Schlaf macht schlau

Ausreichend Schlaf für Kinder zahlt sich aus: Ihr Gehirn wandelt während der Nachtruhe unbewusst Gelerntes in aktives Wissen um – sogar noch effektiver als bei Erwachsenen, wie Dr. Ines Wilhelm vom Institut für Medizinische Psychologie der Universität Tübingen in einer Studie feststellt. Gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland und der Schweiz veröffentlichte sie die Ergebnisse im Fachmagazin „Nature Neuroscience“ (doi: 10.1038/nn.3343)

Aus Studien an Erwachsenen sei bekannt, dass Schlaf nach dem Lernen von Gedächtnisinhalten deren dauerhafte Speicherung im Gedächtnis unterstütze, sagt die Wissenschaftlerin. Während des Schlafes würden Gedächtnisinhalte in eine Form umgewandelt, die zukünftiges Lernen erleichtere: aus implizitem werde explizites Wissen gebildet und damit die Übertragbarkeit des neu erworbenen Wissens auf andere Bereiche ermöglicht.

Kinder schlafen länger, tiefer und sie müssen sich täglich enorme Mengen neuen Wissens aneignen. In der aktuellen Studie untersuchten die Forscher nun die Fähigkeit, explizites Wissen über eine implizit gelernte motorische Aufgabe zu bilden. Kinder zwischen 8 und 11 Jahren und junge Erwachsene lernten eine festgelegte motorische Reihenfolge zu tippen ‒ ohne sich dabei der Existenz dieser Reihenfolge bewusst zu sein. Nach einer Nacht Schlaf bzw. einem Tag im wachen Zustand wurde die Erinnerung der Probanden an die Reihenfolge getestet. Das Ergebnis: Beide Altersgruppen konnten sich nach dem nächtlichen Schlaf an eine größere Anzahl an Elementen aus der Zahlenreihenfolge erinnern als nach einem Wachintervall. Dabei übertrafen Kinder die Erwachsenen wiederum deutlich.

„Bei Kindern wird also während des Schlafes ausgesprochen effizient explizites Wissen über eine vormals implizit gelernte Aufgabe generiert“, sagt Wilhelm. Darüber hinaus sei diese herausragende Fähigkeit der Kinder mit der hohen Menge an nächtlichem Tiefschlaf verknüpft. „Die Bildung von explizitem Wissen scheint eine sehr spezifische Fähigkeit des kindlichen Schlafes zu sein, da Kinder bei anderen Gedächtnisaufgaben typischerweise vergleichbar oder weniger als Erwachsene vom Schlafen profitieren.“

Publikation: “The sleeping child outplays the adult’s capacity to convert implicit into explicit knowledge”, Ines Wilhelm, Michael Rose, Kathrin I. Imhof, Björn Rasch, Christian Büchel, Jan Born. Nature Neuroscience (2013), doi: 10.1038/nn.3343

Kontakt:

Dr. Ines Wilhelm
Universität Tübingen
derzeit Schlafzentrum, Kinderspital Universität Zürich
Tel. +41 44 266-8187
Ines.Wilhelm[at]kispi.uzh.ch
Prof. Dr. Jan Born
Universität Tübingen
Medizinische Fakultät
Institut für Medizinische Psychologie
Telefon +49 7071 29- 88924
jan.born[at]uni-tuebingen.de

Media Contact

Myriam Hönig idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-tuebingen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer