Mit Spiegel und Magnet gegen Phantomschmerz: Studie zur Wirksamkeit nicht-medikamentöser Behandlungsmethoden
Nach einer Amputation verändert sich das Gehirn oft so, dass Patienten im fehlenden Körperteil Schmerzen spüren. Spiegeltherapie und Magnetstimulation können diese Gehirnveränderungen positiv beeinflussen und den Phantomschmerz lindern.
Für eine Studie zur Wirksamkeit dieser nicht-medikamentösen Behandlungsmethoden bei Phantomschmerzen sucht das RUB-Klinikum Bergmannsheil Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer zwischen 18 und 75 Jahren, die unter Phantomschmerzen nach der Amputation einer Hand oder eines Armes leiden. Interessierte Patienten können sich an Dr. Philipp Stude wenden: Tel. 0234/302-3507 (14 – 16 Uhr), E-Mail: schmerztherapie@bergmannsheil.de.
Ursachenbekämpfung statt Symptombehandlung
Beide Therapieansätze, die Spiegeltherapie und die so genannte transkranielle Magnetstimulation (TMS), zielen nicht auf die Symptome, sondern auf die Ursache der Phantomschmerzen. „In zahlreichen EEG- und Kernspintomographie-Studien mit amputierten Patienten konnte eine Veränderung von Gehirnfunktionen festgestellt werden, die für die Verarbeitung von Schmerzempfindung verantwortlich sind“, so Studienleiter Dr. Philipp Stude aus der Neurologischen Klinik des Bergmannsheil. Das Ausmaß der Veränderungen steht in einem erkennbaren Zusammenhang mit der Stärke der Schmerzen. „Dabei sind die Areale im Gehirn, in denen die Reize ankommen, bei der amputierten Extremität deutlich kleiner als die der gesunden Gegenseite“, so Stude.
Spiegeltherapie und Magnetstimulation
Mit den nicht-medikamentösen Verfahren versuchen die Wissenschaftler, die Veränderungen der Gehirnfunktionen wieder zu normalisieren. Die Spiegeltherapie wird im Bergmannsheil seit zwei Jahren eingesetzt und erzielt in der klinischen Routine zum Teil sehr gute Erfolge. Dabei werden spezielle Übungen an der gesunden Gliedmaße vor einem Spiegel durchgeführt und dem Gehirn auf diese Weise vorgetäuscht, die amputierte Extremität führe die Übungen aus. Bei der transkraniellen Magnetstimulation werden die Gehirnregionen, in denen die Schmerzempfindung gestört ist, direkt durch Magnetimpulse beeinflusst. Für unterschiedliche chronische Schmerzerkrankungen konnte der therapeutische Effekt bereits nachgewiesen werden. Die Studie soll nun die Wirksamkeit der beiden Verfahren erstmals wissenschaftlich belegen. Damit wollen die Forscher gleichzeitig eine alternative, nebenwirkungsarme Therapie für Patienten mit Phantomschmerzen etablieren.
Weitere Informationen
Dr. Philipp Stude, Neurologische Klinik der Ruhr-Universität im Bergmannsheil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel. 0234/302-0, E-Mail: schmerztherapie@bergmannsheil.de, Internet: http://www.bergmannsheil.de/898.0.html
Redaktion: Julia Scharte, Meike Drießen
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen
Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.
Neueste Beiträge
Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft
Forschende an der ETH Zürich haben Bakterien im Labor so herangezüchtet, dass sie Methanol effizient verwerten können. Jetzt lässt sich der Stoffwechsel dieser Bakterien anzapfen, um wertvolle Produkte herzustellen, die…
Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren
Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…
Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht
Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…