Kopfpauschale würde 2011 mit gut 100 Euro starten und bis 2050 auf bis zu 670 Euro ansteigen

Die Kosten für die einkommensabhängige Kopfpauschale, so wie sie zurzeit von der schwarz-gelben Regierungskoalition diskutiert werden, würden nach einer Schätzung von Wissenschaftlern der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Universität Witten/Herdecke bei einer Einführung im Jahr 2011 etwa 100 Euro betragen, bis 2050 jedoch auf Werte zwischen 425 und 670 Euro steigen.

Das ist das Ergebnis der Studie „Die Entwicklung der Ausgaben in der Gesetzlichen Krankenversicherung bis 2050 – bleibende Herausforderung für die deutsche Gesundheitspolitik“ von Prof. Dr. Dirk Sauerland und Dr. Ansgar Wübker. Dabei unterstellen die Forscher in ihrer Projektion, dass ausgabentreibende Faktoren wie Einkommen und medizinischer Fortschritt sich zukünftig ähnlich entwickeln wie in der Vergangenheit und über einen sehr langen Zeitraum stabil bleiben. „Das ist eine Annahme, die man diskutieren kann, aber was wir daraus errechnet haben, ist die Antwort auf die Frage: Welche Entwicklung werden die Gesundheitsausgaben nehmen, wenn die bisherige Politik fortgesetzt wird?“, erklärt Sauerland die Methodik.

Sofern die jetzige, einkommensabhängige Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beibehalten wird, ergeben sich auf Basis der Schätzungen für das Jahr 2050 GKV-Beitragssätze zwischen 27 und 33 Prozent. „Egal, ob die Regierung das bisherige System beibehält oder die Kopfpauschale einführt – die durchschnittliche Belastung der Versicherten wird bei beiden Finanzierungsoptionen in ähnlichem Maße zunehmen, da letztlich beide Finanzierungssysteme die – vorgegebenen – Ausgaben refinanzieren müssen“, fasst Sauerland die praktischen Auswirkungen für die Versicherten zusammen. Seiner Ansicht nach sind die Belastungen der Versicherten dann leichter zu tragen, wenn das Einkommen – und mithin die Wirtschaft – in Deutschland stärker wächst als es in der jüngeren Vergangenheit der Fall war.

„Wir kommen damit zu Zahlen, die eher im Mittelfeld der bisherigen Schätzungen liegen“, relativiert Sauerland die Studie in politischer Hinsicht, „der Reiz lag für uns in der Nutzung aktuellen Datenmaterials und in der Anwendung moderner ökonometrischer Verfahren.“ Und Ansgar Wübker ergänzt: „Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen werden sowohl mit Hilfe linearer Regressionsmodelle (OLS) als auch erstmals anhand von Vektorautoregressionsmodellen (VAR) und Vektorfehlerkorrekturmodellen (VECM) geschätzt. Die Modelle nutzen eine rigide Status-quo-Annahme und berechnen, was sich an den interessierenden Größen ändert, wenn die bisherige Politik fortgesetzt wird. Das Wesen der Politik macht ja aber eben aus, dass dann doch was geändert wird. Ob durch Gesundheitsminister Rösler oder durch andere Handelnde.“

Weitere Informationen bei Prof. Dr. Dirk Sauerland, 02302/926 – 574, Dirk.Sauerland (at) uni-wh.de

Die Studie finden Sie hier: http://www.uni-wh.de/wirtschaft/discussion-papers

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Kay Gropp idw

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