Orientierungssinn: Videospieler haben in relevanten Bereichen mehr Hirnstruktur

Dieser Frage gingen Simone Kühn vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und Jürgen Gallinat von der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus nach. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Molecular Psychiatry“ publiziert.

Wer Videospiele spielt, trainiert den Bereich im Gehirn, welcher für das räumliche Denken des Menschen eine wichtige Rolle spielt. Die Berliner Forscher konnten in einer Studie feststellen, dass dieser Bereich bei Videospielern ausgeprägter ist. Es handelt sich dabei um die graue Substanz des Gehirns im sogenannten entorhinalen Kortex.

„Unsere Ergebnisse liefern erste Hinweise dafür, dass Videospieler sich möglicherweise intuitiv besser in ihrer Umwelt orientieren können“, sagt Studienleiterin Simone Kühn, Wissenschaftlerin am Fachbereich Entwicklungspsychologie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. „Das Videospielen schult die dafür verantwortliche Gehirnregion“, so Simone Kühn.

Doch nicht jedes Videospiel-Genre scheint den gleichen Effekt zu haben: Das größte Wachstum konnte bei den Probanden belegt werden, die Logik- und Puzzle-Spiele wie beispielsweise Tetris, Minesweeper oder Professor Layton sowie Jump and Run-Spiele wie Super Mario 64, Sonic oder Mega Man spielten. Bei Spielern von actionbasierten Rollenspielen wie Fallout, Mass Effect oder Dead Island war die Veränderung hingegen weniger ausgeprägt.

Für die Studie wurden 62 Männer im Alter zwischen 20 und 45 Jahren befragt und untersucht. Mit Hilfe des Magnetresonanztomografen (MRT) konnten die Forscher die Hirnstruktur der Spieler messen und vergleichen. Am größten war die graue Substanz bei den Probanden, die am meisten Videospiele in ihrem Leben gespielt hatten. „Je mehr Stunden die untersuchten Männer bisher gespielt hatten, desto stärker war der Gehirnbereich ausgeprägt“, erklärt die Studienleiterin.

Hintergrundinformationen

Originalstudie
Kühn, S., Gallinat, J. (2013). Amount of lifetime video gaming is positively associated with entorhinal, hippocampal and occipital volume. Molecular Psychiatry. Advance online

publication. doi: 10.1038/mp.2013.100

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.
Kontakt:
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kerstin Skork
Telefon: 030-82406-211
E-Mail: skork@mpib-berlin.mpg.de
Nicole Siller
Telefon: 030-82406-284
E-Mail: siller@mpib-berlin.mpg.de

Media Contact

Nicole Siller Max-Planck-Institut

Weitere Informationen:

http://www.mpib-berlin.mpg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer