Den Klimawandel erleben und sich ihm anpassen

Wenn diese vom Klimawandel überzeugt sind und dessen Auswirkungen selber erfahren, passen sie ihre Waldbewirtschaftung dem veränderten Klima eher an als wenn einer dieser Faktoren fehlt. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift PLOS ONE am 21. November 2012 publiziert.

Ein internationales Team von Wissenschaftlern der Schwedischen Agraruniversität in Lund, der Technischen Universität Lissabon (Portugal), der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL in Birmensdorf (Schweiz) und der Universität Freiburg i.Br. (Deutschland) hat in Schweden, Deutschland und Portugal 845 private Waldeigentümer befragt, um deren Wissensstand und Aktivitäten bezüglich Klimawandel zu erfassen.
Diese neue Studie liefert erstmals einen Beleg dafür, dass ein substanzieller Anteil der Waldeigentümer davon überzeugt ist, den Klimawandel schon unmittelbar erlebt zu haben. Und wer über den Klimawandel informiert ist und erfahren hat, wie sich dieser auf seine Wälder auswirkt, der ist eher bereit, seine Waldwirtschaft in Zukunft stärker an ein verändertes Klima anzupassen als jemand, dem der Klimawandel fremd ist oder der diesem Thema skeptisch gegenübersteht.

Schweden, Deutschland und Portugal repräsentieren einen Nord-Süd-Gradienten über Europa hinweg und decken eine grosse Bandbreite sowohl von bioklimatischen als auch ökonomisch-sozio-politischen Rahmenbedingungen ab. Die Forschenden erfassten neben sozio-demografischen Daten auch die Grösse des Waldbesitzes und konzentrierten ihre Befragung auf folgende drei Fragenkomplexe:

– Wie stark glauben Waldbesitzer daran, dass der Klimawandel ihren Wald beeinträchtigt?
– Wie stark glauben sie daran, dass sich der Klimawandels bei ihnen bereits lokal auswirkt?
– Haben sie ihre Waldbewirtschaftung bereits an den Klimawandel angepasst?

Bisher wurde die Fähigkeit, sich an den Klimawandel anzupassen, daran festgemacht, wie Bäume und Ökosysteme auf das veränderte Klima reagieren und welche sozio-ökonomischen Faktoren die forstliche Bewirtschaftung beeinflussen. Es ist jedoch entscheidend zu wissen, was Waldeigentümer dazu veranlasst, auf den Klimawandel zu reagieren, wenn neue Strategien für die Waldwirtschaft entwickelt und kommuniziert werden sollen.

Kann Information die Waldwirtschaft europaweit beeinflussen?

Die Autoren dieser Studie leiten aus ihren Ergebnissen auch ab, dass es eine effiziente Strategie sein kann, verlässliche Informationen über den Klimawandel und dessen Auswirkungen zu kommunizieren, um damit Waldeigentümer zu sensibilisieren. Denn vom Klimawandel überzeugte Waldeigentümer könnten ihre Waldbewirtschaftung schneller und gezielter auf klimatische Veränderungen ausrichten als weniger überzeugte. Dies kann sich in kurzer Frist grossflächig auf den Wald auswirken und den Forstsektor europaweit verändern. Denn 50 Prozent der Waldfläche in Europa befinden sich in Privatbesitz.

Originalartikel

Blennow K, Persson J, Tomé M, & Hanewinkel M (2012) Climate Change: Believing and seeing implies adapting, PLOS ONE. Der Originalartikel wurde in der Fachzeitschrift PLOS ONE publiziert und kann frei heruntergeladen werden unter

http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0050182

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer