Starke Bauchmuskeln schützen Fußballer beim Kopfballstoß

Wie Sportwissenschaftler der Universität des Saarlandes jetzt herausgefunden haben, ändern schwache Bauchmuskeln die Bewegung beim Kopfball und aktivieren die Halsmuskeln auf fehlerhafte Weise. Um Amateurfußballer vor Verletzungen zu schützen, empfehlen die Forscher auch für den Breitensport ein intensives Training der Bauch- und Rückenmuskulatur.

Was zu einem guten Kopfballstoß dazugehört, lernen Amateure schon im Jugendfußball. Mit hoher Kunstfertigkeit versuchen sie wie die Fußballprofis den Eckstoß ins gegnerische Tor zu köpfen. Wenn im Laufe des Spiels die Muskeln des Rumpfes ermüden, wird aber nicht nur der Kopfball unpräziser.

„Um den Ball zu köpfen, setzt der ermüdete Sportler andere Muskeln ein als der fitte“, sagt Oliver Ludwig, Lehrbeauftragter am Sportwissenschaftlichen Institut der Universität des Saarlandes. Gemeinsam mit einem Team aus Humanbiologen, Orthopäden und Sportwissenschaftlern untersuchte Ludwig die Aktivität der Muskeln, die im Schulter- und Halsbereich die Halswirbelsäule stabilisieren. Mit auf der Haut aufgeklebten Elektroden konnten die Forscher messen, wie sich diese Muskeln anspannen, wenn der Fußballer den Ball köpft.

„Die Muskeln umgreifen die Wirbelsäule wie ein Korsett und schützen sie vor Überlastung. Normalerweise stabilisieren sie den Kopf im Moment des Aufpralls. Die eigentliche Kopfballbewegung geschieht aus dem Rumpf heraus“, erläutert der Sportwissenschaftler. Die entscheidende Frage war, was geschieht, wenn im Laufe eines anstrengenden Spiels die Bauch- und Rückenmuskeln ermüden.

In einer Versuchsreihe an der Universität des Saarlandes absolvierten Probanden nach einer ersten Kopfballserie ein Übungsprogramm, das ganz gezielt nur die unteren Bauch- und Rückenmuskeln ermüdete. Danach wurden erneut Kopfballstöße durchgeführt. „Beim Vergleich dieser Versuche vor und nach der Ermüdung stellten wir Interessantes fest. Waren die Bauch- und Rückenmuskeln erschöpft, konnte der Körper des Athleten keine ausreichende Spannung mehr aufbauen, um den Rumpf zum Ball hin zu beschleunigen“, erklärt Ludwig. Ersatzweise wurden dann die Halsmuskeln aktiv und bewegten den Kopf gezielt zum Ball hin.

„Aus Sicht der Orthopäden ist dies ein ungünstiger Zustand. Wird nämlich der Kopf aktiv bewegt, dann können Hals- und Nackenmuskeln nicht mehr die Halswirbelsäule stabilisieren“, erklärt der Saarbrücker Forscher. Ermüden die Rumpfmuskeln, müssen also die Hals- und Nackenmuskeln ihre Schutzfunktion aufgeben und bei der Bewegung zum Ball hin „mithelfen“.

Die Forscher des Sportwissenschaftlichen Instituts schließen aus den Ergebnissen dieser Studie, dass die Bauch- und Rückenmuskeln stark und ausdauernd genug sein müssen, um beim Köpfen die Gefahr einer Überlastung zu senken. „Wir empfehlen daher auch den Fußballtrainern im Amateurbereich, dass sie die Rumpfmuskulatur in das wöchentliche Fußballtraining stärker einbeziehen“, sagt Oliver Ludwig.

Fragen beantwortet:

Dr. rer. nat. Oliver Ludwig, Dipl.-Biologe
Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes
Tel. 0170-4961170
Mail: oliver.ludwig1@uni-saarland.de

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