wöchentlichem Abstand statt.

Am Projekt nahmen zehn Personen teil, die postlingual (d.h. nach dem Spracherwerb) ertaubt sind und erst vor kurzem einseitig implantiert wurden. Die Musiktherapie erfolgte unmittelbar auf die medizinische Erstanpassung des CI.

Die Ergebnisse belegen, dass die Musiktherapie besonders in vier Bereichen in kurzer Zeit sehr hilfreich sein kann:

• Differenziertere Hörfähigkeit von Klängen und Geräuschen im Alltag (Musik hören, Radio hören, Fernsehfilme, –nachrichten verstehen, Unterhaltung in größeren Menschengruppen etc.)

• Zufriedenstellende akustische Orientierung in Alltagsumgebungen und Räumen (öffentliche Verkehrsmittel, Kirchen, Straßenverkehr etc.)

• Emotionaler Ausdruck in der Sprache (sogenannte emotional unterlegte Prosodie)

• Schnelle und emotional stabile Akzeptanz des CI (Aussehen, sich behindert fühlen, etc.)

Der Vergleich der Ergebnisse von subjektiver Probandeneinschätzung und objektiver Messungen vor und nach der Therapie zeigt eine sehr hohe Therapieeffizienz sowie eine große Zufriedenheit der Teilnehmer mit den erreichten Fortschritten in allen Bereichen des Hörens sowie mit der relativ kurzen Gesamtdauer des Angebotes.

Derzeit laufen die Vorbreitungsarbeiten zur Durchführung einer großen, repräsentativen Studie, zu der dann auch bundesweit CI-Träger zugelassen werden sollen. Hierfür soll das Therapiekonzept angepasst werden, um sog. Kompaktwochen zu ermöglichen.

Die größte Hürde bei der Vorbereitung einer wissenschaftlichen Hauptstudie im Bereich „Cochlea-Implantat“ wird nach Aussage des geschäftsführenden Vorstandes des DZM, Prof. Bolay, jedoch sein, „dass mögliche Geldgeber, Vertreter von Stiftungen etc. als normal Hörende sich kaum vorstellen können, wie sehr ihre eigene Lebensqualität von ihrem derzeit (noch) gesunden Gehör abhängt“.

Interessierte CI-Träger können sich informieren unter:
06221 / 79 63 961 oder per E-Mail unter dzm@dzm-heidelberg.de
Die Tinnitusambulanz bietet laufend Kompakttherapien für Patienten mit chronischem Tinnitus an. Weitere In-formationen für Patienten und Ärzte sind telefonisch erhältlich unter 06221 – 79 63 101 oder per E-Mail unter tinnitusambulanz@dzm-heidelberg.de.

Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger In-stitut) DZM e. V. wurde 1995 in Heidelberg gegründet. Heute ist das DZM das größte musiktherapeutische Forschungsinstitut in Europa und vereint Forschung, Praxis und Lehre unter einem Dach. Das DZM ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich zum überwiegenden Teil aus Spenden und Forschungsdrittmittel. Am DZM entwickeln und erforschen Musiktherapeuten, Mediziner, Musikwissenschaftler und Psychologen in interdisziplinären Projekten musiktherapeutische und musikmedizinische Konzepte zur Verbesserung der Lebenssituation erkrankter Menschen.

Außer dem Forschungsinstitut gehört eine Tinnitusambulanz zum DZM.

Weitere Informationen:
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung
(Viktor Dulger Institut) DZM e.V.
Ansprechpartner: Natascha Schettler-Brox
Maaßstraße 32/1
69123 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 83 38 60
Telefax: +49 (6221) 83 38 74
E-Mail: dzm@dzm-heidelberg.de

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