Job und Hausarbeit: Doppelbelastung erschöpft viele Frauen

Die Doppelbelastung durch Erwerbsarbeit und häusliche Pflichten führt bei vielen Frauen zu Müdigkeit und Erschöpfung. Dies zeigt eine neue Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.

In Kooperation mit dem Berliner Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer haben WSI-Forscherinnen eine Vorabversion der Erwerbstätigenbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin aus dem Jahr 2012 ausgewertet.

Die Ergebnisse: Wenn Frauen in Vollzeit arbeiten, sind sie häufiger erschöpft als Männer. Das gilt auch dann, wenn sie keine Kinder haben. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen mit einer Arbeitszeit zwischen 35 und 40 Stunden berichtete, im Laufe von Arbeitstagen häufig erschöpft zu sein. Frauen mit Kindern schilderten dies zu 56, solche ohne zu 53 Prozent.

In Vollzeit erwerbstätige Männer mit Kindern kamen lediglich auf 44 Prozent, die ohne Kinder auf 42 Prozent. Bei überlangen Arbeitszeiten von 41 Stunden und mehr erhöhten sich die Werte entsprechend. Hier berichteten sogar zwei Drittel aller Mütter von Müdigkeit, Mattigkeit oder Erschöpfung (siehe auch die Grafik in Böckler Impuls 4/2014; Link unten).

„Zu diesen Ergebnissen trägt auch bei, dass Frauen häufiger in Berufen arbeiten, in denen überdurchschnittlich viele Beschäftigte eine mengenmäßige Überforderung bei der beruflichen Arbeit beklagen“, erläutert WSI-Forscherin Dr. Christina Klenner. Dazu gehörten Sozial- und Erziehungsberufe, Gesundheitsberufe sowie weitere Dienstleistungen.

In Teilzeit beschäftigte Frauen ohne Kinder kamen auf ähnliche Belastungswerte wie die wenigen Teilzeit-Männer. Mit Kindern drifteten die Werte jedoch wieder auseinander: Mütter in Teilzeit waren an Arbeitstagen häufiger erschöpft als Väter mit reduzierter Arbeitszeit. „Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch, dass viele Frauen nicht in Vollzeit arbeiten, obwohl Teilzeitarbeit mit Nachteilen beim Einkommen, bei den Aufstiegschancen oder bei der Rente verbunden sein kann“, so Klenner.

Im Zeitverlauf hätten immer weniger Frauen eine volle Stelle. Sieben von zehn Müttern arbeiteten in Teilzeit, wie das WSI GenderDatenPortal zeigt. „Einen Ausweg aus dem Dilemma zwischen Zeitnot mit häufiger Erschöpfung bei den Vollzeitbeschäftigten und Karriereverzicht bei Teilzeitarbeitenden würden generell kürzere Arbeitszeiten für die Familienphase bieten“, empfiehlt die WSI-Forscherin. Diese sollten künftig auch für die Väter normal sein.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung

Dr. Christina Klenner
WSI, Expertin für Genderforschung
Tel.: 0211-7778-231
E-Mail: Christina-Klenner@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=46083&chunk=1 – Infografik zum Download in Böckler Impuls 4/2014
http://www.boeckler.de/wsi_38966.htm – Mehr Informationen zur Arbeitszeit von Frauen und Männern im WSI GenderDatenPortal

Media Contact

Rainer Jung idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer