Herz-Kreislauf-Sterblichkeit und Strategien zur Prävention: Große Unterschiede im europäischen Ländervergleich

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind europaweit nach wie vor die Todesursache Nummer eins, obwohl in den meisten Ländern die Sterblichkeitsraten bei diesen Krankheiten zurückgehen. Darauf verweist der aktuelle Bericht „Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Europa“ des von der Europäischen Kommission geförderten EuroHeart-Projekts.

Die Deutsche Herzstiftung ist an diesem dreijährigen Projekt des European Heart Network und der European Society of Cardiology beteiligt. Ein Teilprojekt hatte das Ziel, in 16 europäischen Ländern – durch Datenerhebung mittels Fragebogen – vergleichbare Informationen zu Präventionsstrategien auf nationaler Ebene zu erhalten. Der Ländervergleich zeigt, dass es nicht nur bei den Sterblichkeitsraten, sondern auch bei den Maßnahmen zur Vorsorge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen große Unterschiede zwischen einzelnen Staaten gibt.

So ist die Sterbeziffer bei der Koronaren Herzkrankheit (KHK) in der Altersgruppe unter 65 Jahren bei Männern in Ungarn (mit 105 pro 100 000 Einwohner) mehr als sechsmal höher als in Frankreich (17 pro 100 000), bei Frauen in Ungarn sogar mehr als neunmal höher als in Frankreich. In Deutschland liegt sie für Männer bei 33, für Frauen bei 8 pro 100 000. Zudem gibt es sehr unterschiedliche Trends: Während die Sterblichkeitsrate bei der KHK in Finnland von 1972 bis 2005 um 76 Prozent sank, ist diese Rate in Griechenland im gleichen Zeitraum um 11 Prozent gestiegen.

Zwar konnten im Hinblick auf gesundheitspolitische Maßnahmen alle Länder hauptverantwortliche Regierungsinstitutionen und weitere Organisationen auf nationaler Ebene benennen, die sich mit der Förderung von Herz-Kreislauf-Gesundheit und der Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten befassen. Zwischen den einzelnen Ländern existieren diesbezüglich jedoch große Unterschiede, was nationale Gesetze und Rechtsvorschriften, Richtlinien, Strategien, Programme oder Leitlinien betrifft. So gibt es zum Beispiel nur in drei Ländern (Deutschland, Frankreich und Irland) Empfehlungen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung, während alle untersuchten Länder außer Deutschland und Griechenland nationale KHK-Richtlinien haben. Auch für weitere Bereiche wie Public Health gibt es in Deutschland keine nationalen Richtlinien. Dieses vermeintlich „schlechte“ Ergebnis im internationalen Vergleich hängt jedoch auch damit zusammen, dass zahlreiche gesundheitspolitische Maßnahmen hierzulande in den Zuständigkeitsbereich der Bundesländer fallen und damit bei der Datenerhebung nicht berücksichtigt wurden.

Nationale Programme zur Herz-Kreislauf-Gesundheit haben alle 16 untersuchten Staaten. Am häufigsten kommen diese (z.B. Bildungsprogramme zur positiven Beeinflussung des individuellen Gesundheitsverhaltens) in den Bereichen Public Health, Koronare Herzkrankheit, Tabak, Lebensmittel und körperliche Bewegung vor. „Dass sich gesetzgeberische Vorsorgemaßnahmen positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken können, zeigt sich insbesondere beim Tabakkonsum“, sagt Prof. Dr. med. Helmut Gohlke, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. „So belegen mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, dass es in Ländern und Regionen mit strengen gesetzlichen Regelungen für einen Nichtraucherschutz in der Öffentlichkeit bereits nach einem Jahr zu einem drastischen Rückgang von Herzinfarkten vorwiegend bei Nichtrauchern kam.“

Die zahlreichen durch das EuroHeart-Projekt gelieferten Daten und Informationen zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen können den jeweiligen Ländern den Vergleich eigener Aktivitäten mit denen anderer Länder erlauben. Dennoch besteht dem Bericht zufolge ein großer Bedarf für weitere Kooperation und Datenerfassung auf europäischer Ebene, um die Effektivität der verschiedenen Maßnahmen besser bewerten zu können.

Interessierte finden den Bericht „Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Europa“ des EuroHeart-Projekts als PDF-Dokument auf www.herzstiftung.de.

Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle
Dr. Klaus Fleck / Pierre König
Tel. 069/95 51 28-140
Fax: 069/95 51 28-345
E-Mail: koenig@herzstiftung.de
Der Bericht ist Bestandteil des Arbeitspakets 5 des EuroHeart-Projekts und wurde von der Europäischen Union im Rahmen des Gesundheitsprogramms teilfinanziert. Die Exekutivagentur für Gesundheit und Verbraucher ist für die Nutzung der in diesem Bericht gemachten Angaben nicht verantwortlich. Die alleinige Verantwortung obliegt den jeweiligen Personen/Organisationen.

Media Contact

Pierre König idw

Weitere Informationen:

http://www.herzstiftung.de

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