Wie der Güterverkehr sauberer werden kann

Mehr als 2,5 Millionen Nutzfahrzeuge rollen über deutsche Straßen. Der Gesamtbestand hat sich seit 1990 um nahezu zwei Drittel erhöht. Der Straßengüterverkehr entwickelte sich außerordentlich dynamisch und wird dies voraussichtlich auch weiterhin tun.

Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Deutsche Institut für Luft- und Raumfahrt im Auftrag des Shell-Konzerns erarbeitete und die vor Kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Ausgangspunkt waren Fragen, die sich immer dringlicher stellen: Wie geht es mit dem Verkehrsaufkommen weiter? Wie kann insbesondere die Nachhaltigkeit des Lkw in der Umwelttechnologie, in Energieverbrauch und Klimaschutz verbessert werden?

„Der Straßengüterverkehr wird sauberer werden, die Flotte leichter Nutzfahrzeuge modernisiert sich jedoch nur langsam“, erklärt Prof. Dr. Barbara Lenz dazu. Sie leitet das DLR-Institut für Verkehrsforschung und ist Inhaberin der S-Professur Verkehrsnachfrage und Verkehrswirkungen an der TU Berlin. 2008 habe das Güterverkehrsaufkommen in Deutschland bei vier Milliarden Tonnen gelegen, die Güterverkehrsleistung bei rund 670 Milliarden Tonnenkilometern. „Die Verkehrsleistung wird bis 2030 auf über 1000 Milliarden Tonnenkilometer ansteigen“, prognostiziert Barbara Lenz. Insbesondere würden sich die Fahrleistungen von schweren Lkw bis 2030 nahezu verdoppeln.

Trotz erheblicher und aussichtsreicher Verbesserung der Technologie werden technische Anstrengungen aus Sicht der Wissenschaftlerin allerdings nicht ausreichen, um den CO2-Ausstoß des Straßengüterverkehrs unter das heutige Niveau zu senken. Der Anteil des Straßengüterverkehrs an den gesamten Kohlendioxid-Emissionen beträgt derzeit etwa fünf Prozent. Durch die Steigerung der Fahrleistungen wird dieser Anteil jedoch, trotz in Aussicht gestellter technologischer Verbesserungen wie bessere Dieseltechnologie oder verstärkter Einsatz von Hybridfahrzeugen und Biokraftstoff, noch um etwa 50 Prozent zunehmen. Schwere Lkw fahren heute zu 99 Prozent mit Diesel-Antriebsstoffen. Der Diesel-Antrieb bei der Gesamtflotte liegt bei etwa 93 Prozent. In der Leistung vergleichbare Antriebskonzepte fehlen allerdings derzeit noch. Deutschland steht es dabei gut an, sich um die Entwicklung ressourcenschonender Technologien im Kraftfahrzeugverkehr zu kümmern, denn es ist mit einem Anteil von rund einem Viertel an den Neuzulassungen von Lkw und Sattelzugmaschinen über 3,5 Tonnen der größte Fahrzeugmarkt in Europa.

„Wir haben mit einem aus Umweltsicht ambitionierten Alternativ-Szenario den Anstieg des CO2-Ausstoßens auf 32 Prozent bei gleicher Güterverkehrsleistung begrenzen können“, so die Verkehrsforscherin Barbara Lenz. „Schlüsselpositionen nehmen dabei der Einsatz Kraftstoff sparender Techniken sowie eine Zunahme alternativer Antriebe wie des Elektroautos und Kraftstoffe wie Erdgas und Biodiesel ein, ebenso wie eine veränderte CO2-Bilanz beim deutschen Strommix.“ Doch um dies alles umzusetzen, bleibe noch viel zu tun, denn gerade für schwere Lkw und Sattelzugmaschinen stünden keine alternativen Antriebskonzepte zur Verfügung und die Effizienzsteigerung müsse noch vorangebracht werden. „Um die Entwicklung solcher Konzepte anzuregen, müssen vor allem wirtschaftliche Anreize gegeben sein“, empfiehlt die Verkehrsexpertin.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr. Barbara Lenz, Technische Universität, Institut für Land und Seeverkehr, Fachgebiet Verkehrsnachfrage und Verkehrswirkungen, Tel.: 030 / 67055-206 E-Mail: Barbara.Lenz@dlr.de

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