Nachhaltige Mobilität braucht weiterhin effiziente Raffinerien

Im Jahr 2030 wird Mineralöl mit einem Anteil von 58 bis 84 Prozent weiterhin der bedeutendste Energieträger im Verkehrssektor sein. Im Zuge der Energiewende kommt es deshalb auch bei der Mineralölversorgung auf Energieeffizienz an. Die deutschen Raffinerien produzieren derzeit um etwa zehn Prozent effizienter als die Anlagen im weltweiten Durchschnitt. Diesen Vorteil können sie aber in den nächsten Jahren aufgrund der steigenden Dieselnachfrage verlieren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena).

„Der Raffineriestandort Deutschland soll erhalten bleiben. Die Mineralölversorgung als zentraler Faktor in der Energiepolitik muss deshalb entsprechend berücksichtigt werden. Wer die Energiewende will, muss auch beim Erdöl ansetzen“, sagte Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, bei der Präsentation der Raffineriestudie in Berlin. „Gerade im Verkehrssektor wird Öl noch lange dominieren. Wenn wir möglichst schonend mit den Energieressourcen umgehen wollen, müssen wir daher auch darauf achten, dass die Kraftstoffe selbst effizient produziert werden. Die deutschen Raffinerien sind hier führend. Diesen Vorsprung müssen wir beibehalten.“

Die deutschen Raffinerien verfügen über eine effiziente Anlagentechnik. Sie beziehen ihr Rohöl vor allem über Pipelines und ihre Standorte sind nahe bei den Kunden. Dies sorgt für einen geringen Energieaufwand beim Transport und erlaubt eine effiziente Verteilung der Produkte.

Aufgrund von technischen Effizienzsteigerungen wird zwar der Kraftstoffbedarf im Pkw-Bereich nach den Szenarien der Bundesregierung bis 2030 stark zurückgehen. Doch wegen der erheblichen Zunahme der Transportleistung im Güterverkehr wird Mineralöl im Verkehrssektor weiterhin eine wesentliche Rolle spielen.

Eine große Herausforderung ist der Trend zu mehr Diesel, da dies die Effizienz der Mineralölproduktion gefährdet. Laut dena-Studie ist damit zu rechnen, dass der Dieselanteil am Kraftstoffverbrauch in Deutschland weiter stark zunehmen wird. Wurde im Jahr 2000 noch ungefähr gleich viel Diesel wie Benzin hergestellt, übertraf die Dieselproduktion die Benzinproduktion 2010 bereits um mehr als 40 Prozent. Ohne Gegenmaßnahmen könnte 2030 fast dreimal mehr Diesel als Benzin nachgefragt werden. Dafür ist vor allem das Wachstum im Straßengüterverkehr verantwortlich.

Abhängig von der Beschaffenheit des Rohöls und der Anlagenstruktur der Raffinerien können die verschiedenen Mineralölprodukte – von Benzin über Kerosin, Diesel und Heizöl bis zu Schwer- und Schmieröl – nur in einem bestimmten Verhältnis effizient produziert werden. Eine Steigerung des Diesel- und Kerosinanteils ist nur durch Erweiterung der Raffinerien um weitere Verarbeitungsanlagen möglich. Diese arbeiten allerdings sehr energieintensiv. Insgesamt steigt damit der Energieverbrauch bei der Raffination. Künftig kann das die Effizienzvorteile des Dieselantriebs zunichte machen. Der zunehmende Flugverkehr droht die Effizienz in der Mineralölproduktion zusätzlich zu verschlechtern, da Kerosin mit Diesel verwandt ist.

Großes Potenzial bieten die Raffinerien für die Mitverarbeitung von Biokomponenten: Statt fertige Biokraftstoffe in eigenen Anlagen herzustellen, eignen sich verschiedene Vorprodukte auf Biomassebasis, beispielsweise Pyrolyseöle, auch gut für eine Weiterverarbeitung in Mineralölraffinerien. Die Nutzung bestehender Raffineriekapazitäten kann so zur Wirtschaftlichkeit der Biomassenutzung beitragen. Voraussetzung hierfür ist, dass der Einsatz von Biokomponenten in Raffinerien auch auf die Biokraftstoffquote angerechnet wird.

Außerdem können die Hersteller mit der Entwicklung von sparsameren Lkw, Flugzeugen und Schiffen dazu beitragen, den Anstieg der Nachfrage nach Diesel und Kerosin abzuschwächen.

Eine Zusammenfassung und die Langfassung der dena-Studie „Ungeliebt , aber unentbehrlich. Bedarf und Produktion von Mineralöl im künftigen Energiemix“ stehen im Internet unter www.dena.de/presse.

Pressekontakt:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena),
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