Die Potenziale sind noch nicht annähernd ausgeschöpft

Hochschul- und Fachbereichsleitungen wie auch Planer(innen) in der Administration finden darin Modelle und Ergebnisse der Fusionsforschung wie auch verdichtete Erfahrungen zum Fusionsmanagement.

Fachbereichsfusionen gehören spätestens seit dem Ende der 1990er Jahre zum regulären Management-Repertoire der Hochschulentwicklung. Zwischen der Vierten Novelle des Hochschulrahmengesetzes (HRG) von 1998 und 2008 hat eine Vielzahl von Fusionen stattgefunden. Weit über ein Drittel der staatlichen Hochschulen in Deutschland kennt inzwischen entsprechende Prozesse aus eigener Anschauung.

Sie sind aus Perspektive der beteiligten Fachbereiche zumeist von außen durch Wissenschaftsministerien, vor allem aber durch die jeweilige Hochschulleitung ausgelöst und mit einem ganzen Bündel weitreichender Ziele verbunden. So geht es den Hochschulleitungen um die Verbesserung der überfachlichen Zusammenarbeit, um eine verbesserte Organisation von Forschung und Lehre oder um eine optimierte Selbststeuerung von Fachbereichen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie von CHE Consult. „Unser Ziel war es, mit Fachbereichsfusionen ein mit hohen Modernisierungserwartungen verbundenes Thema in den Blick zu nehmen, das viele Hochschulen beschäftigt, zu dem der Wissensstand jedoch noch gering ist“, sagt Britta Behm, die die Studie leitend durchgeführt hat.

Die Studie will primär eine Orientierung für Praktiker(innen) des Fusionsmanagements bieten. Hochschul- und Fachbereichsleitungen wie auch Planer(innen) in der Administration finden darin Modelle und Ergebnisse der Fusionsforschung wie auch verdichtete Erfahrungen zum Fusionsmanagement. Die Arbeit bietet Unterstützung für Hochschulen sowohl beim Entscheidungsprozess über eine Fusionsoption als auch für die Umsetzungsplanung und das konkrete „Post-Merger-“ bzw. „Integrationsmanagement“, bei dem es um die Realisierung der Fusion durch die beteiligten Fachbereiche geht. Methodisch fußt die Studie zum einen auf der Auswertung ausgewählter Literatur der zumeist privatwirtschaftlich geprägten Fusionsforschung, die für Hochschulen fruchtbar gemacht wird. Zum anderen wurde im Sommer 2010 eine standardisierte Online-Umfrage unter den Leitungen staatlicher deutscher Hochschulen durchgeführt. Ergänzt wurde die Thesenbildung zum Fusionsmanagement durch leitfadengestützte Experteninterviews aus dem Hochschulbereich.

Eine der Kernthesen der Arbeit ist es, dass die jeweils beteiligten Fachbereiche bereits in die Analyse- und Planungsphase vor der Fusionsentscheidung einbezogen werden müssen. Insbesondere angesichts des hohen Aufwands, der mit Fusionen verbunden ist, lohnt es sich zudem, Zeit und Mittel in die präzise Zieldefinition und in die Planung des Managementprozesses zu investieren. Es werden aber auch gängige Vorstellungen hinterfragt, wie die, dass eine Fusion möglichst „hart und schnell“ durchzuführen sei, oder scheinbar Offensichtliches, wie die Definition des Erfolgsbegriffs für Fachbereichsfusionen. Grundsätzlich kommt Behm zu dem Schluss: „Fachbereichsfusionen bieten die Chance für organisatorische Transformationen und Neuanfänge. Ihr vorrangiger Nutzen liegt weder in Einspareffekten noch in mittelfristigen Effizienzgewinnen, sondern darin, dass sie es ermöglichen, die Inhalte und Rahmenbedingungen von Forschung und Lehre an der jeweiligen Hochschule gezielt zu reflektieren und diese gegebenenfalls zu reformieren.“ Diese Potenziale seien noch nicht annähernd ausgeschöpft.

Die Studie ist als CHE-Arbeitspapier veröffentlicht und steht kostenlos zum Download zur Verfügung.

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Lars Hüning idw

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