Die Highlights des ESC Kongress 2008

Dass sich der mit mehr als 30.000 Teilnehmern größte europäische Medizinkongress einmal mehr für den Standort Deutschland entschieden hat, sei auch eine Auszeichnung für die deutsche Kardiologie, sagt Prof. Dr. Eckart Fleck (Deutsches Herzzentrum Berlin), Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK): „Von den insgesamt fast 10.000 wissenschaftlichen Arbeiten („Abstracts“), die aus insgesamt 96 Ländern für eine Präsentation eingereicht wurden, stammten 978 aus Deutschland – das ist ebenso Nummer Eins wie die Zahl wissenschaftlicher Arbeiten, die schließlich für die Präsentation ausgewählt wurden (Annahmequote 37 Prozent): Von den rund 3.500 akzeptierten Arbeiten stammen 484 aus Deutschland.“

In mehr als 380 wissenschaftlichen Sitzungen, 190 davon im Rahmen des so genannten Pre-arranged Program, wurden in München alle Bereiche der Kardiologie unter aktuellen Gesichtspunkten diskutiert – von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Anwendung.

Forschung und der Entwicklung von Konsensus, um die zunehmenden Möglichkeiten der Bildgebung für Herz-Kreislauf-Patienten optimal zu nützen.

Hauptthema des ESC Kongresses mit rund 80 wissenschaftlichen Sitzungen waren die bildgebenden Verfahren in der Kardiologie. Dazu gab es in den vergangenen Jahren ganz entscheidende technische Fortschritte, die das Management von Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen im klinischen Alltag nachhaltig beeinflussen. Durch die neuesten Generationen der Computertomographie (CT) ist es nun möglich, bei bestimmten Patientengruppen die invasive Herzkatheter-Untersuchung durch eine weniger eingreifende Untersuchung (CT-Angiographie) zu ersetzen. Durch die Herz-Magnetresonanztomographie (Kardio-MRT), die ohne Röntgenstrahlen auskommt, kann zum Beispiel die Durchblutung, die Wandbewegung und die Gewebszusammensetzung sehr genau dargestellt werden.

Ultraschall mit hoher zeitlicher Auflösung ermöglicht heute auch Bewegungsanalysen in Echtzeit mit 3D-Darstellung. Prof. Fleck: „Angesichts dieser Entwicklungen bedarf es intensiver Forschung und der Entwicklung von Konsensus, um die zunehmenden Möglichkeiten der Bildgebung für Herz-Kreislauf-Patienten auch wirklich optimal zu nützen.“

Besonders interaktiven Erfahrungsaustausch mit High-tech-Unterstützung boten die FOCUS Sessions, in denen technologische Neuerungen im Bereich der bildgebenden und interventionellen Verfahren gezeigt werden – einige davon in Satellitenübertragungen aus verschiedenen europäischen Kliniken im praktischen Einsatz. Solche Live-Übertragungen gab es unter anderem aus Krankenhäusern in München und in Berlin.

Neue ESC-Guidelines zu Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Lungenembolie und Herzmuskel-Biopsien

Eine wichtige Aufgabe der ESC ist es, Behandler in Europa bei der optimalen Versorgung ihrer Patienten zu unterstützen. Unter anderem geschieht das durch die Publikation von Behandlungsleitlinien („Guidelines“) zu wichtigen Bereichen der Kardiologie, die den neuesten Stand des Wissens zusammenfassen. Vorgestellt wurden dieses Jahr Guidelines zu den Themen Herzinfarkt-Behandlung, Herzinsuffizienz, Lungenembolie und Herzmuskel-Biopsien. Publiziert wurde auch ein 350seitiges Kompendium mit Kurzfassungen aller gültigen aktuellen ESC Guidelines.

In speziellen Hotlines wurden auf dem ESC vier große klinische Studien vorgestellt:

SEAS-Studie: Intensive Lipidsenkung hält Herzklappen-Verengung nicht auf – Vorläufige Entwarnung bei Verdacht eines erhöhten Krebsrisikos

Eine Verengung der Aortenklappe („Aortenklappenstenose“) lässt sich durch eine intensive LDL-Senkung mit einer Simvastatin-Ezetimib-Kombination nicht aufhalten. Positive Effekte zeigte die Behandlung aber auf das Ausmaß von Gefäßverengungen und deren Folgen wie die Notwendigkeit von Bypass-Operationen. Das ergab die bereits im Vorfeld diskutierte und auf dem ESC präsentierte SEAS-Studie.

Der Verdacht, durch die Behandlung ein erhöhtes Krebsrisiko zu erzeugen, scheint sich nicht zu bestätigen. Um einem möglichen Zusammenhang nachzugehen, analysierten Epidemiologen der Universität Oxford die SEAS-Daten gemeinsam mit den Daten aus SHARP und IMPROVE, zwei weiteren noch laufenden Studien zur Ezetimib-Simvastatin-Kombination,. „Die Metaanalyse der drei Studien hat bisher den Verdacht auf ein erhöhtes Krebsrisiko nicht bestätigt. Die Krebsrate in SEAS dürfte also ein Zufallsprodukt sein“, so Prof. Fleck.

Derzeit läuft eine weitere Studie, die den Effekt einer Statintherapie auf die Progression der Aorten-Klappenverkalkung überprüft. „Sollte auch diese keine Wirkung zeigen, werden wir in der Forschung zur medikamentösen Prävention dieser Erkrankung wohl einen anderen Weg gehen müssen. Derzeit bleibt jedenfalls die Operation bei hochgradiger Klappenverengung der Behandlungsstandard,“ so Prof. Fleck. „Die gute Nachricht aus dieser Studie ist, dass die Rate der kardiovaskulären Ereignisse durch die LDL-Senkung zurückgeht. Damit zeigt sich erneut, dass die LDL-Senkung Atherosklerose wirksam bremst. Allerdings war das Ausmaß von 22 Prozent weniger atherosklerotischer Folgen bei 60 Prozent LDL-Cholesterinsenkung etwas enttäuschend.“

SYNTAX-Studie: Katheter-Interventionen mit Stents sind Bypass-Operationen noch nicht in allen Punkten gleichwertig

Nach einem Beobachtungszeitraum von einem Jahr schneiden Patienten mit Koronarer Herzkrankheit, die per Katheterintervention Stents in die verschlossenen Gefäße eingesetzt bekommen, nicht besser ab als Bypass-Patienten – auf der Basis eines Vergleichs von Sterblichkeit, Herzinfarkt- und Schlaganfallraten sowie der Notwendigkeit eines neuerlichen Eingriffs. Das sind die Ergebnisse der SYNTAX-Studie. Das Interesse an der SYNTAX-Studie war schon deshalb besonders groß, weil erstmals in einer derartigen Vergleichsuntersuchung nicht nur nach strengen Ein- und Ausschlusskriterien selektierte Patienten untersucht wurden, sondern alle Erkrankten.

Nach einem Jahr schnitten PCI und Bypass-Eingriff bei der Sterblichkeit (7,7 und 7,6 Prozent) und der Häufigkeit von Herzinfarkten gleich gut ab. Überlegen war die Katheterintervention mit Stentimplantation bei der Häufigkeit von Schlaganfällen (0,6 versus 2,2 Prozent), während sie beim Kriterium

„Notwendigkeit eines neuerlichen Eingriffs nach einem Jahr“ deutlich unterlegen war (13,7 versus 5,9 Prozent). Alle Vergleichskriterien zusammen genommen ergab sich im randomisierten Studienzweig eine kumulierte Ereignishäufigkeit von 17,8 Prozent für PCI und 12,1 Prozent für die Bypass-Operation.

„Die Ergebnisse bedeuten nicht, dass wir jetzt eine klare Empfehlung abgeben können. Die Debatte bleibt in Bewegung, beide Interventionsformen haben sich qualitativ in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt“, sagte Prof. Fleck „Hier wird es in Zukunft immer stärker auf die Patientenwünsche ankommen. Der Preis des wesentlich schonenderen Eingriffs per Katheter ist das höhere Risiko, dass die Intervention wiederholt werden muss.“

CARDia-Studie: Ähnliche Ergebnisse bei Diabetikern

In der dem ESC-Kongress vorgestellten CARDia-Studie wurden in einem solchen Vergleich nur Patienten mit Diabetes und Gefäßverengungen untersucht, also eine Gruppe von Herzpatienten mit besonders ungünstiger Prognose. Auch hier lagen die Ergebnisse ähnlich wie in der SYNTAX-Studie für PCI und Bypass-Operation bei Sterblichkeit und Herzinfarkthäufigkeit gleich. Bei der Häufigkeit von Schlanganfällen innerhalb eines Jahres schnitt die Katheterintervention besser ab (0,4 versus 2,5 Prozent), während sie bei der Häufigkeit der Wiedereingriffe (9,9 versus 2,0 Prozent) und der kumulierten Ereignishäufigkeit (17,5 versus 11 Prozent) ungünstiger lag.

„Die Studien zeigen, dass auch komplexe Gefäßbefunde vollständig und risikoarm mittels Katheterintervention versorgt werden können. Allerdings besteht der Nachteil, dass immer noch mit erneuten Eingriffen innerhalb kurzer Zeit gerechnet werden muss“, kommentiert Prof. Fleck. „Im Vergleich zu früheren, ebenfalls größeren Studien ist die Häufigkeit für Wiederholungseingriffe dank beschichteter Stents erheblich zurückgegangen.“

BEAUTIFUL-Studie: Herzfrequenz-reduzierende Substanz hat keinen generellen Effekt auf Sterblichkeit und Herzinsuffizienz-Rate, aber Patienten mit erhöhter Herzfrequenz profitieren

Die Behandlung mit der Substanz Ivabradin, die eine erhöhte Herzfrequenz senkt, wirkt sich bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und Linksherzinsuffizienz nicht generell positiv auf Sterblichkeit, Herzinfarkt- oder Herzinsuffizienzhäufigkeit aus. Patienten mit einer Herzfrequenz über 70 Schläge pro Minute profitieren aber von der Medikation, bei ihnen reduziert sich das Risiko für Herzinfarkt oder Gefäßkomplikation um ein Drittel. Das ist das Ergebnis der BEAUTIFUL-Studie.

„Die Studie unterstreicht die Bedeutung der Herzfrequenz für die Ischämie-Entstehung des Herzmuskels und der sich daraus ergebenden ungünstigen Konsequenzen. Eine zusätzlich zur Beta-Blockertherapie eingesetzte Frequenzsenkung hat einen deutlich günstigen Effekt und wird gut vertragen“, so Prof. Fleck.

GISSI-HF Studie: Omega-3-Fettsäure verbessert Prognose von Herzinsuffizienz-Patienten moderat, Rosuvastatin zeigt keinen Effekt

Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (HI), die zusätzlich zur Standard-Behandlung auch mit Omega-3-Fettsäuren therapiert werden, können davon zumindest moderat profitieren, was ihre Sterblichkeit und die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten betrifft. Das ist das Ergebnis eines Teiles der GISSI-HF-Studie. In der Gruppe, die zusätzlich zu ihrer Standardmedikation gegen Herzinsuffizienz täglich ein Gramm Omega-3-Fettsäuren erhielt, wurde ein Rückgang der Gesamtsterblichkeit um 1,8 Prozent (27 Prozent versus 29 Prozent unter Placebo) beobachtet. „Der positive Effekt ist zwar geringer als erwartet, aber die Daten geben doch einen Hinweis, dass bei Herzschwäche-Patienten ungesättigte Fettsäuren als zusätzliche Therapie sinnvoll sind“, so Prof. Fleck.

In einem anderen Studienzweig untersuchten Forscher, wie sich die tägliche Gabe von 10 mg des Lipidsenkers Rosuvastatin bei HI-Patienten auswirkt. Dies in der Annahme, dass sich ähnliche Effekte wie bei der Sekundärprävention der koronaren Herzerkrankung erzielen lassen. Weder bei der Sterblichkeit, noch bei der Rate von Krankenhauseinweisungen aufgrund kardiovaskulärer Ereignisse konnten wir einen Unterschied zwischen der Statin- und der Placebogruppe feststellen“, so Studienleiter Prof. Gianni Tognoni (Mailand). Prof. Fleck: „Statine bringen bei Herzinsuffizienz wohl deshalb nichts, weil sie in dieser Phase einfach zu spät kommen.“

DECREASE III-Studie: Behandlung mit Statinen verbessert Herz-Ergebnisse bei gefäßchirurgischen Eingriffen

Nutzen bringt die Lipidsenkung hingegen Patienten vor und nach einem gefäßchirurgischen Eingriff, zeigt die DECREASE III-Studie. Patienten die mit einer Retard-Formulierung des Lipidsenkers Fluvastatin (80 Milligramm, einmal täglich) vor und nach einem gefäßchirurgischen Eingriff – zusätzlich zur herkömmlichen Beta-Blocker-Therapie – behandelt wurden, hatten ein um 52 Prozent niedrigeres Risiko für Herzinfarkte oder tödliche kardiovaskuläre Komplikationen.

„Der positive Effekt der Statinbehandlung zeigte sich in dieser Studie auch bei Patienten mit nicht behandlungsbedürftigen Blutfettwerten“, so Prof. Fleck. „Dies dürfte auf den entzündungshemmenden Effekt der Statine zurückzuführen sein.“

Depressionen sind wichtiger unabhängiger Risikofaktor für Patienten mit Herzkrankheiten

Aktuelle Daten zeigen, dass Depressionen ein wichtiger unabhängiger Risikofaktor für Patienten mit Herzkrankheiten sind und in einem Zusammenhang mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko stehen. Die neuen Ergebnisse der EUROASPIRE III Studie, an der sich 22 europäische Länder beteiligten, zeigen dass nach akuten Herzkrankheiten 27 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen unter Angststörungen, und 21 Prozent der Männer und 32 Prozent der Frauen unter Depressionen leiden.

Eine auf dem ESC-Kongress vorgestellte italienische Studie zeigt einmal mehr, dass Menschen mit Depressionen eine deutlich schlechtere kardiovaskuläre Prognose haben: Depressive Personen zwischen 30 und 50 Jahren hatten in dieser Untersuchung ein um 212Prozent erhöhtes Risiko, Menschen zwischen 50 und 60 Jahren ein um 50Prozent erhöhtes Risiko, und über 60jährige ein um 39 Prozent erhöhtes Risiko.

„Depressionen bei Herz-Patienten sind assoziiert mit psychologischer, funktioneller und körperlicher Beeinträchtigung, ihre wirksame Behandlung verbessert die Lebenserwartung, die Lebensqualität und den Gesamtzustand Betroffener“, so Prof. Fleck: „Die neuen Daten legen nahe, dass eine geeignete antidepressive Behandlung bei Patienten mit Depressionen und nach einem akuten Koronarsyndrom routinemäßig erwogen werden sollten.“

Whitehall-Studie: 50jährige Nichtraucher haben eine um etwa 10 Jahre längere Lebenserwartung als gleichaltrige Raucher

Einen hohen Stellenwert nahmen auf dem ESC die verschiedenen Gesichtspunkte der Prävention ein, insbesondere das Thema Rauchen. 50jährige Nichtraucher, so zeigte die Whitehall-Studie, haben eine um etwa 10 Jahre längere Lebenserwartung als gleichaltrige Raucher. Zusätzliche Effekte können durch veränderte Ernährungsgewohnheiten und die medikamentöse Behandlung von Risikofaktoren wie erhöhten Blutdruck- und Cholesterinwerten erzielt werden. Die Studie hat 1968-1970 damit begonnen, 19.000 Londoner städtische Angestellte männlichen Geschlechts und mittleren Alters bis heute zu untersuchen.

Von den in den folgenden 35 Jahren verstorbenen 13.442 Studienteilnehmer (71 Prozent) verstarb jeder Zweite an Gefäß-Erkrankungen.

Im Vergleich zu den Zahlen von 1970 verringerte sich die Sterblichkeit aufgrund von Gefäß-Krankheiten in den 1980er Jahren um 24 Prozent, in den 1990er Jahren um 44 Prozent, und zwischen 2000 und 2005 um 56 Prozent. „Die Verlängerung der Lebenserwartung in UK ist in erster Linie Ausdruck veränderter Rauchgewohnheiten“, erklärt Prof. Fleck. „Von den drei Risikofaktoren Rauchen, hoher Blutdruck und Fettstoffwechselstörung erweist sich einmal mehr der überproportionale Einfluss des Rauchens auf die Lebenserwartung.“

Raucherinnen haben ein signifikantes zusätzliches Herzinfarkt-Risiko

„Es gibt einen Geschlechter-Unterschied bei der Auswirkung des Rauchens auf die Herzkranz-Gefäße, Raucherinnen haben ein signifikantes zusätzliches Herzinfarkt-Risiko“, so Prof. Fleck. Während nichtrauchende Herzinfarkt-Patientinnen ihren ersten Infarkt durchschnittlich im Alter von 80,7 Jahren bekommen, trifft es Raucherinnen bereits mit 66,2 Jahren, also 14,4 Jahre früher. Berücksichtigt man weitere Risikofaktoren wie hohe Blutdruck- oder Blutfettwerte, so ist allein das Rauchen für 13,7 Jahre des frühzeitiger auftretenden Herzinfarktes verantwortlich, berichten die Autoren der Studie aus Lillehammer (Norwegen), bei der 1.784 Patientendaten ausgewertet wurden.

Zum Vergleich: Nichtrauchende männliche Herzinfarkt-Patienten sind bei ihrem ersten Infarkt im Schnitt 72,2 Jahre alt, Raucher 63,9 Jahre. Der zeitliche Abstand bei Männern beträgt 8,3 Jahre, wovon das Rauchen für 6,2 Jahre verantwortlich ist – also für weniger als die Hälfte als bei Frauen.

„Die Rauchergewohnheiten haben sich in den vergangenen Jahren in Richtung weniger Raucher und mehr Raucherinnen entwickelt, wobei das Einstiegsalter zunehmend niedriger wird“, so Prof. Fleck. „Deshalb bekommen rauchende Frauen häufig bereits vor der Menopause einen Herzinfarkt. Rauchen ist ein derart potenter Herzinfarkt-Risikofaktor, dass selbst der Schutz durch den natürlichen Hormonstoffwechsel nicht ausreicht, der Nichtraucherinnen in der Regel bis zur Menopause vor einem Infarkt schützt.“

Dicke Kinder: Gezielte Betreuung senkt Gewicht und Risiko

Übergewichtige Kinder, die gezielt therapeutisch betreut werden, nehmen nicht nur erfolgreich ab, sie verbessern auch ihr Risikoprofil in Sachen Herzgesundheit – mit deutlich geringeren Blutdruck- und Blutfettwerten als vor der Therapie. Stationäre Behandlungssettings hinterlassen noch deutlichere Spuren als ambulante. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer deutschen Studie, (Dr. Ulrike Hoffmeister, Universität Ulm), die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung initiiert wurde.

Diese Ergebnisse sind schon deshalb von Bedeutung, weil immer mehr Kinder und Jugendliche übergewichtig oder sogar krankhaft fettsüchtig (adipös) sind. Als übergewichtig gelten Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 30, ein BMI über 30 bedeutet Adipositas. Erhebungen des Robert-Koch-Instituts zufolge sind 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen drei und 17 Jahren (8,7 Prozent) übergewichtig, weitere 800.000 (6,3 Prozent) leiden an Adipositas.

Vor der jeweiligen Therapie waren 14 Prozent der jungen Patienten (8 bis 16 Jahre) übergewichtig, 49 Prozent adipös und 37 Prozent extrem adipös. Bei 55 Prozent der Untersuchten konnte eine deutliche Reduktion ihres Gewichts erreicht werden. Kinder, die in stationären Reha-Einrichtungen behandelt wurden, nahmen im Verlauf der Therapie besser ab als in ambulanten Einrichtungen behandelte Patienten. Übergewichtige Patienten waren erfolgreicher als extrem adipöse Jugendliche.

Aber auch auf die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die schon junge Übergewichtige ansammeln, wirkten sich die Therapieprogramme positiv aus. Zu Therapiebeginn wurde bei 26 Prozent der Kinder und Jugendlichen Bluthochdruck diagnostiziert, nach Ende der Behandlung waren es nur noch 17 Prozent. Bei 37 Prozent der Kinder und Jugendlichen waren zu Beginn der Behandlung die Blutfettwerte erhöht, nach der Intervention bei 28 Prozent.

Prof. Fleck: „In dieser großen Studie konnten alle Therapiekonzepte kurzfristig Erfolge nachweisen.“

Treppensteigen statt Liftfahren macht schlank, hält fit und reduziert die Risikofakturen

Um sich fit zu halten braucht es nicht allzu viel. Wer regelmäßig Treppen steigt anstatt den Lift zu nehmen, verbessert nicht nur seine Fitness, sondern verringert Hüftumfang, Körpergewicht, Fettanteil am Gewebe, diastolischen Blutdruck und LDL-Cholesterin. Das sind die Ergebnisse einer Studie der Universität Genf (CH). 77 Mitarbeiter der Universität Genf mit einem bewegungsarmen Lebensstil – definiert als weniger als zwei Stunden Bewegung pro Woche oder das Überwinden von mindestens zehn Stockwerken zu Fuß pro Tag – mussten zu Studienzwecken zwölf Wochen lang auf den Lift verzichten und Treppen steigen. Die Zahl der zu Fuß überwundenen Stockwerke stieg von zuvor 5 auf 23, und nach 12 Wochen hatte sich bei den 69 Teilnehmern, die bis zum Ende durchgehalten hatten, die Sauerstoffaufnahme (VO2, Maßstab der aerobischen Leistungsfähigkeit) um durchschnittlich 8,6 Prozent erhöht.

Außerdem verringerte sich der Hüftumfang der Studienteilnehmer um durchschnittlich 1,8 Prozent, das Gewicht um 0,7Prozent, die Fettmasse um 1,7 Prozent, der diastolische Blutdruck um 2,3 Prozent und das LDL-Cholesterin um 3,9 Prozent.

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Prof. Dr. Eckart Fleck alfa

Weitere Informationen:

http://www.escardio.org

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