SOEP-Studie: Westdeutsche profitierten nach der Wende von Ost-Kontakten

„Westdeutsche, die Verwandte in Ostdeutschland hatten, haben nach dem Fall der Mauer 1989 davon häufig auch wirtschaftlich profitiert“, sagt Konrad B. Burchardi, einer der Autoren. „Gleichzeitig ist die Wirtschaftskraft in Regionen gestiegen, in denen vor der Wende besonders viele Menschen mit Ost-Kontakten lebten.“

Die jetzt als 405. SOEPpaper veröffentlichte Studie, die die Ökonomen Konrad B. Burchardi (Universität Stockholm) und Tarek A. Hassan (Chicago Booth School of Business) erstellt haben, zeigt: In Familien, die mindestens einen Verwandten in der DDR hatten, stieg das Haushaltseinkommen in den sechs Jahren nach dem Mauerfall um durchschnittlich 4,9 Prozent mehr an als in Haushalten ohne solche Kontakte. Der Grund: Wer gute Beziehungen zu den Menschen in Ostdeutschland hatte, konnte die neuen wirtschaftlichen Chancen besser nutzen. „Menschen mit Ost-Kontakten hatten einen Informationsvorsprung“, erläutert Burchardi. „Sie wussten zum Beispiel, welche Güter im Osten besonders gefragt waren. Außerdem konnten sie den Wert vieler ostdeutscher Unternehmen, die nach der Wende verkauft wurden, genauer einschätzen.“

Dieser Informationsvorsprung kam auch der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Regionen zugute, in denen überdurchschnittlich viele Menschen mit Ost-Kontakten lebten – etwa in Ostholstein oder den Regionen um Hagen und Hannover. Dort machten sich nach dem Mauerfall mehr Menschen selbstständig als anderswo, vor allem investierten sie in Ostdeutschland. Die Folge: Das Pro-Kopf-Einkommen stieg dort in den sechs Jahren nach dem Mauerfall um 4,3 Prozent stärker an als in einer durchschnittlichen westdeutschen Region.

Neben den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) hatten die Wissenschaftler auch Daten des Mikrozensus ausgewertet. Der Mikrozensus ist eine Erhebung der Statistischen Landesämter und des Statistischen Bundesamts.

Kontakt zu Dr. Konrad B. Burchardi:
Konrad.burchardi@iies.su.se
The Economic Impact of Social Ties: Evidence from German Reunification. Konrad B. Burchardi, Tarek A. Hassan. SOEPpapers 405

http://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=388302

Stichwort SOEP
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP ist am DIW Berlin angesiedelt und wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz Gemeinschaft (WGL) von Bund und Ländern gefördert. Für das SOEP werden jedes Jahr mehr als 20 000 Menschen in rund 11 000 Haushalten vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung befragt. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung und Gesundheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

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Monika Wimmer idw

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