Kohledämmerung – Studie legt Investitionsrisiken für deutsche Stromkonzerne offen

Ambitionierte Klimapolitik und hohe CO2-Preise können den großen deutschen Stromversorgern in vielen Fällen zum Vorteil gereichen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Deutsche Stromversorger – In der CO2-Falle?“, die heute auf einer Konferenz der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) in Frankfurt vorgestellt wurde.

Die Untersuchung entstand im Rahmen einer Forschungskooperation zwischen der WestLB und dem Projekt „Mainstreaming von Klimarisiken und -chancen im Finanzsektor“, und befasst sich mit Investitionsrisiken der deutschen Stromversorger.

„Was wir in der Autoindustrie sehen, gilt auch für den Stromsektor. Eine Strategie, bei der Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen, schafft am ehesten ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell für die Stromkonzerne“, kommentiert Christoph Bals von Germanwatch, der das Mainstreaming-Projekt koordiniert.

Angesichts des überalterten deutschen Kraftwerkparks stehen in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen in neue Kraftwerke an. Die in der Studie veröffentlichten Modellrechnungen ergeben jedoch, dass sich Investitionen in fossile Großkraftwerke unter zahlreichen Konstellationen nicht rentieren. Das gilt selbst ohne Berücksichtigung des Emissionshandels oder bei niedrigen CO2-Preisen. Die vier großen Verbundunternehmen der deutschen Stromwirtschaft (EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall) stecken somit in einem Investitionsdilemma.

Besonders neue Steinkohle- und Gaskraftwerke erweisen sich kaum noch als wirtschaftlich. Einzelne Braunkohlekraftwerke sind aus heutiger Sicht am ehesten betriebswirtschaftlich rentabel. Dabei können diese allerdings schnell in Konflikt mit der Klimapolitik geraten, da Braunkohlekraftwerke pro Energieeinheit den höchsten CO2-Ausstoß aller Energieträger haben. Das Reduktionsziel der Bundesregierung für 2050 entspricht, proportional auf die deutsche Stromwirtschaft übertragen, der Emissionsmenge von etwa fünf großen Braunkohlekraftwerken mit je 2000 MW. Wer ein Braunkohlekraftwerk baut, muss deshalb mit dem Risiko rechnen, dass es mit Kohlendioxidabscheidung und -speicherung (CCS) nachgerüstet werden muss.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass neben der Klimapolitik auch die Preisdynamik an den Rohstoffmärkten erhebliche Risiken für Investoren schafft. Durch die gesetzliche Förderung und die geringeren Risiken erweisen sich Erneuerbare Energien als Erfolg versprechende Option. Die vermehrte Investition der großen Stromversorger in Erneuerbare Energien ist daher als wirtschaftlich richtiger Schritt zu werten.

„Eine große Chance für die Stromversorger, um aus ihrem Investitionsdilemma herauszukommen, ist das SuperSmart Grid. Das SuperSmart Grid kombiniert zwei Ansätze, die sich ergänzen: zum einen die großskalige, weiträumige Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Quellen, zum anderen intelligente Netze für dezentrale Erneuerbare Energien, Nachfragesteuerung und virtuelle Kraftwerke“, so Armin Haas vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Mitautor der Studie.

Projektpartner des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Climate-Mainstreaming-Projektes sind die Umweltorganisation und Konsortialleiter Germanwatch, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), die Universität Potsdam, das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sowie das European Climate Forum.

Die Studie sowie eine Zusammenfassung sind abrufbar unter:
http://www.climate-mainstreaming.net/co2strom.htm
Kontakt für Rückfragen und Interviews:
Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer Germanwatch; 0228-60492-17 oder 0174-3275669, bals@germanwatch.org

Dr. Armin Haas, Leitender Wissenschaftler, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung; 0331-2882530 oder 0174-3239973, armin.haas@pik-potsdam.de

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gehört der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) an. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 14.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 6500 Wissenschaftler, davon wiederum 2500 Nachwuchswissenschaftler. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de

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