Wie Kleidung unsere Arbeit beeinflusst

An vielen Arbeitsplätzen der westlichen Welt ist heutzutage ein hohes Maß an Konzentration gefordert. Dies gilt insbesondere wenn am Arbeitsplatz spezielle Berufsbekleidung oder gar persönliche Schutzausrüstung getragen werden muss.

Während dabei der körperliche Personen- oder Produktschutz häufig im Vordergrund steht, ist bislang völlig ungeklärt, welchen Einfluss die Kleidung auf die geistige Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter und damit auf ihr Arbeitsergebnis hat. Dieser wichtigen Frage sind Forscher der Hohenstein Institute in Bönnigheim nun im Rahmen einer Auftragsforschung nachgegangen.

In Zusammenarbeit mit einem Pilotkunden, der DASTEX Reinraumzubehör GmbH in Muggensturm, wurde die Konzentrationsfähigkeit von Probanden unter Reinraumbedingungen über einen längeren Zeitraum hinweg getestet. In einer speziell entwickelten „Stressbox“ mussten sie zunächst mit hoher Konzentration eine anspruchsvolle Aufgabe erfüllen. Dabei trugen die Testpersonen unterschiedliche Qualitäten von Reinraumkleidung, wie sie heutzutage in der Pharma- und Halbleiterindustrie eingesetzt werden. Im Anschluss an die Stressphase wurde die mentale Leistungsfähigkeit der Probanden mit einem neuen Software-Testsystem an den Hohenstein Institute geprüft, welches internationale Standards der Arbeitspsychologie beinhaltet. Getestet wurde sowohl die ungeteilte Konzentration als auch die Fähigkeit der Testpersonen zum Multitasking.

Die Ergebnisse der Hohenstein Studie belegen, dass bei konstanten Umgebungsbedingungen die mit hochwertiger Mehrwegbekleidung bekleideten Probanden insgesamt besser abschnitten, als Testpersonen in wenig atmungsaktiver Einwegkleidung.

Dies zeigte sich sowohl in ihrer Reaktionsgeschwindigkeit, als auch in ihrer Fehlerrate. „Die Ergebnisse sind vollkommen eindeutig und zugleich faszinierend, so Prof. Dr. Dirk Höfer, Leiter des Instituts für Hygiene und Biotechnologie an den Hohenstein Instituten, „seit langem beschäftigen wir uns neben der Produktoptimierung mit arbeitsmedizinischen Fragen und dem Einfluss von Textilien auf den Menschen, in diesem Fall ganzen Bekleidungssystemen auf die Arbeitsleistung“. Neben den typischen Arbeiten unter Reinraumbedingungen sind stundenlanges Operieren unter feinmechanischen Anforderungen, das exakte Mischen von Chemotherapie-Medikamenten unter sterilen Bedingungen, sowie die Luftverkehrsüberwachung weitere Beispiele für Tätigkeiten, die eine enorme Konzentrationsfähigkeit am Arbeitsplatz erfordern.

Neben einem schnellen Reaktionsvermögen steht dabei vor allem eine möglichst niedrige Fehlerrate im Vordergrund. Diese Fehlerrate können die Forscher nun je nach Arbeitssituation und Kleidung messen. Das neue Testsystem wird zukünftig dabei helfen, arbeitsplatzspezifische Bekleidung auf die mentale Leistungsfähigkeit und das Arbeitsergebnis hin besser auszuwählen oder anzupassen, so dass auch Hersteller von Kleidung für das Gesundheitswesen, das Militär oder den Zivilschutz (Polizei, Feuerwehr) von dem neuen Verfahren profitieren dürften.

Kontakt:
Prof. Dr. Dirk Höfer
Institut für Hygiene und Biotechnologie
Hohenstein Institute
ihb@hohenstein.de

Media Contact

Rose-Marie Riedl Hohenstein Instituteu

Weitere Informationen:

http://www.hohenstein.de

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