Institut für Hochschulforschung (HoF) veröffentlicht internationale Studie zu Privathochschulen

Im Zentrum der Studie steht erstens die Frage nach der Entstehung privater Hochschulen, zweitens, ob sich öffentliche und private Hochschulen auseinander entwickeln oder einander angleichen.

Die Demokratisierung der Gesellschaft, so ergibt die von der DFG geförderte Studie, begünstigte die Entwicklungsmöglichkeiten privater Hochschulen. Das zeigt sich in den USA mit ihrer weit zurückreichenden Tradition der Demokratie und privater Hochschulen, es zeigt sich in Rumänien, wo private Hochschulen nach dem Ende der Diktatur expandierten, und in Deutschland, wo sie vor dem Zweiten Weltkrieg kaum eine Rolle spielten, heute aber zu einem wichtigen politischen Thema geworden sind.

Die privaten Hochschulen nähern sich den öffentlichen vor allem in Bezug auf die Lehre an. Dies liegt auch an der wachsenden Bedeutung der Akkreditierungsverfahren, die in allen untersuchten Ländern institutionalisiert sind und zu Wissenschaftlichkeit und zu akademischer Freiheit keine Alternative lassen. Sie bestehen überall auf den universalistischen Normen freien wissenschaftlichen Denkens, gegenüber den privaten Hochschulen nicht anders als gegenüber den öffentlichen. Bildungseinrichtungen, die diesen Normen nicht genügen, werden nicht akkreditiert.

Die privaten Hochschulen sind im Durchschnitt kleiner als die öffentlichen, aber das bedeutet nicht notwendigerweise, dass sie anspruchsvoller wären und Elitecharakter hätten. In drei der untersuchten Länder sind die privaten Hochschulen den öffentlichen an Ansehen und wissenschaftlicher Produktivität beträchtlich unterlegen; nur in den USA sind die privaten research universities den öffentlichen im Rang insgesamt gleich. Aber auch hier hat die Bedeutung privater Hochschulen mit der Verwissenschaftlichung der Bildung abgenommen. So ist der Anteil der Privathochschüler von 80 Prozent um 1900 bis heute auf 20 Prozent gefallen. In Rumänien haben private Hochschulen die vorübergehende Knappheit an Studienplätzen in den öffentlichen Hochschulen kompensiert. Nur in Chile ist ein bedeutenderer Anteil der Studenten in privaten Hochschulen immatrikuliert, aber viele dieser Einrichtungen kämpfen um ihre Integrität. In Deutschland haben die privaten Hochschulen mit derzeit 4,9 Prozent aller Studenten nur eine marginale Bedeutung, denn die öffentlichen Hochschulen haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg dem wachsenden Bildungsinteresse geöffnet.

So wurden also die Möglichkeiten privater Hochschulen durch die moderne Gesellschaft begünstigt, es entstand aber nur ein relativ geringes Interesse an ihrer Realisierung. Dass ihre Entwicklung nicht zu einer alternativen Bildungspraxis führt, schränkt die Bedeutung ein, die der Form der Trägerschaft heute noch zukommt.

Fernández Darraz, Enrique / Lenhardt, Gero / Reisz, Robert D. / Stock, Manfred (2009): Private Hochschulen in Chile, Deutschland, Rumänien und den USA. Struktur und Entwicklung. Hof-Arbeitsbericht. 3/2009. Wittenberg. 116 Seiten. ISBN 978-3-937573-17-5

Kostenloser Download: http://www.hof.uni-halle.de/dateien/ab_3_2009.pdf

Eine gedruckte Version kann beim Institut für Hochschulforschung bestellt werden:

Telefon: 03491/466-254
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