Roboter als Betreuer und Gehilfen

Mein Pfleger, ein Roboter

Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung

Eine neue Studie von TA-SWISS

Die demografische Entwicklung, Fachkräftemangel und der steigende ökonomische Druck auf das Gesundheitswesen führen dazu, dass bei der Betreuung und Versorgung von Menschen zunehmend technische Lösungen in Betracht gezogen werden. Die meisten Roboter und autonomen Geräte, die dafür in Frage kommen, befinden sich heute noch in der Phase einer hauptsächlich technik-getriebenen Entwicklung und Erprobung. Eine Beurteilung von Effektivität und Wirtschaftlichkeit sowie der Folgen für Individuen, Institutionen und Gesellschaft steht noch aus.

TA-SWISS legt nun eine Studie vor, welche Chancen und Risiken im Hinblick auf einen technisch machbaren, wirtschaftlich realisierbaren und ethisch wünschenswerten Einsatz abschätzt und auf dieser Grundlage Empfehlungen zuhanden der Entscheidungstragenden in Politik, Wissenschaft und Gesundheitswesen formuliert.

Zu den Chancen gehört, dass Roboter dem Gesundheitspersonal körperlich belastende Arbeiten und Routinetätigkeiten abnehmen können. Assistenzroboter, smarte Rollstühle oder Gehhilfen können Patienten zu grösserer Selbständigkeit verhelfen, Serviceroboter im Haushalt wichtige Handreichungen übernehmen und es unterstützungsbedürftigen Menschen so erlauben, länger selbständig in der eigenen Wohnung zu leben.

Und die Risiken? Werden durch den Einsatz von Robotern die direkten Kontakte zwischen Gesundheitspersonal und Patienten abnehmen und damit die Qualität der Pflege? Wird mit der Automatisierung die Isolation pflegebedürftiger Personen wachsen, die Attraktivität der Gesundheitsberufe aber schwinden? Was passiert aus datenschützerischer Sicht mit den Informationen, welche Pflege- und Assistenzroboter über Patienten sammeln? Und wirkt sich der Einsatz von solchen Geräten tatsächlich positiv auf die Gesundheitskosten aus?

Die TA-SWISS-Studie legt drei Szenarien zu möglichen zukünftigen Entwicklungen des Einsatzes von Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung vor. Diese Szenarien erlauben es, Chancen und Risiken zu verdeutlichen, Handlungsbedarf und -optionen aufzuzeigen und schliesslich konkrete Empfehlungen für die verschiedenen Entscheidungsträger zu formulieren:

• Bei Forschungsprojekten sollen frühzeitig professionelle und nicht-professionelle Nutzer einbezogen werden, damit die Entwicklung von Robotern und Unterstützungssystemen nicht an ihren Bedürfnissen vorbei zielt.

• Juristen, Forschende, Beraterinnen und Vertreter des Bundesamtes für Gesundheit sollen überprüfen, ob die bestehenden Gesetze Haftungsfragen für Roboter in der Gesundheitsversorgung abdecken. Es sind die Voraussetzungen zu schaffen, um die Einführung des elektronischen Patientendossiers verknüpft mit einer Datenschutzregelung zu ermöglichen. Denn Roboter sind auf digitale Daten angewiesen.

• Telepräsenz-, Assistenz- und Serviceroboter erheben oftmals auch Daten aus der Umgebung ihres Nutzers. Daher muss der Datenschutz für diese nicht gesundheitsbezogenen Daten geklärt werden. allenfalls gilt es, zusätzliche Regulierungen zu erlassen.

• Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften SAMW soll in ihren medizinisch-ethischen Richtlinien die Auswirkungen berücksichtigen, die der Einsatz von Robotern insbesondere bei nicht-entscheidungsfähigen Personen nach sich ziehen kann. Die Trägerschaften der Heime – Kantone, Gemeinden oder Stiftungen – stehen in der Pflicht, für die Umsetzung dieser Richtlinien zu sorgen.

Die Studie «Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung» ist im vdf Hochschulverlag der ETH Zürich erschienen (ISBN 978-3-7281-3520-9) und ist auch digital und kostenlos als e-Book verfügbar (http://www.vdf.ethz.ch/vdf.asp?isbnNr=3520).

Eine Kurzfassung der Studie mit dem Titel «RoboCare. Gesundheitsversorgung im Zeitalter der Automaten» steht auf http://www.ta-swiss.ch kostenlos zum Download bereit.

Media Contact

Christine D'Anna-Huber idw

Weitere Informationen:

http://www.ta-swiss.ch/?uid=22

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