Hartz IV trotz Arbeit: Häufig spielen fehlende Kinderbetreuung oder gesundheitliche Einschränkungen eine Rolle

Dabei handelt es sich aber nur selten um Vollzeitbeschäftigte, die ausschließlich aufgrund geringer Stundenlöhne bedürftig sind, berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Die meisten der sogenannten „Aufstocker“ arbeiten weniger als 35 Stunden pro Woche. Einer Ausweitung der Arbeitszeit stehen häufig gesundheitliche Einschränkungen, eine fehlende Berufsausbildung und mangelnde Kinderbetreuungsmöglichkeiten entgegen. Befragungsergebnisse würden auf eine in der Regel hohe Arbeitsmotivation der Betroffenen hinweisen, betonen die Nürnberger Arbeitsmarktforscher.

Die Aufstocker in Westdeutschland verdienen durchschnittlich sieben Euro pro Stunde brutto, die Aufstocker in Ostdeutschland sechs Euro. Die Mehrheit der ostdeutschen Singles und Alleinerziehenden bekommt sogar weniger als fünf Euro brutto in der Stunde bezahlt.

Geringe Löhne sind aber nur selten die alleinige Ursache der Bedürftigkeit, geht aus der IAB-Studie hervor. Beim überwiegenden Teil der Aufstocker ist auch die Arbeitszeit entscheidend. So arbeitet nur jeder fünfte abhängig beschäftigte Aufstocker mehr als 35 Stunden pro Woche, mehr als jeder zweite dagegen weniger als 15 Stunden. Die Größe der Haushalte spielt zwar ebenfalls eine Rolle, ist im Vergleich zum Faktor Arbeitszeit aber eher nachrangig: Nur bei jeder vierten sogenannten Bedarfsgemeinschaft handelt es sich einen Haushalt mit zwei oder mehr Kindern unter 25 Jahren.

Auch Anstrengungen in der Gesundheits-, Bildungs- und Familienpolitik erforderlich

Die Ergebnisse einer Befragung von 19.000 Personen, darunter mehr als 1000 Aufstocker, weisen auf eine hohe Arbeitsmotivation der Aufstocker hin. Rund 60 Prozent von ihnen erklärten, sie würden auch dann gerne arbeiten, wenn sie nicht auf den Lohn angewiesen wären. Von allen befragten Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 bis 64 Jahren sagten dies dagegen nur 40 Prozent. Gleichzeitig wird in der Befragung erkennbar, dass eine Vollzeitbeschäftigung häufig an gesundheitlichen Einschränkungen, geringer Qualifikation oder fehlender Kinderbetreuung scheitert. Weitere Anstrengungen in der aktiven Arbeitsmarktpolitik, aber auch in der Gesundheits-, Bildungs- und Familienpolitik seien nötig, um eine stärkere Teilhabe der Aufstocker und der vollständig erwerbslosen Arbeitslosengeld-II-Empfänger am Arbeitsleben zu erreichen, so die IAB-Studie.

Die IAB-Studie steht im Internet unter http://doku.iab.de/kurzber/2009/kb0209.pdf zum kostenlosen Download bereit.

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Wolfgang Braun idw

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