Konjunktur für Produktpiraten: Verbraucher sorglos

Obwohl die Gefahren durch den Kauf von gefälschten Produkten zum Teil lebensbedrohlich sein können, erfreut sich die Branche wegen des sorglosen Umgangs der Kunden einer immer größer werdenden Beliebtheit.

Obwohl sich über die Hälfte der Verbraucher eigenen Angaben nach bei Elektronik, Kleidung und Spielwaren auf die Originalität der Ware konzentriert, sind viele davon überzeugt, dass keine gesundheitlichen Risiken durch Billigimitate entstehen. Zu diesem Schluss gelangt eine aktuelle Studie des Anti-Fälschungstechnologie-Anbieters OpSec Security in Kooperation mit der TU München.

„Die Häufigkeit von aufgegriffenen Fälschungen durch den deutschen Zoll hat in den letzten Jahren immens zugenommen. Eine Aufklärung der Konsumenten ist nach wie vor wichtig“, unterstreicht Jochen Halfmann von der Handelskammer Hamburg, auf Nachfrage von pressetext. Laut OpSec Security ist die Verschärfung der Rechtslage zwar eine wichtige Maßnahme.

Dennoch wird dies allein nicht ausreichen, um Marken- und Produktpiraterie effektiv zu bekämpfen. Wichtig sei nach wie vor auch die Aufklärung der Verbraucher, um bei ihnen ein Umdenken zu erreichen. Markenhersteller sollten sich aber auch verstärkt der Prävention und der Verfolgung und Aufdeckung von Produktpiraterie widmen und Produkte fälschungssicherer gestalten, so die Experten.

Die Fachleute kommen bei der Auswertung der Befragung von insgesamt 454 Teilnehmern zu dem Ergebnis, dass bereits sechs Prozent gefälschte Elektronikartikel sowie 17 Prozent schon einmal zu Fakes im Bereich Kleidung gegriffen haben. Auffällig hierbei ist, dass unter denen, die in der Vergangenheit imitierte Textilien eingekauft haben, 67 Prozent von Gefahren davon ausgehen. Wesentlich sorgloser ist der Umgang in dieser Hinsicht mit Elektronik (52 Prozent) und Spielwaren (59 Prozent). Fachleute führen den Boom bei Fälschungen, die großteils aus China kommen, besonders auf den Preisdruck sowie die Preissensibilität der Kunden zurück.

„Ein wesentlicher Grund, warum Verbraucher trotz der Gefahren Plagiate kaufen würden, ist der Preis der Originalprodukte, der vielen zu teuer erscheint. Außerdem gehen viele Konsumenten davon aus, dass gefälschte Produkte die gleiche oder zumindest eine ähnliche Qualität wie Originalprodukte haben“, so Mechthild Imkamp, Marketing Managerin EMEA bei OpSec Security, auf anfrage von pressetext. Zu dieser ohnehin prekären Situation gesellt sich der Umstand der aktuellen Wirtschaftskrise. Die somit gesteigerte Preissensibilität der potenziellen Kunden führt in Rezessionszeiten wie diesen dann unweigerlich dazu, dass der Druck auf seriöse Anbieter immer größer wird, sich gegenüber Fälschern und Grauimporteuren behaupten zu müssen.

Gerade im Internet tobt ein harter Preiswettkampf, da viele Verbraucher auf preisgünstige Sonderangebote aus sind. „Originalhersteller sollten ihre Produkte fälschungssicher bzw. –sicherer machen durch Sicherheitslösungen wie Hologramme oder speziell entwickelte Labels. Wichtig ist zudem, die Lieferkette zu kontrollieren und abzusichern und eine Rückverfolgbarkeit der Produkte zu gewährleisten. Damit wird verhindert, dass Fälschungen überhaupt in die Lieferkette gelangen können“, sagt Imkamp gegenüber pressetext. Die Expertin rät daher, dass Markenhersteller auch gegen den Vertrieb von Fälschungen vorgehen sollten bzw. diese im Internet löschen zu lassen.

Obwohl viele nach wie vor sorglos mit dem Thema Produktpiraterie umgehen, fällt auf, dass knapp ein Viertel der Elektronikkäufer und 18,3 Prozent der Kleidungskäufer vermuten, die Verbraucher erwerben Fälschungen, um sie anschließend auf Plattformen wie eBay wieder zu verkaufen. Aber auch psychologische Faktoren spielen beim Kauf von Imitaten eine wichtige Rolle – vor allem bei Textilien sind Prestige aber auch Gruppenzwang ausschlaggebend. Über 50 Prozent der Befragten halten diese Motive für einen Grund, warum Fälschungen boomen. Alarmierend ist jedoch, dass viele Kunden dem Trugschluss unterliegen, dass sowohl Fake als auch Original in China bzw. Asien hergestellt werden und es demzufolge egal sei, was man kauft.

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Florian Fügemann pressetext.deutschland

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