Starke Elternnetzwerke – nicht gut für alle Kinder

Die sozialen Kontakte der Eltern beeinflussen den schulischen Erfolg ihrer Kinder. Wie im Einzelnen Elternnetzwerke auf die Bildungskarrieren der Kinder wirken, hat WZB-Forscherin Anette Fasang gemeinsam mit zwei amerikanischen Kollegen untersucht.

Ihre Studie belegt: Enge Kontakte zwischen den Eltern nützen vor allem Kindern in wohlhabenden Vierteln. In ärmeren Bezirken schaden sie dagegen dem Nachwuchs, weil sie soziale Ungleichheit verstärken und Durchlässigkeit verhindern.

Die Forscher werteten Daten von etwa 10.000 Jugendlichen und ihren Eltern aus der amerikanischen National Longitudinal Study of Adolescent Health (Add Health) aus. Den Bildungserfolg bestimmten sie über den Notendurchschnitt beim Highschool-Abschluss (vergleichbar mit dem deutschen Abitur) und die Wahrscheinlichkeit, überhaupt einen solchen Abschluss zu erlangen.

Abhängig davon, wie viele Kinder an einer Schule in Armut leben, wirken sich starke Elternnetzwerke begünstigend oder hemmend auf die schulische Entwicklung der Kinder aus. An Schulen, in denen über 30 Prozent der Schüler arm sind, verringern geschlossene Elternnetzwerke die Wahrscheinlichkeit der Kinder, den Highschool-Abschluss zu erlangen, um bis zu 5 Prozent gegenüber Kindern, deren Eltern keine Kontakte haben.

„Angesichts der Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Highschool-Abschluss zu erlangen, generell hoch ist, ist dies ein unerwartet starker Effekt“, sagt Anette Fasang. Dagegen zeigt sich an Schulen mit einer Armutsquote von unter 10 Prozent, dass ein regelmäßiger Austausch zwischen den Eltern den Notendurchschnitt verbessert und es wahrscheinlicher wird, dass die Kinder den Highschool-Abschluss schaffen. Aber ab einem Armutsanteil von 10 Prozent kippt dieser positive Einfluss informeller Elternnetzwerke ins Gegenteil.

Die Studie ist im März in der Zeitschrift „Sociological Forum“ erschienen, eine Kurzfassung in der Zeitschrift WZB-Mitteilungen.

Fasang, Anette E./Mangino, William/Brückner, Hannah: Social Closure and Educational Attainment. In: Sociological Forum, 2014, Vol. 29, No. 1.
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/socf.12073/abstract

Fasang, Anette: Eine Ressource – nur für Bessergestellte. In ärmeren Vierteln nützen starke Eltern-Netzwerke den Kindern in der Schule nicht. In: WZB-Mitteilungen, Heft 143/März 2014, S. 30-32.
http://www.wzb.eu/sites/default/files/publikationen/wzb_mitteilungen/s.30-32_fasang_mangino_brueckner.pdf

Pressekontakt

Prof. Dr. Anette Fasang
Tel.: 030-25491-434
anette.fasang@wzb.eu

Claudia Roth
WZB-Pressestelle
Tel.: 030-25491-510
claudia.roth@wzb.eu

Media Contact

Dr. Paul Stoop idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer